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  • Ann-Kathrin Eisfeld
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  • 11.06.2007

2. ÄP - Schwierig aber machbar

Jetzt ist es also wirklich geschafft. Seit etwas mehr als 24 Stunden bin ich nun Ärztin - so wirklich realisiert habe ich es noch nicht. Heute früh bin ich schon wieder um halb acht mit Herzklopfen aufgewacht, um dann zu merken, dass ich nicht mehr lernen muss und eigentlich hätte ausschlafen können. Und auch am Nachmittag in der Stadt packte mich immer für Sekunden ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, dringend in meine Bücher schauen zu müssen. Dabei ist es jetzt wirklich vorbei! Und damit ihr wisst, was auf Euch zu kommt: Hier ein kleiner Abriss meiner letzten viereinhalb Monate.

Foto: Michael Zimmermann, Thieme

 

Die Vorbereitung

Der Startschuss fiel am 2. Januar 2007: genau 14 Wochen vor der Schriftlichen Prüfung. Bis dahin hatte ich mir zwar immer vorgenommen fleißig neben dem PJ zu lesen, habe es aber natürlich nicht geschafft. Im Endeffekt war dieser Zeitpunkt aber auch sehr gut, denn nach den freien Weihnachtstagen hatte sich ein solcher Druck aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte als loszulernen. Außerdem hatten auch alle meine Freunde ihren Start auf den selben Tag gelegt - so blieben keine Leute mehr übrig, die mich durch Kaffeetrinken, Stadtbummel oder Feiern vom letzen großen "Ernst des Studentenlebens" ablenken konnten.

Zusammen mit meinen drei Mädels hatte ich mir vorgenommen, innerhalb von neun Wochen einmal mit dem gesamten Stoff durch zu sein, um dann noch sechs Wochen für die Wiederholung zur Verfügung zu haben. Als Überprüfung für die erste 9-Wochen-Lernphase diente das HEX vom Oktober 2006: Wir hatten es uns kopiert und ohne Anschauen in die Ecke gelegt, um dann fünf Wochen vor der Prüfung eine Art "Probeexamen" zu schreiben.

Der Tagesablauf war immer gleich - ein Beispieltag: 

08.00-10.00: lesen (Innere Kardio)

10.00-10.30: Pause

10.30-12.30: lesen (Innere Kardio)

12.30-13.30: Pause

13.30-15.30: lesen (Pharma Kardio)

15.30-17.00: frei

17.00-19.30: kreuzen (Innere + Pharma Kardio)

Für meine "Kreuzergebnisse" hatte ich mir ein Heft mit einer Tabelle angelegt, wo ich mir für jedes Fach und jedes Examensjahr meine Prozente aufschreiben konnte um dann später die schlechteren Examensjahre noch einmal zu wiederholen.

Ein Tipp: Für das Kreuzen ist die neue Hammerexamen-Lern-CD von Medilearn viel schlechter geeignet als die normalen 2. Stex-CDs, da auf der neuen CD zum Beispiel beim Pharma-Kreuzen automatisch die allgemeine und die spezielle Pharma gemixt werden: Eine Selektion ist nicht möglich. Ähnlich sieht es bei der allgemeinen und speziellen Pathologie aus. Eigentlich ist die Idee der neuen CD ja nicht schlecht, aber: Sämtliche Fächer des 1. Stex (Mibi, Allgemeine Pharma, Pathophysio...), die abgehandelt werden, sind sowohl im HEX 10/06 als auch in meinem HEX 04/07 nicht abgefragt worden! So lernt man diese Fächer umsonst, was bei der ohnehin knappen Zeit sehr ärgerlich ist.

Besonders gut waren für mich unsere Lerngruppentreffen: Mindestens zwei mal in der Woche trafen wir uns zu dritt oder zu viert um anhand der Innere-, Chirurgie-, Pharma- und Neurofallbücher die größten Fächer zu wiederholen und Zusammenhänge zu verstehen. Im Rückblick war dies insbesondere für die Bearbeitung der komplexen Fallstudien im Examen wichtig, da diese Fragen oft über das normale "Kreuzel-Wissen" hinausgingen. Und mit Kaffee, Kuchen und dem ein oder anderem Gläschen Wein lernte es sich auch gleich viel leichter...

 

Die Bücher

 

Mein Lernplan

2.-7.1.: Innere+ Pharma: Hämatologie (1 d)+ Kardio (3d)+ Pulmo (2d)

8.-14.1.: Innere +Pharma: Gastro (3d)+ Nephro (1d)+ Infektio (2d)+ Rheuma (1d)

15.-21.1.: Neuro+ zugehörige Pharma, Abends nach dem Neuro kreuzen jeweils noch 1 Innere-Examen (60 Fragen)

22.-28.1.: Chirurgie (morgens lesen, nachmittags kreuzen), Abends jeweils 1 Innere, 1 Pharma und/oder 1 Neuroexamen

29.1.-4.2.: Unfallchirurgie (2d), Psychiatrie (4d), Abends wieder 1 Innere und 2 andere bereits gelernte Fächer kreuzen

5.-11.2.: Orthopädie (4d), HNO (2d), abends wie gehabt

12.-18.2.: Pädiatrie (5d), Sozialmedizin (1d: nicht verzweifeln, man kommt auch nach 4 Tagen nicht über 40%...)

19.-25.2.: Gyn (5d), Arbeitsmedizin (1d, s.o.)

26.2.-4.3.: HNO (3d), Auge (3d)

5.-11.3.: Rechtsmedizin (2d), Radio (2d), Allgemeinmedizin (nur kreuzen, 1d), Naturheilverfahren (1d)

12.-14.3.: Probe-Examen, Nachmittag und Abend frei!

Danach: Ziemlich unkoordiniert und dem Bedarf angepasst.

Besonders wichtig sind die Kreuzel-Wiederholungen der bereits gelernten Fächer - insbesondere von Innere und Neuro. Hierfür sollte man sich jeden Abend ca. 1 Stunde Zeit einplanen, es lohnt sich wirklich!

Die Zeit für die einzelnen Fächer klingt vielleicht sehr knapp bemessen, aber man kommt wirklich gut hin und hat auch mal den ein oder anderen Nachmittag frei, weil man früher als gedacht mit dem Soll durch ist. Pharma habe ich in der 1. Lernphase wirklich nur mit den zugehörigen Fächern zusammen gelernt und dann in der Wiederholung kurz vor dem Examen noch einmal einige Pharma-Tage eingeschoben - so war es frisch im Gedächtnis. Und falls sich jemand wundert: Ja, ich habe Patho komplett weggelassen, wie die meisten anderen Freunde übrigens auch!!!

 

Das Schriftliche

Jeden Tag ca. 110 Fragen, die zur Hälfte aus normalen Kreuzel-Fragen, zur anderen Hälfte aus jeweils 4 komplexen Fallstudien bestanden. Leider waren die Themen der Fallstudien wieder einmal nicht sehr glücklich gewählt: Sarkoidose, ZNS-Borreliose, Uterus myomatosus (na, wer kennt die neusten Therapie-Optionen? Und welche Mutationen sind in Ausnahmefällen dafür verantwortlich?), Typhus, Spondylodiszitis... Hatte das IMPP doch eigentlich angekündigt, praxisrelevante Themen in den Vordergrund zu stellen. Die Fallstudien bestehen aus einem 1- bis 2-seitigen Einleitungstext, der die gesamte Krankengeschichte des Patienten umfasst, sowie aus nachfolgenden 10-15 Fragen, die aus allen Themenbereichen stammen können und sich auf den Fall beziehen. Da die Fälle meistens sehr komplex und teilweise auch verwirrend geschrieben sind, muss man häufig zurückblättern und nachlesen, damit mit man auch sicher weiß, auf welche Situation im Fall die jeweilige Frage bezogen ist.

Da aber weiterhin sowohl in den Einzel- als auch in den Fallfragen aus den alten Stex bekannte Lieblingsthemen des IMPP abgefragt wurden und auch viele zwar unbekannte, aber durchaus machbare Fragen dabei waren, war das Examen im Endeffekt für fast alle bestehbar. Im Unterschied zu früheren Staatsexamina war aber das Erreichen einer 2 fast utopisch - in Leipzig hat es meines Wissens nur einer von 70 Teilnehmern geschafft. Ob es das Ziel des IMPP sein sollte, über 90% der Studenten mit 3 oder 4 bestehen zu lassen?

 

Das Mündliche

Die Prüfung besteht aus 4 Fächern: Zum einen aus den drei PJ-Tertialen, deren Prüfer man bereits zusammen mit dem Prüfungstermin kurz vor der Schriftlichen Prüfung erfährt, und aus einem zugelosten vierten Fach. Dies wird einem genau zwei Wochen vor der Schriftlichen Prüfung mitgeteilt.

Die mündliche Prüfung ist (anders als in der Prüfungsladung beschrieben) auf drei Tage aufgeteilt. Am ersten Prüfungstag bekommt man vom Prüfungsvorsitzenden einen Patienten zugeteilt. Jetzt hat man genau 3 Stunden Zeit den Patienten zu untersuchen und dann auf ein leeres weißes Blatt (oder je nach Prüfer einem Anamnesebogen) die Krankengeschichte des Patienten zu schreiben, inklusive aller Anamnesen, Differenzialdiagnosen, Procederevorschlag und Krankheitsprognose. Laut Prüfungsrichtlinien darf man hierfür nicht die Patientenakte einsehen, sondern lediglich die Röntgenbilder, Labor und OP-Berichte. Mit etwas Glück wird aber meistens doch die Akteneinsicht ermöglicht... Dieser Zettel wird dann abgegeben und mit den anderen Prüfungsunterlagen ans Landesprüfungsamt geschickt.

Der zweite Tag ist gegenüber den früheren Staatsexamina neu: Hier findet der sogenannte "Praxistest" statt. Begleitet von Mitprüflingen und allen 4 Prüfern stellt man seinen Patienten am Bett vor und muss Untersuchungstechniken präsentieren. In meinem Fall (Patient u.a. mit Pleuraerguss) bedeutete dies das Vormachen der genauen Auskultation und Perkussion der Lunge, sowie das Zeigen und theoretische Erklären von Drainagetechniken. Danach werden von allen Prüfern auf den Patienten und seine Krankheitsgeschichte bezogene Fragen gestellt, sowie Röntgenbilder und EKGs ausgewertet. Bei uns fanden 15 Minuten pro Prüfling im radiologischen Demosaal statt, da mein 4. Fach Radiologie war. Die Prüfer waren sehr nett und ich finde die Einführung dieses Prüfungstages eigentlich nicht schlecht, da man hier bereits die Prüfer besser kennen lernt und zum Großteil nur zu seinem Patienten gefragt wird, auf den man sich ja den Tag zuvor vorbereiten kann. Andererseits bleiben so natürlich nur unbekannte Themen für den 2. Prüfungstag übrig.

Am 3. Tag geht es dann ums Ganze: Pro Fach und Prüfling wird 15 Minuten geprüft, so dass man insgesamt eine Stunde überstehen und natürlich noch 3 Stunden mit den Kommilitonen mitzittern muss. Ich fand die Prüfung insgesamt viel weniger schlimm, als ich es erwartet hätte. Die Fragen waren wirklich machbar und den Prüfern ging es meiner Ansicht nach viel mehr um das Grundverständnis und das diagnostische Vorgehen als um jede kleine Prozentzahl und das Herunterrasseln aller verantwortlichen Mutationen. Wichtig ist auch, dass man die Häufigkeiten der einzelnen Erkrankungen einordnen kann und auch mit der häufigsten Ursache beginnt: Bei dem Beispiel eines Lungenrundherdes also nicht - wie vom Kreuzen gewöhnt - mit dem Morbus Wegener und der pulmonalen AV-Fistel beginnen, sondern natürlich mit dem Bronchial-Ca, Metastasen und der Tuberkulose. Das klingt jetzt vielleicht einfach, erfordert aber in der Prüfungsaufregung einige Konzentration...

 

Fazit

Meiner Meinung nach war das Examen zwar schwer, aber durchaus machbar. Also keine Angst! Mit einer Vorbereitungszeit von knapp 4 Monaten, in denen man auch ohne schlechtes Gewissen zwischendurch mal ein paar Tage Kurzurlaub zum Auftanken machen kann, dürfte eigentlich nichts schief gehen.

3 kleine Tipps:

Ihr schafft das! Toi, toi, toi!

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