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  • Bericht
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  • Stephanie Schulz
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  • 23.07.2004

Der Länderabend Benin an der Uni Homburg

Fremde Kulturen, leckeres Essen, ein toller Vortrag mit Diashow … und alles direkt an Stephanies Uni! Da sie vom Länderabend so begeistert war, schrieb sie direkt einen Bericht darüber, was sie dort alles erfahren und erlebt hat.

Mit rund 20 Besuchern saß ich im vergangenen Jahr gemütlich am Tisch im Raum der ESG und KHG und hörte Sylvie Afi D.Alagbe zu, die von ihrem Heimatland Benin berichteten. Sie war Stipendiatin beim Kirchlichen Entwicklungsdienst und studierte daher in Homburg.

 

Foto: Anne Cordes

Typisches Kunsthandwerk in Benin: Grasschmuck und Batiken; Alle Bilder wurden von Anne Cordes in Benin aufgenommen, freundlicherweise hat sie mir erlaubt, einige davon zu verwenden.

 

Afrika, das schwarze Land und mittendrin Benin

Benin ist ein recht kleines Land von 112 600 Quadratkilometern und liegt am Atlantischen Ozean zwischen Togo, Nigeria und dem Niger, außerdem grenzt es an Burkina Faso. Die Hauptstadt des Landes ist Porto Novo, der Regierungssitz ist jedoch in Cotonou. Die Amtssprache ist Französisch, es gibt jedoch 5 regionale Sprachen, die sehr unterschiedlich sind. An dieser Stelle entstand eine Diskussion unter einigen Afrikanern über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Sprachen und das Problem der Grenzbildung wurde deutlich: Wenn man sich die Karte Afrikas so zusagen makroskopisch anschaut bemerkt man bereits, dass die Grenzen sehr gerade verlaufen und viele Länder wie mit dem Lineal gezogen sind. Diese Grenzen sind während der Kolonialzeit ohne Rücksicht auf Stammesgrenzen gezogen worden, sodass Benin eigentlich ein Kunstprodukt aus mehreren Stämmen ist.

Sprache und Politik Benins

Die Bewohner Benins lernen also mindestens 4 Sprachen: Französisch, Englisch, Deutsch in der Schule und zu Hause ihre jeweilige Volkssprache.

Benin wird gerne als Musterdemokratie Afrikas bezeichnet, weil es seit 1990 politisch vollkommen neu gestaltet ist: es gibt regelmäßige freie Wahlen und das verfassungsrechtlich festgelegte Mehrparteiensystem, ebenso eine ausgeprägte Opposition. Die Abgeordneten werden für 4 Jahre gewählt und Kontrollorgane wie der Verfassungsgerichtshof sichern die Demokratie.

Benin auf dem Sprung zur Industrienation?

Trotz aller Fortschritte und der für Afrika ungewöhnlichen politischen Sicherheit ist Benin ein Entwicklungsland mit den klassischen Merkmalen einer in Entwicklung befindlichen Wirtschaft:

39% der arbeitenden Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig, 14% in der Industrie und 47% im Bereich der Dienstleistungen, die allerdings nicht mit den bei uns üblichen höheren Dienstleistungen gleichgesetzt werden dürfen. Für Westafrika ist Benin ein wichtiger Handelspartner, da es einen internationalen Hafen in Cotonou besitzt, über den auch der Handel mit den Industrieländern möglich ist. Die Regierung Benins bemüht sich, durch die Schaffung guter Rechtsgrundlagen und einer wirtschaftlichen Stabilität auch ausländische Investoren aus den Industriestaaten anzuziehen, die Infrastruktur hierfür ist allerdings noch recht dürftig.

Voodoo?

Zur Kultur Benins müsste man auf Grund der bunt zusammengewürfelten Volksstämme etwas weiter ausholen. Allen gemeinsam ist aber die Naturreligion des Voodoo. Auch über dieses heikle Thema entfachte sich natürlich eine Diskussion zwischen den anwesenden Europäern und den Afrikanern, bei der ich recht schnell zu der Erkenntnis kam, dass Voodoo in unserer europäischen Vorstellung mit vielen Vorurteilen behaftet ist. Voodoo ist eigentlich wie jede Religion zum Schutz der Menschen entstanden, es ist ebenso wie das Christentum oder der Buddhismus der Versuch der Menschen, die Natur und ihre schönen wie auch schrecklichen Seiten zu verstehen und zu erklären. Trance, Ekstase und Tanz gehören zum täglichen Zelebrieren dieser Naturreligion, ebenso wie die Verehrung der alten Menschen, die mit ihrer Lebenserfahrung den Dorfbewohnern tagtäglich zur Seite stehen. Auch die Musik hat einen großen Stellenwert, wo immer gearbeitet, gefeiert, getrauert wird oder aus sonst einem Grunde Menschen zusammen sind, wird auch gesungen und getanzt.

 

Foto: Anne Cordes

Ein Jäger bei den Waama (eine Ethnie) vor einem Tata Somba (berühmte Bauweise von Lehmhütten)

 

Afrikanische Lebensfreude ganz nah

Diese Tradition wurde auch beim anschließenden Essen nach dem Vortrag nicht vernachlässigt, sodass zu der Musik aus dem Recorder kräftig mitgesungen und geklatscht wurde. Für mich als Westeuropäerin war es ein schönes Erlebnis, bei einem exotischen Essen inmitten einer fröhlich musizierenden Runde zu sitzen. Da fragt man sich schon mal, wann die Europäer eigentlich verlernt haben, einfach so zwanglos bei einem ganz normalen Essen so ausgelassen fröhlich zu sein.

 

Foto: Anne Cordes

Stampfen einer Grassorte, aus der so Seife gewonnen wird

 

Ich glaube, dass ein Besuch in Benin, das übrigens für Touristen, vor allem aber für Studenten, die gerne eine Famulatur machen möchten, erschlossen ist, eine wirklich lohnende Investition wäre.

Kerosinartiger Schnaps?

Zum Essen und Trinken in Benin noch ein paar kurze Sätze: bereits das am Länderabend gekochte Essen war ganz ausgezeichnet und wenn man fachkundigen Aussagen Glauben schenken darf, ist das Essen generell sehr gut.

Foto: Anne Cordes

Njam-Zubereitung: Die Wurzeln werden geschält und dann gerieben, um Mehl daraus zu machen. Njam ist das Hauptnahrungsmittel im Norden Benins.

 

Auch verdursten muss man nicht, es wird in jedem Dorf Bier gebraut, besonders aber der berühmt berüchtigte Schnaps gebrannt, der wohl so hochprozentig sein soll, dass man damit auch ohne Probleme ein Flugzeug betanken könnte. Die Herstellung dieses Gebräus geht nach Aussage von Eingeweihten häufig in den abenteuerlichsten Apparaten vor sich(aber das dürfte ja auch vielen von uns Studenten nach der letzten Feuerzangenbowle bekannt sein).

Famulatur-Gelüste?

Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend, mit viel Information und dank der vielen Dias die gezeigt wurden, bekamen die Zuhörer auch tolle Einblicken ins Alltagsleben der Beniner. Wer Interesse an einer Famulatur in Benin hat, kann sich an die Redaktion der Diagnose wenden, wir leiten die Nachfrage weiter. Diese Länderabende werden übrigens in regelmäßigen Abständen veranstaltet, achtet einfach auf die Aushänge im Staugang der Mensa. Bei jedem Treffen wird ein neues faszinierendes Heimatland eines Mitstudenten vorgestellt und es gibt immer ein landestypisches Gericht(wie auch bei den internationalen Mittagstischen immer Dienstags um 13.00 Uhr!).

Dieser Abend hat mich dazu angeregt, mit Herrn Cordes ein Interview zu führen, das in der Diagnose Sommer 2003 erschienen ist, wer sich dafür interessiert findet es jetzt auch hier.

Weitere Infos zu Benin

Interview bei Via medici mit dem Vorsitzenden der Deutsch-Beninischen Freundschaftsgesellschaft, Dr. Cordes

Homepage Pro-Dogbo

Beninweb.org

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