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  • Ines Elsenhans
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  • 02.11.2015

Spieltherapie

Health Games – so heißen die Computerspiele, die in Zukunft Leiden wie Schmerzen oder Krebs lindern oder gar heilen sollen. Wir stellen drei Spiele vor, die mehr sind als reiner Zeitvertreib.

Re-Mission – der Krebskiller

Hauptakteur des Shooter-Spiels "Re-Mission" ist Roxxi, ein kleiner Nanoroboter im silbernen Kampfanzug, der durch Adern und Organe schwebt um kleine Monster zu vernichten. Krebskranke Kinder sollen in dem Spiel Leukämie und andere Krebsarten bekämpfen – und zwar mit den selben Waffen wie Ärzte. Einen Tumor können sie so z.B. mit einer Chemo- oder einer Strahlentherapie vernichten.

Entwickelt wurde das Spiel von der Non-Profit-Organisation HopeLab mit dem Ziel, junge Patienten für die Krebstherapie zu motivieren und ihnen spielerisch mehr Wissen über ihre Krankheit zu vermitteln. Dazu wird angenommen, dass auch die Selbstheilungskräfte durch das Spiel aktiviert werden, denn die Konzentration der eingenommenen Medikamente im Blut der Patienten war während der Spieltherapie höher als ohne.  

Kampf gegen Phantomschmerzen 

50%-80% aller Amputierten leiden an Phantomschmerzen, deren Ursache bislang nicht ganz geklärt ist. Die Theorien reichen von peripheren Ursachen wie einer Schmerzentstehung im Rahmen der Nervenregeneration bis zu zentralvenösen Ursachen wie Veränderungen in der zentralen Schmerzwahrnehmung im Thalamus und Cortex.

Um die Schmerzen zu lindern, bleiben Betroffenen bisher nur starke Schmerzmedikamente. Die Firma Kaasa health will das dem Computerspiel "Telereha" ändern, das so funktioniert: Der zum Beispiel am Bein amputierte Patient filmt mit einem Tablet sein gesundes Bein, dann rechnet das Computerprogramm das Bild um und projeziert das virtuelle nicht mehr vorhandene Bein auf den Screen. Der Patient sieht das Bein nun völlig gesund auf dem Screen und kann nun seinem Gehirn vormachen, es sei noch vorhanden.

Die Methode ist nicht neu: In der sogenannten Spiegeltherapie wird ein Spiegel genutzt, um dem Gehirn das gesunde Körperteil zu zeigen. Bei vielen Patienten schlug die Therapie so gut an, dass der Schmerz weg war.

Zu diesem Spiegeleffekt bietet das Spiel Übungen für das gesunde Körperteil an, um die Phantomschmerzen zu lindern. Auch gibt es noch ein Spiel, in dem ein Monster den Phantomschmerz symbolisiert. Aufgabe des Patienten ist dabei, durch mentales Training in Kombination Bewegungen des gesunden Körperteils das Monster und damit den Phantomschmerz zu zähmen.

Virtuelle Schneeballschlacht

Wenn einem kalt ist, dann soll man sich warme Gedanken machen. Dieser Spruch muss doch auch umgekehrt funktionierten, dachten sich wahrscheinlich die Entwickler des Virtual-Reality-Spiels "SnowWorld". Ihr Ziel ist es, Verbrennungsopfern die Schmerzen beim Verbandswechsel zu nehmen oder zumindest zu reduzieren. Dafür haben sie eine virtuelle Schneewelt erschaffen, in die der Patient mit einer speziellen Virtual-Reality-Brille eintauchen kann. Im Spiel muss der Patient dann z.B. Schneebälle auf ausgesuchte Ziele werfen. Das hat gleich mehrere Effekte: Zum einen wird er vom Verbandswechsel abgelenkt und zum anderen vermindert die eisige Scheinwelt die feurig-brennenden Schmerzen um bis zu 50%. Ein ähnliches Spiel könnte in Zukunft auch z.B. Patienten helfen, die beim Zahnarzt Angst haben.

 

Quelle des Artikels: Technology Review

 

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