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  • Bericht
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  • Franziska Brück
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  • 11.03.2016

Ferienjob im OP

Statt Meeresbrise hat Franziska in ihren Semesterferien Klinikluft geschnuppert – und war begeistert. Warum, erfährst du hier.

© MEV


Zu Beginn des Semesters beschloss ich, dass ich in der vorlesungsfreien Zeit sehr gerne arbeiten würde. Allerdings war ich wenig motiviert, in einem Restaurant zu kellnern oder im Supermarkt an der Kasse zu sitzen. Also surfte ich ein wenig im Internet und fand schnell heraus, dass viele Medizinstudenten in den Ferien als sogenannte Hakenhalter - die 2. Assistenz im OP - arbeiten.

Ich war begeistert von diesem Job und begann direkt, alle Krankenhäuser im Umkreis zu kontaktieren. Schnell bekam ich die Rückmeldung, dass Studenten als OP-Assistenz gerne gesehen sind und nach ein paar Mails und einem kurzen Vorstellungsgespräch hatte ich den Job. Am 11.Januar sollte es losgehen im OP der Unfallchirurgie.

Am ersten Tag ging ich frohen Mutes und hoch motiviert, mit OP-Kleidung, Haube und Mundschutz ausgestattet in den OP-Trakt. Zunächst zeigte mir die OP-Schwester, wie man sich steril einwäscht und anschließend den sterilen Kittel und die Handschuhe anzieht. Dann ging es in den OP und meine Aufregung wuchs.

Zum Einstieg gab es einen kleinen und kurzen Eingriff –Metallentfernung bei Plattenosteosynthese einer Claviculaschaftfraktur. Zunächst stand ich noch recht schüchtern mit Tupfer und Schere in der Hand am Tisch, doch der Mut und die Begeisterung stiegen mit jeder Minute der OP. Es war ein wundervolles Gefühl, dabei zu sein und sich ein bisschen wie ein Arzt fühlen zu dürfen.

Insgesamt war ich fünf Wochen als studentische Assistenz eingestellt und durfte in dieser Zeit viele interessante Eingriffe sehen. Neben Routineeingriffen wie HüftTEP, KnieTEP, Arthroskopien der Schulter-, Knie- und Sprunggelenke war das Highlight meiner Zeit im Krankenhaus eine 93-jährige Patienten mit einer Beckenfraktur: sie musste sich zwei längeren OPs unterziehen und ich durfte assistieren.

Die Chirurgen und auch die Belegärzte waren alle äußerst motiviert, mir die OP-Techniken, wichtige anatomische Grundlagen und Besonderheiten zu erklären. So war es nicht nur ein Ferienjob sondern auch gleichzeitig eine Chance mein medizinisches Wissen zu erweitern und viel Neues zu lernen.

Ich durfte den Operateuren zur Hand gehen und stand nicht nur zuschauend daneben. Natürlich war ich in erster Linie zum Haken halten da. Zwischendurch durfte ich aber auch absaugen, kleinere Blutungen mit Kompressen stillen und schließlich beim Zunähen helfen. Ein besonderes Highlight war als ich am Ende einer HüftTEP die Wunde mit dem Tacker verschließen durfte.

Die Arbeit im OP war körperlich anstrengend, man steht die ganze Zeit und ist in einen sterilen Kittel dick verpackt, neben Mundschutz und Haube hat man bei den meisten orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen auch noch eine Schutzbrille an. Trotz der 18°C im OP-Saal ist es also mollig warm. Bei manchen Operationen musste ich auch eine Röntgenschürze tragen, was eine zusätzliche körperliche Belastung ist. 

Das Hakenhalten sollte man wirklich nicht unterschätzen, denn teilweise muss man einen großen Muskel zur Seite ziehen oder ein ganzes Bein (natürlich ohne Haken) halten und zwar in einer äußerst akkuraten Position, sodass der Operateur einen guten Einblick in das Operationsgebiet hat.

Die OP-Schwestern waren mir gegenüber immer aufgeschlossen und erklärten mir die Instrumente und die OP-Vor- und Nachbereitungen.. Toll war auch, dass ich außerdem einen Einblick in die Arbeit der Anästhesisten und verschiedenen Anästhesiemethoden bekam.

Fazit

Es war eine sehr schöne Zeit für mich, ich war jeden Tag motiviert zur Arbeit zu gehen und etwas Neues zu lernen – ich habe mich sogar am Abend vorher schon auf den nächsten Tag im OP gefreut. Es war eine super Erfahrung, erleben zu dürfen, wofür man studiert und dass sich das Lernen und das lange Studium lohnen!

 

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