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  • Vanessa Bücker
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  • 03.11.2011

Studieren mit Dr. House

Wir kennen ihn vom heimischen Sofa aus, doch jetzt ist er auch in unseren Hörsälen zu finden: "Dr. House". Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Differentialdiagnose und längst Kult. Warum sollten die Ärzte von morgen dann nicht von einem "Stararzt" wie Dr. House lernen?

Seit April 2010 gibt es die Veranstaltung "House-Ärzte" an der Universität zu Köln unter der Leitung von Prof. Lehmann, Anästhesist an der Uniklinik Köln und ehemaliger Studiendekan. Fiktive Fälle der Serie dienen darin als Grundlage für interessierte Medizinstudenten und Mediziner, Krankheitsbilder und ethische Fragen zu verstehen und zu diskutieren.

Dieses Wintersemester hat die Folge "Letzte Suche" am 26. Oktober 2011 den Auftakt gegeben. Die nächsten Termine stehen auch schon an:

30. November 2011 "Heimgang" (Hörsaal LFI 2, 18 Uhr c.t.)

11. Januar 2012 "Epidemie" (s.o.)

Die Idee bekam Prof. Lehmann, als eine Studentin über das Seminar Terminologie schwärmte - ein eher unbeliebtes Fach. Sie erzählte ihm, sie würde dank des Seminars nun endlich verstehen, über was Dr. House in der Serie spricht. Daraufhin begutachtete Prof. Lehmann die Serie mit fachmännischem Blick und erkannte ihr Potential. Auch wenn er die therapeutische Herangehensweise untypisch findet, die gut recherchierte Kasuistik begeistert ihn.

 

Gut recherchiert: Yale-Professorin verhilft Dr. House zu guten Diagnosen

Dass Dr. House gut recherchierte Krankheitsverläufe vorzuweisen hat, liegt wohl vor allem an ihr: Dr. Lisa Sanders, Internistin und Professorin der Yale School of Medicine (USA). Sie ist Beraterin der TV-Serie und somit quasi der Doktor hinter "House".

Vieles am Drehbuch ist medizinisch nachvollziehbar, Symptome werden realistisch dargestellt und Diagnosen sinnig gestellt. Die Wege zu den Diagnosen, so zum Beispiel die Durchführung von Therapien ohne vorherige Labortests, sind weniger realistisch und entspringen eher der dramaturgischen Natur.

 

Grundlagenforschung steht im Vordergrund

Vor dem TV-Konsum steht jedoch die Theorie. Um zu verstehen, wie Dr. House auf die Diagnosen kommt, muss zunächst ein Grundlagenwissen geschaffen werden. In "didaktischen Pausen" unterbricht Prof. Lehmann die zurechtgeschnittene Episode für klinische Krankheitsbilder, biochemische Formeln und histologische Bilder. Was uns sonst manchmal auf der Hörsaalbänken zum Schnarchen bringt, regt uns heute zum Denken an. Schließlich dürfen auch wir Nachwuchsmediziner ran und raten, was die Patientin denn nun hat.

Der heutige Fall: Eine Obdachlose wird unterzuckert eingeliefert. Diabetes Mellitus und eine absichtliche Überdosis Insulin sind die ersten Diagnosen, die im Raum stehen. Weitere Symptome: Amnesie, impulsive und aggressive Reaktionen, Lähmungserscheinungen, epileptische Krampfanfälle, Synkopen. Alles weist anfänglich auf eine ausgewachsene Hypoglykämie hin.

Ein Glas Wasser bringt den Serienarzt schließlich zur richtigen Diagnose: Tollwut. Die Abscheu vor Wasser ist nur eins der Zeichen, die auf diese beinahe ausgestorbene Krankheit hinweisen. Sie war obdachlos, musste unter freiem Himmel schlafen und wurde von einer Fledermaus gebissen.

Dennoch: Was in der Serie unwirklich scheint, kann auch Realität sein. Noch letztes Jahr starb ein 19-jähriger Junge in den USA an den Folgen der Tollwut, nachdem er in Mexiko von einer blutsaugenden Fledermaus gebissen wurde. Auch die Patientin in der Serie ist ihrem tödlichen Schicksal ausgeliefert. Nur in den ersten Stunden kann man eine wirkungsvolle postexpositionelle Prophylaxe vornehmen - wenn sich der Virus noch nicht bis zum Rückenmark ausgebreitet hat. Ein Heilmittel gibt es nicht.

Informationen und Handouts zu den vorgestellten Folgen unter:

anfofo.de

Beobachten ist das A und O

Im Umgang mit seinen Patienten ist er unhöflich, er ist eigensinnig und sein therapeutisches Vorgehen ungewöhnlich. Wie also soll oder kann Dr. House uns Studenten ein Vorbild sein?

Es ist fraglich, ob Dr. House ein guter Arzt ist, ein brillianter Diagnostiker ist er jedoch alle Mal. So lernen wir an den "House-Abenden" nicht nur Wissenswertes über Krankheitsbilder wie Diabetes Mellitus oder Tollwut, sondern vor allem eines: beobachten, beobachten, beobachten. Wer Symptome und Geschichte der Patienten mit detektivischem Spürsinn richtig zusammenpuzzelt, wird zu einer Lösung kommen. Und eine gute Diagnose ist schließlich die halbe Miete.

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