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  • 20.04.2009

Hammerexamen-Tagebuch (9)

Gesichter der Medizin

Wochen des Lernens für das Hammerexamen gehen zu Ende. Es ist unglaublich, wie viel Zeit meines Lebens verloren ging, nur damit ich schließlich 320 Fragen beantworten kann. Ich verstehe nun sehr gut, wie ein Astronaut sich fühlen muss, der sein Leben lang trainiert, um dann zum Mond geschossen zu werden.

Foto: iStockphoto

 

Blick in die Zukunft

Wer weiß, wie meine künftigen Sterne stehen? Die Frage des Bestehens des Hammerexamens quält mich jetzt schon seit Wochen. Das Praktische Jahr hat mich wunderbar davon ablenken können.

So kurz vor dem Ziel durchzufallen wäre nicht schön.

Mit der Enttäuschung könnte ich leben, nein, viel schlimmer ist dann eine Wiederholung der letzten Zeit - noch einmal Lernen.

Nicht das Hammerexamen ist das Schlimme an allem sondern diese entsetzliche Lernzeit, in der man sein Leben in einen Schrank einschließt, nichts anderes mehr macht.

Und jetzt - plötzlich - kommt die große Prüfung; es ist, als wäre ich auf einem Floss einen reißenden Strom herabgetrieben, und nun blicke ich dramatisch in den Abgrund eines gewaltigen Wasserfalls.

 

Verlorene Ostern

So schön waren die letzten Tage – kein Regen, kein Hagel, ohne Zweifel der beste April seit Jahrhunderten. Zumindest soweit ich das von meinem Fenster aus habe beobachten können. Schöne Ostern? Es waren wohl die miesesten Ostern meines Lebens. Dieser Frühling: Er ist ein verlorener Frühling.

 

Quälerei

Ich habe die Nase voll von all den Prüfungen, dem ganzen Studium, warum muss das sein? Ich möchte doch nur Arzt werden. Geht denn die wirkliche Ausbildung erst nicht danach los, warum ist es vorher schon so hart?

Doch jetzt fange ich an weinerlich zu werden. Warum auch nur noch einen einzelnen Gedanken ans IMPP verschwenden? Von jetzt an werde ich es ignorieren, nie mehr wieder davon sprechen. Luft für mich. Das ändert zwar nichts an meiner Situation, doch irgendwie gefällt mir der Gedanke einer Welt ohne das „Du weißt schon was“.

 

Die letzten Tage

In den letzten Tagen habe ich etwas weniger getan als sonst: Ich habe zwar gekreuzt, doch langsamer, und ich habe aufmerksamer gelesen. Zudem habe ich wieder mehr meine sozialen Kontakte gepflegt, habe spontan einen langen Abend mit alten Freunden verbracht. Das tat wirklich gut. Nicht das Kreuzen von 11000 Fragen ist wichtig für das Hammerexamen sondern cool zu bleiben und Moral und Freude zu erhalten.

Bei jeder Kreuzfrage habe ich mir stets einen Patienten bildlich vorgestellt – es half nicht nur, die Frage besser zu beantworten, sondern es trug auch dazu bei, dass ich nicht vergaß, wofür ich das alles mache. So nahm ich mir zudem einen schönen Bildatlas der Blickdiagnostik zur Hand. Kreuzen ist zwar effektiver, doch dank der Blickdiagnostik lernte ich Symptome und Zusammenhänge viel besser: Es sind Gesichter der Medizin, die du leichter wieder erkennst.

 

In wenigen Minuten

In wenigen Minuten bricht der letzte Tag vor dem Hammerexamen an. Ich kreuze noch ein paar letzte Fragen. Doch ansonsten werde ich diesen Montag nur noch dazu nutzen, in Ruhe eine Reihe wichtiger Krankheitsbilder nachzulesen. Natürlich in der Hoffnung, das einige davon in den Fallstudien mit den jeweils 15 Fragen drankommen. Und ansonsten kann ich nur hoffen, dass ich werde schlafen können - und träumen: vielleicht von einem schönen Sommer.

 

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