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  • Manja Wölter
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  • 28.11.2013

Viva Italia - Innere-Tertial in Bozen

Eine tolle Landschaft, nette Menschen und prima Arbeitsbedingungen erwarteten Manja Wölter in Bozen. In ihrem Bericht erzählt sie, wie sie sich für das Innere Tertial beworben hat, wie der Klinikalltag war und welche Freizeitmöglichkeiten es gibt.

 

Bergpanorama in Südtirol - Foto: M. Wölter

Manja Wölter vor dem Bergpanorama in Südtirol - Foto: M. Wölter

 

Um dem Stress des Studentenalltags im Praktischen Jahr ein wenig zu entkommen, habe ich mich für einen Aufenthalt in „Bella Italia“ entschieden. Ich freute mich auf sommerliche Temperaturen, Wandertouren in den Dolomiten, kulinarische Höhepunkte, Fahrradtouren durch die Berge, italienische Mode und alles was „La Dolce Vita“ sonst noch zu bieten hat!

Vom 5. August bis 29. September 2013 absolvierte ich zwei Monate vom meinem Innere Tertial am Regionalkrankenhaus Bozen, Südtirol, und wurde von meinen Erwartungen nicht enttäuscht!

Ich lernte neben einem neuen medizinischen System eine neue Region kennen und lieben! Die Stadt Bozen, sowie die umliegende Natur mit Bergen und Seen, bieten die optimale Grundlage, um neben dem Klinkalltag auch das Leben in vollen Zügen genießen zu können!

 

Organisation

Der Praktikumsplatz am Krankenhaus Bozen war relativ unkompliziert zu organisieren. Über die Internetseite der Klinik Bozen

www.sabes.it

habe ich eine E-Mail-Adresse des Primars für Innere Medizin, Prof. Dr. Christian Wiedermann, gefunden. Sowohl an ihn als auch an die Studentenkoordinatorin des Hauses Frau Martina Tammerle, habe ich meine Bewerbung etwa sieben Monate vor Praktikumsbeginn gesendet. Verlangt wurde ein Bewerbungsanschreiben mit Angabe zur Praktikumszeit und ein Lebenslauf.

Ich erhielt dann sehr zügig eine Zusage seitens Frau Tammerle. Im Anschluss hat sie mir Unterlagen zugeschickt, die ich auszufüllen hatte: Darunter waren ein „Gesuchsmuster“, auf dem nochmal alle Formalitäten wie Praktikumszeitraum, Abteilung etc. erfasst wurden und von mir zu unterschreiben waren. Zudem bekam ich ein Infoschreiben. Hier die wesentlichen Punkte davon:

- Wenn man als Student wenigstens sechs Stunden pro Tag das Krankenhaus frequentiert, steht einem ein Essen pro Tag in der Krankenhausmensa zu.

- Es ist möglich, über das Büro für Allgemeine Angelegenheiten eine Wohnung zu reservieren.  E-Mail: uag@asbz.it

- Am ersten Tag des Praktikums wird man gebeten sich mit der Bezirksdirektion (Büro Nr. 2.006) in Verbindung zu setzen.

- Seitens des Gesundheitsbezirkes erfolgt die Versicherungsabdeckung der zivilrechtlichen Haftung gegenüber Dritten. Aber dem Gesundheitsbezirk Bozen ist es nicht möglich, die Versicherung gegen Arbeitsunfälle abzuschließen. Demnach kann von uns Studenten ggf. selbst anderweitig eine Versicherung gegen Arbeitsunfälle abgeschlossen werden.

Empfehlenswert ist es auch, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen und ggf. eine allgemeine Unfallversicherung.

Schließlich wurde ich noch gebeten eine gültige Bestätigung seitens meiner Uni zu besorgen, die besagt, dass es sich bei dem Praktikum um ein Pflichtpraktikum als Ergänzung zum Studium handelt. Nachdem ich mir dieses vom Studiendekanat ausstellen lassen habe, habe ich es Frau Tammerle zusammen mit dem ausgefüllten „Gesuchsmuster“ zukommen lassen. Damit war der Aufwand für den Praktikumsplatz recht überschaubar.

Anders war es bei der Wohnungssuche: Zum einen gibt es die Möglichkeit, über das Büro für Allgemeine Angelegenheiten des Krankenhauses (siehe oben) eine Wohnmöglichkeit zu reservieren. Das Wohnheim befindet sich kliniknah und ist top modern. Allerdings ist der monatliche Mietpreis für die Einzimmerwohnung mit Küchenzeile und Bad (Dusche/ WC) mit 439,18 Euro (450,91 Euro mit nicht überdachten Parkplatz; 468,46 Euro mit überdachten Parkplatz) recht hoch. Zudem liegt das Wohnheim, wie auch die Klinik, relativ weit außerhalb der Innenstadt, sodass längere Wege für Besuche des Stadtzentrums eingeplant werden müssen. Bei den vielen Freizeitangeboten in der City ist dies nicht außer Acht zu lassen!

Zum anderen gibt es die Möglichkeit, in einem der vielen Studentenwohnheime der Stadt unterzukommen. Aber dies kann vor allem unter dem Semester schwierig sein, weil die Studenten der ansässigen Uni bevorzugt werden. Plant ihr euren Aufenthalt jedoch zur Zeit der dortigen Semesterferien, bekommt ihr wahrscheinlich relativ schnell eine Wohnung.

Im allgemeinen sind die meisten Wohnheime sehr schön und wesentlich preiswerter, als die Personalunterkunft des Krankenhauses. Beispiele für diese Unterkünfte sind das Studentenheim Peter Rigler, das Haus St. Benedikt, das Collegium Deutschhaus Marianum und das Kolpinghaus in der Innenstadt. Ich bin im Kolpinghaus für monatlich 220,00 Euro im Zweimannzimmer mit Bad (Dusche, WC) untergekommen.

 

Warum gerade das Krankenhaus Bozen?

Südtirol vereinigt sowohl in kulinarischer, klimatischer und landschaftlicher Hinsicht das Beste aus Österreich und Italien! Die Region Südtirol ist die nördlichste Provinz Italiens und zusammen mit der Provinz Trient die autonome Region Trentino-Südtirol. Im Jahre 1972 ist das Südtirol-Paket in Kraft getreten, sodass Südtirol umfassende Selbstverwaltungsrechte genießt und seitdem als autonome Provinz bezeichnet wird.  

Die Landeshauptstadt Südtirols ist Bozen. Etwa 70% der Bevölkerung Südtirols sind deutschsprachig, über 25% italienischsprachig, und zwischen 4 und 5% der Landesbevölkerung, hauptsächlich im Dolomitengebiet, sprechen Ladinisch.

Das Regionalkrankenhaus Bozen ist das größte Krankenhaus in Südtirol und verfügt mit Ausnahme der Herzchirurgie über alle Abteilungen eines Krankenhauses der Maximalversorgung. Demnach bietet das Krankenhaus eine Bandbreite an Praktikumsmöglichkeiten!  

Das Einzugsgebiet erstreckt sich über ganz Südtirol und das nördliche Trentino. Da die Klinik geografischen gut liegt, werden viele Helikoptereinsätze geflogen. Daraus ergibt sich eines der Highlights des Krankenhauses: Wer Glück hat kann bei einem der vielen Helikopterflüge dabei sein!

Die Ärzteschaft ist bis auf wenige Ausnahmen bilingual. Im klinischen Alltag sind beide Sprachen präsent, sodass es von Vorteil ist, zumindest ein wenig italienisch zu sprechen. Wenn ihr gerade einen Italienischkurs besucht oder es vorhabt, bekommt ihr dort die optimale Möglichkeit euer italienisch anzuwenden! Denn selbst, wenn ihr etwas nicht wisst oder versteht, könnt ihr es einfach nochmal auf deutsch hinterfragen.

 

Anreise

Ich habe die Anreise mit dem Auto gewählt, weil ich vor Ort und für Ausflüge mobil sein wollte. Das hat aber auch einen entscheidenden Nachteil, denn es gibt kaum Parkplätze für längere Aufenthalte. Unterstellmöglichkeiten in Parkhäusern sind schwer zu bekommen und sehr teuer. Freie Parkplätze gibt es nur am Rande von Bozen am Messegelände und dem Friedhof. Für den Fall, dass ihr eine Personalwohnung des Klinikum mieten solltet, empfiehlt es sich daher, auch einen Parkplatz zu mieten. Andernfalls kann die Parksituation gerne mal für ein wenig Stress sorgen.

 

Klinikalltag

Am ersten Kliniktag habe ich mich zunächst gegen 07:30 Uhr bei Frau Tammerle im Büro vorgestellt. Von ihr gab es die ersten Infos, wie das Praktikum ablaufen wird und was mich erwartet. Bei ihr habe ich dann noch ein Formular mit meinen Kontaktdaten in Bozen und Deutschland ausgefüllt und die Unterlagen für die betriebsärztliche Untersuchung des Krankenhauses, einen Quantiferon-Test wegen Tbc, erhalten. Zudem habe ich einen Laufzettel mit den nächsten Stationen bekommen: Im Büro für Stempelkarten, habe ich meine persönliche Karte mit Foto erhalten. Mit dieser sollen sich alle im Krankenhaus Arbeitenden bei Arbeitsbeginn ein- und bei Arbeitsende ausstempeln. In der Wäschekammer wurde ich mit Kittel, T-Shirt und Hose ausgestattet. Schließlich wurde mir in der zentralen Blutentnahmestelle des Krankenhauses Blut für den Quantiferon-Test abgenommen, bevor es im Anschluss dann auf die Station der Inneren Medizin ging. Das PJ konnte beginnen!

Auf Station wurde ich vom Primar der Inneren Medizin, Prof. Dr. Christian Wiedermann, empfangen. Er war sehr freundlich und hat mich über die Strukturen des Krankenhauses und des medizinischen Systems in Italien im Vergleich zu Deutschland informiert. Schließlich hat er mir die Abteilung für „Innere Medizin“ mit den Frauen- und Herrenstationen, den Funktionsräumen (Abdomen-, Neuro- und Herzultraschall) sowie die Herzinsuffizienz-, Rheuma- und Diabetessprechstunde gezeigt.

Eine Besonderheit der klinikinternen Strukturen in Bozen ist, dass es die „Innere Medizin“ als separate Disziplin neben der Kardiologie, Gastroenterologie, Hämatologie, Pneumologie, Onkologie etc. gibt. Dies war zunächst neu für mich und hat mir eine andere medizinische Arbeitsweise gezeigt, wie ich sie aus Deutschland nicht kannte. Für den ersten Monat meines Aufenthaltes wurde ich strikt der Abteilung für „Innere Medizin“ zugeteilt. Ich konnte selbst wählen, was ich gerne sehen und mit wem ich mitgehen wollte. Dementsprechend konnte ich ganz nach meinem Wunsch die verschiedensten Lernmöglichkeiten wahrnehmen.

Der Klinikalltag beginnt morgens um ca. 7:30 Uhr mit einer etwa 30minütigen Frühbesprechung. Im Anschluss konnte ich entweder auf Station die Visite mitlaufen oder in einen der Funktionsbereiche gehen. Im stationären Alltag sind die Aufgaben eines PJlers recht überschaubar: Blutdruck messen, arterielle Blutgasanalysen, Schellong-Tests und so weiter. Je nachdem wie man sich selbst einbringen möchte, kann man Aufgaben übernehmen. Generell werden die typischen PJler-Aufgaben wie Verbände anlegen, Infusionen anhängen, Zugänge legen und Blutentnahmen aber vom Pflegepersonal übernommen. Die Entlassungs- bzw. Verlegungsbriefe werden vom zuständigen Stationsarzt geschrieben. Da diese überwiegend zweisprachig verfasst werden, kann dies meist nur von den Ärzten übernommen werden. Es sei denn, ihr beherrscht italienisch sehr gut.

In den Funktionsbereichen hat man den Vorteil, dass man einem Arzt direkt zugeordnet und daher auch direkt miteingebunden ist. Insbesondere beim Ultraschall wurden viele Krankheitsbilder anhand der Patienten erklärt und man konnte gelegentlich sogar unter Anleitung selbst schallen.

Insgesamt sind die Ärzteschaft als auch die Pflegekräfte sehr entgegenkommend und freundlich. Jedoch sind die meisten auf einer gewissen Distanz geblieben, sodass ich nicht hundertprozentig ins Team integriert war. Hatte ich Fragen, wurden diese aber stets gehört und beantwortet.

Nach einem Monat war es möglich, auch die anderen Fachdisziplinen kennenzulernen. Dies war aber nur auf „Ansuchen“ des Primars machbar. So konnte ich je nach Kapazität zum Beispiel zur Kardiologie, Pneumologie oder Gastroenterologie gehen und dort Erfahrungen sammeln.

Ein absoluter Pluspunkt des Krankenhaus war die Personalmensa! Für alle Mitarbeiter, die mindestens sechs Stunden in der Klinik waren, ist eine Mahlzeit mit Vorspeise, Hauptmahlzeit und Nachspeise, sowie das Salatbuffet umsonst. Das Essen ist zwar zugegebenermaßen typisches Kantinenessen, dennoch hat man damit eine solide warme Mahlzeit am Tag und kann gestärkt in den Nachmittag bzw. das Freizeitprogramm starten. Zudem eignet sich die Mittagspause optimal, um sich mit anderen Studenten auszutauschen. Oftmals ging es danach gemeinsam mit einem guten Latte Macchiato oder Cappuccino auf die Sonnenterasse der Klinik.

Danach endete meist der studentische Klinikalltag, denn nach dem Mittag war zunächst eine 2-stündige Pause vorgesehen, bevor es dann von 14:00 bis 16:00 Uhr nochmal an die Arbeit ging. Es bleibt jedem frei gestellt, ob man in der Klinik bleiben möchte, oder zum Freizeitprogramm übergehen möchte.

 

Freizeit

Südtirol bietet sowohl im Sommer als auch im Winter enorm viele Freizeitmöglichkeiten. Wer gerne in den Bergen und in der Natur ist, wird es lieben! Für Bergsportler ist es ein wahres Paradies: Zum Beispiel Klettern, Wandern, Skifahren oder Hochalpintouren gehen. Aber auch Wassersportler kommen auf ihre Kosten: Windsurfen auf dem Gardasee (etwa eine Stunde Entfernung), Rafting, Tretboot fahren oder Segeln.

Doch die Region bietet noch vieles mehr: Für Genießer von gutem Essen und Wein ist sie perfekt! Ich habe ein Weinseminar besucht und vieles über die Weinentstehung von der Traube bis zur Weinflasche gelernt. Dazu habe ich auf dem Weingut St. Pauls sowohl den Weinberg als auch die Kellerei besucht. Ein guter Abschluss stellte die Weinverkostung dar. Auch Museumsbesucher finden umfangreiche Möglichkeiten: das Messner Mountain Museum von Reinhold Messner, das Ötzi-Museum sowie zahlreiche Burgen und Schlösser laden zur Besichtigung ein. Ich bin mir sicher, dass unter den enorm vielen Möglichkeiten genau das Richtige für euch dabei sein wird!

 

Fazit

Das PJ in Bozen war alles in allem sehr gelungen und ich habe es nicht bereut! Die Ärzteschaft und die Stimmung auf Station waren gut. Die Arbeitseinstellung und -weise ist wesentlich entspannter als in Deutschland, wobei es oftmals leider auch ineffizienter ist. Nichtsdestotrotz herrscht eine herzliche Umgangsweise.

Zugegeben, das Praktikum ist nicht das Beste um seine medizinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten bis ins Detail zu optimieren, hat aber dafür andere entscheidende Vorzüge, was das Freizeitangebot angeht. Um das Gleichgewicht zwischen Lerneffekt und Freizeit für ein Tertial zu halten, empfehle ich, ein halbes Tertial dort zu verbringen. Dann kann man mit einem ruhigen Gewissen auch die vielen Freizeitmöglichkeiten auskosten.

 

Wichtige Adressen

Kontaktdaten der Studentenkoordinatorin des Krankenhauses:

Martina Tammerle

Krankenhaus Bozen

Bezirksdirektion - Büro 2.006

Lorenz Böhler Strasse 5

39100 Bozen

Tel. 0471/908200

martina.tammerle@asbz.it

http://www.sabes.it/de/kh-bozen.asp

 

 

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