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  • Beyza Saritas
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  • 17.08.2020

How to: Famulatur

Während der Famulatur schnuppern die meisten Medizinstudierenden das erste Mal richtig Praxisluft. Was es dabei zu beachten gilt, und wie du dich optimal auf deine Famulatur vorbereiten kannst, schildert Lokalredakteurin Beyza in diesem Artikel.

 

Was ist eine Famulatur?

Der ein oder andere wird bei dem Begriff Famulatur wohl zuerst an Goethes Werk „Faust“ und den dort beschriebenen Famulus Wagner denken – und liegt damit gar nicht so falsch. Dieser Begriff leitet sich vom Lateinischen ab und bedeutet so viel wie Diener oder Gehilfe.

Während einer Famulatur werden Medizinstudierende praktisch auf das spätere Arztsein vorbereitet. Dabei lernen sie direkt von ausgebildeten Ärzten und dürfen unter deren Aufsicht bereits ärztliche Tätigkeiten ausführen. Insgesamt muss jeder Medizinstudierende zwischen dem ersten (Physikum) und zweiten Staatsexamen vier Famulaturen je 30 Tage in der vorlesungsfreien Zeit ableisten. Wochenenden und Feiertage sind dabei in der Regel frei.

 

Wo muss ich meine Famulatur ableisten?

Nach Approbationsordnung für Ärzte müssen die vier Monate Famulatur in unterschiedlichen Bereichen abgeleistet werden. Davon muss ein Monat in einer Praxis der hausärztlichen Versorgung, zwei Monate stationär im Krankenhaus und ein Monat ambulant erfolgen. Achtung: die Hausarztfamulatur muss in jedem Fall in Deutschland gemacht werden, alle anderen kannst du auch im Ausland absolvieren. Dabei kannst du die Famulaturen teilweise splitten, wobei der kürzeste Zeitraum mindestens zwei Wochen umfassen muss. Nähere Auskunft findest du z.B. für Nordrhein-Westfalen auf:

https://www.brd.nrw.de/service/suche/resultsRubric.jsp

 

Wie komme ich an einen Famulaturplatz?

In der Universitätsmedizin oder in Lehrkrankenhäusern deiner Universität werden Famulaturplätze meistens durch die Sekreteriate der jeweiligen Station vergeben. In manchen Fachbereichen ist es gewünscht, dass du das Fach bereits theoretisch behandelt hast, andere nehmen auch Studenten aus niedrigeren Semestern.

In den meisten Fällen reichen ein kurzes Telefonat und eine formlose Bewerbung per E-Mail mit kurzen Angaben zu deiner Person, deinem aktuellen Semester und deinem Studienort. Bei kleinen Häusern reicht es oft, sich ein paar Wochen vor dem Wunschtermin zu melden. In Unikliniken und größeren Kliniken solltest du bereits zu Semesterbeginn nach einem Famulaturplatz für die folgende vorlesungsfreie Zeit nachfragen, denn die begehrten Plätze sind schnell vergeben.


Warum sollte ich in einem kleinen Haus oder einer Uniklinik famulieren?

Kleinere Häuser punkten oft mit einer intensiven Betreuung: Das Klinikpersonal kennt dich beim Namen und oft ist speziell ein Arzt für dich zuständig; so bleibt mehr Zeit zum Erklären und Nachfragen. Da gerade auf dem Land viele Kliniken und Hausarztpraxen vermehrt um die Studenten buhlen müssen, gibt’s hier oft auch ein kleines Taschengeld.

Doch auch die Famulatur an einer großen Uniklinik bietet viele Vorteile: Das Spektrum ist breiter und oft warten ungewöhnliche und spannende Fälle auf dich. Allerdings solltest du dich darauf einstellen, zeitgleich mit teils drei oder vier anderen Famulanten und PJlern die Station und dementsprechend auch die interessanten Fälle zu teilen.

 

Was sollte ich vor einer Famulatur klären?

Vor Beginn einer Famulatur solltest du immer klären, wo du wann am ersten Arbeitstag erscheinen sollst. Wenn der erste Einstieg in die Famulatur reibungslos gelungen ist, dann ist der Rest meist gar nicht mehr so kompliziert! Weiterhin solltest du dich erkundigen, welche Kleidung du tragen sollst. Viele Krankenhäuser stellen dir  Kleidung zur Verfügung. In Praxen ist meist ein weißer Kittel die richtige Ausstattung, manchmal auch ein Polohemd mit weißer Hose. Auch kannst du klären, ob das Krankenhaus für deine Verpflegung aufkommt oder dir diese ermäßigt.

 

Was sollte ich mitbringen?

Egal ob Krankenhaus oder Praxis, einen weißen Kittel solltest du immer dabei zu haben. Auch ein Stethoskop zählt zur Grundausstattung jedes Mediziners. Ein kleiner Notizblock und ein Stift sind hilfreich, um dir z.B. wichtige Patienteninformationen zu notieren. Je nachdem, in welchem Fachbereich du famulierst, bietet es sich an, ein Othoskop, eine Pupillenleuchte oder einen Reflexhammer mit dabei zu haben – da dies aber spezielle Instrumente sind, leihen dir diese auch gerne die Ärzte.  Auch kleine „pockets“, wie z.B. Arztneimittel oder EKG pockets, sind meist hilfreiche Utensilien in deiner Kasacktasche.

 

Wie bereite ich mich auf eine Famulatur vor?

Praktische Tätigkeiten, wie Blut abnehmen, Braunülen legen etc. werden dir meist in Kursen beigebracht, die du zum Erwerb der sog. Famulaturreife belegen musst. Auch bietet sich an, vor einer Famulatur die zum Fachbereich passenden theoretischen Inhalte aus der Uni zu wiederholen. Nicht selten kommt es vor, dass dir ein Arzt bei Gelegenheit einige Theoriefragen stellt. Ein Blick auf die Homepage der Einrichtung hilft dir, sich vor Famulaturbeginn mit den Gesichtern und Namen der Ärzte vertraut zu machen.

Ansonsten gilt bei Unsicherheiten: Nachfragen! Kein Meister ist vom Himmel gefallen, außerdem war jeder Arzt auch selber einmal Famulant und kennt die Situation, in der du dich befindest. Auch die Pflegekräfte oder die Arzthelfer unterstützen dich; sie kennen sich oft am besten auf Station oder in der Praxis aus.

 

Was darf ich während einer Famulatur machen?

In den ersten klinischen Semestern geht es primär um handwerkliche Basics. Als Famulant bis du u.a. dafür zuständig, die täglichen Blutabnahmen auf Station zu erledigen und Braunülen zu legen. Weiterhin darfst du manchmal schon eigene Patienten betreuen, diese aufnehmen, sowie eine Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen. Auch, wie man Patientenakten versteht, Kurven und Labore interpretiert, solltest du während einer Famulatur lernen. In fortgeschrittenen Semestern kommen häufig noch administrative Tätigkeiten wie das Schreiben von Arztbriefen hinzu. Je nachdem, in welchem Fachbereich du famulierst, ergibt sich oft auch die Möglichkeit bei OPs zu assistieren.

Um von deiner Famulatur zu profitieren, ist es wichtig, Interesse zu zeigen und nachzufragen; nur dann haben die Ärzte auch wirklich Lust, zu lehren und einem etwas beizubringen. Wer zeigt, dass er ehrlich interessiert ist, darf mit Sicherheit nicht nur über die Schulter schauen. Wenn sich die Chance ergibt, selbst „Hand anzulegen“, solltest du diese natürlich nutzen. Doch genauso solltest du ehrlich sein, wenn du mit einer Situation überfordert ist. Lieber einmal mehr nachfragen, als vielleicht am Ende sogar noch einen Patienten zu gefährden!

 

Wie sollte ich mich gebührend bedanken?

Meistens hast du während deiner Famulatur einen ganzen Monat auf Station oder in einer Praxis verbracht. Das Ende der Famulatur neigt sich dabei oft schneller dem Ende zu, als du glauben magst. Gegen Ende der Famulatur solltest du deinen Dank für die – hoffentlich gute – Lehre zum Ausdruck bringen und dabei bestenfalls weder unter- noch übertreiben. Die meisten freuen sich über einen leckeren Kuchen und etwas zu naschen, aber auch andere kleine Aufmerksamkeiten sind gerne gesehen.

 

Was passiert nach der Famulatur?

Für die Anmeldung zum zweiten Staatsexamen musst du alle vier Famulaturen vom Landesprüfungsamt bestätigen lassen. Für jede Famulatur wird ein Zeugnis durch den leitenden Arzt der jeweiligen Einrichtung ausgestellt. Aus dem Zeugnis muss eindeutig die Art der Famulatur (Krankenhausfamulatur, Ambulanz- bzw. Praxisfamulatur oder Hausarztfamulatur) hervorgehen.

 

Wie kann ich möglichst viel aus einer Famulatur mitnehmen?

Egal ob Chirurgie oder Innere, Hausarzt oder Notaufnahme – ob eine Famulatur ein Erfolg wird, kommt meistens ganz auf einen selber an. Vor allem in großen Häusern ist ist es wichtig, Eigeninitiative zu zeigen, um nicht neben den anderen Famulanten und PJlern unterzugehen. Ein wenig Mut und Selbstvertrauen ermöglichen dir, in 30 Tagen Famulatur praktisch mehr zu lernen, als in einem ganzen Semester.

Diese Informationen sind ohne Gewähr zusammengestellt worden – informiere dich in fraglichen Fällen (Famulatur im Ausland, Splitten in kleinere Einheiten, Famulatur in Instituten) immer selbst noch einmal vorher beim Landesprüfungsamt, um Überraschungen bei der Anerkennung der Famulaturen zu vermeiden!

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