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  • 19.05.2014

Dr. Motz und die kleinen Tierchen

Eigentlich haben Tiere im Krankenhaus nichts zu suchen. Manch Hund oder Katze landet im Tierheim, wenn der zugehörige Dosenöffner stationär aufgenommen werden muss. Andere kommen bei Verwandten unter und entwickeln eine Psychose – bilateral.

Foto: Fotolia / Orhan Çam 

 

Ab ins Tierheim!

Rührende Szenen spielen sich ab, wenn Herrchen oder Frauchen soweit genesen sind, dass sie sich einige Schritte aus dem Hauptausgang herauswagen können und dort tierisches Wiedersehen gefeiert werden kann. Manche Patienten sind allerdings so schlecht beisammen, dass Dr. Motz auch sie am liebsten ins Tierheim verfrachten würden. Zum Beispiel infektionsbehaftete Junkies mit Complianceproblemen, bei denen sich ein normales Heim vehement weigert, sie aufzunehmen oder volldemente durchfallbehaftete Opas im Delir. Da wäre Dr. Motz dann ab und an doch lieber Tierarzt als Menschenarzt geworden.

 

Wo ist der Kammerjäger?

Manche Tierbesitzer schaffen es dennoch mit ihren Lieblingen ins Innere eines Krankenhauses. Oft verbergen sie ihre animalischen Begleiter so gut, dass diese erst im OP unter Verbänden oder auf der Station im Haarfilz aus ihrem sicheren Versteck gelockt werden. Dr. Motz bekommt noch immer Juckreiz, wenn er an den Obdachlosen mit Oberschenkelfraktur denkt, dessen Läuse munter den Extensionstisch rauf und runter krabbelten. Ruft er sich die krabbelnden Maden in einer chronischen Ulkuswunde eines verwahrlosten Diabetikers in Gedächtnis, schüttelt es ihn. Maden sind ja ok, dann aber bitte steril gezüchtet und in ein kleinporiges Säckchen eingenäht!

 

Kann mal jemand 'ne sterile Fliegenklatsche anreichen?

Doch auch ohne menschlichen Träger gelangt das ein oder andere Teil der Umgebungsfauna in die Hospitäler. Fliegen überlisten manch Gazegitter vor den OP Fenstern und surren unter die Laminar Flow Anlage im Operationssaal. Sie rufen schrilles Kreischen beim Operateur (auch den männlichen!) hervor und veranlassen sämtliche Springer zu einer Kodansprühschlacht. Eigentlich ein Wunder, das noch niemand auf die Idee gekommen ist, für einen solchen Notfall eine sterile Fliegenklatsche einzeln verpackt zu bevorraten.

 

Es geht noch kleiner!

Neben makroskopisch sichtbaren Übeltätern kämpft der gemeine Krankenhausarzt natürlich auch gegen mikroskopisch kleine Tiere. Oder gegen einen Lachanfall, wenn der mikrobiologische Befund skurrile Bakteriennamen ausspuckt. Wie bitte schaut ein Staphylokokkus delphini aus? Kann ein Staph. nepalensis durch hyperbare 02 Therapie verjagt werden? Befällt Actinobacter towneri nur städtische Hipster?

 

Verewigt in der Nomenklatur!

Bei seiner Recherche skurriler Schädlingsnamen stößt Dr. Motz dann aber noch begeistert auf ganz andere Kaliber! Es gibt einen Saccharomyces carlsbergensis – Pilz der Alkoholiker? Keine Ahnung ob der Verzehr zu enterischen Vergiftungen führt, aber wer würde freiwillig die Schnecke Bursina borisbeckeri, Froschschenkel von Hyloscirtus princecharlesi oder ein Fischgericht aus Etheostoma clinton, E. gore, E. jimmycarter, E. obama und E. teddyroosevelt verzehren?

 

Tiere sind die besseren Forschungsobjekte

Dr. Motz hat seine Bestimmung gefunden! Er wird sich nun der Mikrobiologie zuwenden und ein Bakterium nach sich benennen. Meckerobazillus motzii wird es heißen! Und die Forschungsgelder dafür wird er gleich beim Schleimbakterium Deefgea rivuli beantragen.

 

 

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