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Kleine Lerngruppen-Typologie

Egal ob Schmarotzer, Narzisst oder Ablenker: Es gibt Persönlichkeiten, die in (fast) jeder Lerngruppe zu finden sind. Wir haben uns diese Typen mal etwas genauer angeschaut.

 

Cartoon - Bild : Fred Marcus

Cartoon: Fred Marcus

Der Narzisst

Wäre morgen schon Examen, würde er auf jeden Fall bestehen. Ob Hirnnervenverläufe, Signal­transduktionswege diverser Zytokine oder die Namen der Hohlhandmuskeln – er kennt sie alle. Eine Lern­gruppe hat dieser Typ nun wirklich nicht nötig, und trotzdem verpasst er kein Treffen. Wieso? Weil er hier mit seinem Wissen glänzen und sich in der Anerkennung seiner Kommilitonen suhlen kann. Wenn jemand beim gegenseitigen Abfragen mit seiner Antwort ins Stocken kommt, rutscht er sofort nervös auf seinem Stuhl hin und her – bis es aus ihm herausplatzt und er beweisen kann, welch cleverer Typ er doch ist. Wegen seiner selbstgefälligen Art ist der Narzisst nicht sonderlich beliebt in der Lerngruppe. Manch einer würde ihm sein selbstsicheres Grinsen am liebsten mit einem gut platzierten Schlag mit dem Anatomieatlas aus dem Gesicht fegen. Trotzdem möchte keiner auf ihn verzichten, denn er teilt sein Wissen gerne und schafft es, selbst die schwierigsten Themen verständlich zu erklären.

Sein Liebling: der Blender, denn er vergöttert den Narzissten und hängt an seinen Lippen

Geht gar nicht: der Schmarotzer, denn er weiß viel weniger und ist trotzdem beliebter

 


 

 

Cartoon - Bild: Fred Marcus

Cartoon: Fred Marcus

 

Der Ablenker

Eben wollte die Lerngruppe noch die Schichten der Epidermis durchgehen – und nun ist eine heftige Diskussion über die Vor- und Nachteile des Veganismus entbrannt. Bei solch raschen Themenwechseln hat meistens ein ganz bestimmter Typ die Finger im Spiel: der Ablenker. Er ist ein Meister der Zerstreuung und führt seine Kommilitonen ständig in Versuchung, die Bücher doch mal kurz liegen zu lassen. Zum Beispiel, indem er Kaffeepausen vorschlägt – und zwar alle 45 Minuten. Oder durch geschickte Ablenkungsmanöver à la „Apropos Milzruptur, habt ihr gestern Grey’s Anatomy gesehen?“. Er ist nur aus einem Grund in der Lerngruppe: weil prokrastinieren in Gesellschaft mehr Spaß macht als alleine.
So lange die Prüfung noch in weiter Ferne ist, ist der Ablenker erfolgreich mit seiner Strategie und findet willige Opfer. Doch je mehr der Druck wächst, desto unbeliebter wird er, zumal er selber keinen sonderlichen Beitrag zum Lernerfolg der Gruppe leistet. Kurz vor der Klausur wird dem Ablenker bewusst, welch große Lerndefizite er aufweist, und er wird plötzlich ganz konzentriert. Jetzt darf es nur keiner wagen, den Ablenker selbst vom Weg der Tugend abzubringen. Sonst erntet man ein erbostes: „Pscht, jetzt nicht ablenken! Wir haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt!“

Sein Liebling: der Schmarotzer, denn er lässt sich bereitwillig auf jegliches Ablenkungsmanöver ein und ist der perfekte Verbündete, wenn die „Streber“ stressen

Geht gar nicht: der Blender, denn er ist immer so unentspannt und lässt sich nur selten zu einer Pause überreden

 


 

Cartoon . Foto: Fred Marcus

Cartoon: Fred Marcus

 

 

Der Schmarotzer

Die Lerngruppe sitzt schon seit zwei Stunden zusammen, als er endlich hereingeschlappt kommt. Den Kaffeebecher in der einen, das Smartphone in der anderen Hand, schmeißt er sich – umweht von einer leichten Alkoholfahne – auf den Stuhl. „Sorry, Leute, die Party gestern ist irgendwie eskaliert“, stöhnt er und beschäftigt sich erst mal für die nächsten zehn Minuten mit der Pflege seiner WhatsApp-Chats. Lernunterlagen hat er keine dabei (zu viel Schlepperei), und vorbereitet ist er wie immer auch nicht. Ehrlich gesagt hat er eigentlich gar keine Lust auf die spießige Streberei. Warum er trotzdem kommt? Um sich zu holen, was er braucht. Mit Sätzen wie „Hey, ich hab im Moment so viel um die Ohren und schaff es einfach nie in die Vorlesung.
Darf ich mir vielleicht deine Mitschriften kopieren?“, kombiniert mit seinem unwiderstehlichen Lächeln, bezirzt er vornehmlich die Teilnehmer des anderen Geschlechts. Und obwohl ihn eigentlich alle durchschauen, bekommt er am Ende doch immer, was er will. Denn er ist nicht nur gutaussehend, sondern auch unglaublich charmant und seltsamerweise beliebt. Nachdem er eine Stunde lang die Lerngruppe mit seiner Anwesenheit erfreut, ein paar Altklausuren, Mitschriften und das Sandwich von einem der Nerds erbeutet hat, ist er der Erste, der wieder geht. Begegnet man ihm auf einer Party, schaut er einen fragend an: „Wer warst jetzt du noch mal?“

Sein Liebling: der Ablenker, denn er ist der Entspannteste in der Gruppe. Damit kann sich der Schmarotzer prima identifizieren.

Geht gar nicht: der Narzisst, denn aufgeblasene Strebertypen sind diesem lässigen Typen zuwider. Aber natürlich verkneift er sich seine Antipathie und saugt trotzdem kräftig Wissen ab.

 


Cartoon: Fred Marcus

 

Der Blender

„Ich fall ganz bestimmt durch.“ Diesen Satz hören die anderen Lerngruppenmitglieder von dieser Person am häufigsten. Der Blender ist (ehrlich gesagt) meistens weiblich und ständig am Rumheulen: Das Lernpensum kann er (laut eigenen Angaben)auf keinen Fall bewältigen, den Citratzyklus wird er nie kapieren, und die Anatomieklausur wird (seiner Überzeugung nach) todsicher so schwierig, dass man sie einfach nicht bestehen kann. Dabei lernt er mehr als alle anderen. Er legt Nachtschichten ein, und wenn er mal fünf Minuten Luft hat, geht er nur ganz schnell noch ein paar seiner sorgfältig angelegten Kartei­karten durch. Je näher die Klausur rückt, desto unaus­stehlicher wird er und geht allen anderen mit seinem Fatalismus mächtig auf den Zeiger. Nach der Prüfung stöhnt er am lautesten. „Das war voll schwer, ich hab fast nur auf gut Glück gekreuzt“, behauptet er. Am Ende hat er die Klausur aber natürlich trotzdem bestanden – mit 1,0.

Sein Liebling: der Narzisst, denn er beruhigt den Blender und erklärt ihm alles geduldig

Geht gar nicht: der Ablenker, denn er stiehlt dem Blender wertvolle Lernzeit

 


Cartoon - Bild: Fred Marcus

Cartoon: Fred Marcus

 

Der Verliebte

Während alle anderen konzentriert über ihren Büchern brüten, schaut er verträumt zu seiner Flamme rüber. Immerhin ist sie der einzige Grund, warum er hier ist – er ist verliebt und hat nur noch Platz für diese eine Frau im Kopf. Doch er ist zu schüchtern, um sie nach einem Date zu fragen. Die Lerngruppe ist für ihn daher die optimale Gelegenheit, sie regelmäßig zu sehen. Er weiß genau, welchen Bus sie nimmt, und kommt immer zeitgleich mit ihr an, so dass sie immer „ganz zufällig“ nebeneinandersitzen. Er lernt wie der Teufel – nicht, um in der Prüfung gut zu sein, sondern um positiv aufzufallen. Geht sie auf seine Flirtversuche ein, wird das Kichern und Necken der beiden bald zu einem unerträglichen Zustand für den Rest der Gruppe. Lange müssen sie es meist aber nicht aushalten, denn früher oder später schlägt der Verliebte seinem Schwarm eh vor, „die Altklausuren bei einem Glas Rotwein“ bei ihm zu Hause durchzugehen … 

Sein Liebling: natürlich seine Flamme – wer sonst?

Geht gar nicht: der Schmarotzer, denn der gutaussehende Schleimer ist ernsthafte Konkurrenz! Ist er erfolgreich, wird der Verliebte zum Killer.

 

 

 

 

 

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