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  • Kati Martens
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  • 19.02.2010

PJ-Tertial Gynäkologie und Geburtshilfe

Nachdem ich schon meine Famulaturen im Ausland mit sehr guten Erfahrungen absolviert hatte, war für mich klar, dass ich auch einen Teil des PJs im Ausland verbringen wollte. So entschied ich mich für ein PJ-Tertial Gynäkologie und Geburtshilfe in Mexiko-Stadt - ich wollte nach sechs Jahren Würzburg endlich einmal in eine große Stadt. Auch wenn die Arbeitsbedingungen hart waren, habe ich enorm viel klinische Praxis gewonnen und jede Menge Spaß gehabt.

Nationalfeiertag in Mexico-City alle Fotos von Kati Martens

Motivation

Für Mexiko habe ich mich aus mehreren Gründen entschieden: Erstens, wollte ich gern für ein Tertial in ein spanischsprachiges Land und Mexiko City hatte mich im Jahr zuvor bei einer Reise sehr fasziniert.

Zweitens genügen die Krankenhäuser in Mexiko zwar technisch hohen Standards, was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass eine hochtechnisierte Medizin flächendeckend vorhanden ist. So lassen sich dort Erkrankungen beobachten, die es in Westeuropa eigentlich kaum noch gibt, steht ihnen dabei aber weniger hilflos gegenüber als dies in manchen Entwicklungsländern der Fall ist.

Drittens wird viel Wert auf Anamnese und klinische Untersuchung gelegt, weil technische Diagnostik nicht so leicht verfügbar ist.

Auch im Hinblick auf mein anstehendes Staatsexamen erschien es mir wichtig, in einem modernen Krankenhaus zu arbeiten, in dem, wie andere Studenten berichten, viel Wert auf eine gute klinische Ausbildung gelegt wird.

Des Weiteren fand ich es sehr spannend, eine weitere Kultur wirklich gut kennen zu lernen, insbesondere wie man in Mexiko mit dem "Ereignis Geburt" umgeht.

 

Panorama "Cañon del Sumidero"

 

Bewerbung

Ich habe mich direkt bei der Universidad Nacional Autonoma de Mexico beworben, da für das Praktische Jahr nur Uni- oder Lehrkrankenhäuser in Frage kommen. Die Lehrkrankenhäuser der UNAM sind nicht nur in Mexiko City, sondern auch in vielen anderen Städten, wie zum Beispiel in Queretaro, Tapachula, Oaxaca und La Paz zu finden. Wer also Interesse hat, kann sich auch für diese Krankenhäuser bewerben.

Ein gutes halbes Jahr zuvor habe ich eine E-Mail an die Koordinatorin, Dra. Lilia Graue, in Mexiko geschickt, welche sehr nett und hilfsbereit ist und innerhalb weniger Tage wusste ich, welche Unterlagen für die Bewerbung nötig waren. Alles musste eingescannt werden und in ein Online-Bewerbungsformular eingegeben werden. Das war zwar etwas mühsam, aber viel angenehmer, als alles noch in Papier zur Post zu schleppen. Außerdem konnte die Uni dort meine Unterlagen sofort sehen und bearbeiten. So hatte ich schon nach zehn Tagen die Zusage in meinem E-Mail-Postfach.

Kontaktdaten:

Homepage Medizinische Fakultät der UNAM

lgraue@liceaga.facmed.unam.mx

Die endgültige Zusage der Universität in Deutschland zu bekommen dauerte wesentlich länger. Ich kann nur dazu raten geduldig und beharrlich zu bleiben, dann klappt es schon.

 

Formalitäten

Mein Visum (FM3) habe ich gute zwei Monate vor der Einreise beantragt. Positiv war, dass der Antrag nichts kostet, negativ, dass es eine Menge Papierkram zu erledigen gab und das Visum in Frankfurt bei der mexikanischen Botschaft persönlich abgeholt werden musste.

Was ihr alles benötigt:

Die Bearbeitung erfolgte sehr zügig, ich konnte nach zwei Wochen bereits mein FM3 abholen und hatte bei der Einreise keinerlei Schwierigkeiten. In meinem FM3 fand ich allerdings den Hinweis, dass ich mich binnen der ersten 30 Tage im Gastland bei der Ausländerbehörde anzumelden hatte.

Da ich jedoch meine ersten drei Wochen in Yucatan verbracht hatte, konnte ich leider 30 Tage nach Einreise keinen festen Wohnsitz in Mexiko City nachweisen, was alle Formalitäten auf der Ausländerbehörde enorm verkomplizierte. Insgesamt habe ich etliche Vormittage dort verbringen müssen bis ich ordentlich registriert war, sodass mein Aufenthalt dann auch schon fast zu Ende war.

Auslandskrankenversichert war ich über mein Stipendium des DAAD.

Agavenfelder

 

Finanzierungsmöglichkeiten

Ich hatte ein Stipendium vom DAAD, das neben einem monatlichen Betrag recht großzügig einen Teil des Fluges und meine Studiengebühren abgedeckt hat. Die Bewerbung dafür war ziemlich aufwändig und musste etwa ein dreiviertel Jahr vorher erfolgen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Unterstützung hatte, sonst wäre das Ganze doch eine teure Angelegenheit geworden und so blieb mir ein bisschen Spielraum für meine Reise- und Wochenendpläne.

Ich kann also nur empfehlen, sich beim DAAD zu bewerben. Außerdem bieten manche Unis Stipendien für Austausch mit diversen Partnerstädten an und es gibt ein Stipendium der Allianz.

Studiengebühren und/oder Vergütungen

Die UNAM verlangt für die Vermittlung eines PJ-Platzes 575 Dollar. Für mich war das nicht weiter dramatisch, weil der DAAD meine Studiengebühren übernahm. Dafür waren aber dann alle Formalitäten an der Uni zügig erledigt und alle Bescheinigungen rechtzeitig fertig, was ja auch manchmal schwierig sein kann in Lateinamerika.

 

Bei Oaxaca

 

Anreise und Verkehrsmittel in Mexiko

Die Flüge nach Mexiko sind je nach Saison unterschiedlich teuer. Wenn es irgend geht, vermeidet im Juli oder August hinzufliegen und im Dezember zurückzufliegen, da dies eine sehr beliebte und teure Kombi ist. Mein Flug hat über 1.000 Euro gekostet, manchmal gibt's aber auch Flüge für um die 600 Euro.

Vorsicht: Wenn man länger als drei Monate in Mexiko bleibt, darf man nur mit einem Transitvisum über die USA fliegen, das ist umständlich zu beschaffen und teuer, also den Direktflug in Erwägung ziehen!

Für alle längeren Strecken gibt es in Mexiko Busse mit unterschiedlichem Komfort. Meist ist es nicht nötig, die Tickets vorher zu kaufen, manchmal aber doch. In der ersten Klasse sind die Busse oft sehr komfortabel - jeder kann sich bequem ausstrecken. Dagegen sind die geschmacklosen Filme, die tagsüber am laufenden Band gezeigt werden und die Klimaanlage, die oft viel zu kalt eingestellt ist, nicht so schön.

Tipp: Immer eine Decke mit in den Bus nehmen! Tickets für viele der teureren Buslinien am besten bei www.ticketbus.com.mx,auf den Internetseiten der Buslinien selbst oder direkt an den Busbahnhöfen kaufen.

Mir ist in einem der Luxusbusse einmal mein Fotoapparat gestohlen worden, wohl als ich zur Toilette bin, sehr ärgerlich, behaltet also auch dort bitte alle Wertsachen immer bei euch.

 

Unterkunft

Meine Unterkunft habe ich erst nach der Anreise organisiert. Für den Übergang gibt es in Mexiko-City genug günstige Hostals. Das war für mich dann aber eher stressig, weil ich im Krankenhaus sofort recht viel und lange arbeiteten musste und so wenig Zeit hatte. Die Uni konnte mir leider kein Zimmer vermitteln.

Schließlich habe ich mein Zimmer über www.craigslist.comgefunden, in einem Haus, das mit einigem Komfort wie einer ordentlichen Küche, Dachterrasse und Waschmaschine ausgestattet war.

Dort wohnte ich mit fünf weiteren Ausländern - aus Frankreich, Argentinien, Österreich und den USA. Es lag in einer recht gepflegten Gegend, sodass ich auch abends einigermaßen ungefährdet das Haus verlassen konnte. In der Nähe gab es diverse Geschäfte, einen Bäcker und einen Supermark. Das Zimmer war allerdings recht teuer, ich habe etwa 200 Euro dafür bezahlt, aber es war eher schwierig, einen Vermieter zu finden, der zu einem Vertrag für nur vier Monate bereit war.

Sprache

In Mexiko-Stadt und generell in Mexiko wird Spanisch gesprochen, darüber hinaus gibt es in einigen Bundesstaaten von Mexiko indigene Sprachen. Mit Englisch kommt man im Krankenhaus weder im Umgang mit den Patienten noch mit den Ärzten weiter, obwohl manche einige Worte Englisch beherrschen.

Ich kam über zehn Jahre immer mal wieder in Kontakt mit Spanisch und habe auch schon eine Famulatur in Ecuador auf Spanisch absolviert, sodass ich recht schnell einen Einstieg fand. Aber es forderte mich trotzdem bis zum Ende meiner Mexiko-Zeit sprachlich heraus, selbstständig Patienten zu betreuen.

 

Chili-Markt in Mexico-City

 

Das Krankenhaus

Das Krankenhaus in dem ich arbeitete, war nicht besonders groß, aber die bekannten Fachrichtungen gab es auch hier. Es lohnt sich, ein bisschen auf der Seite der UNAM herumzusuchen und sich die Websites der Lehrkrankenhäuser anzuschauen. Manche Kliniken sind eher klein, dort ist dann das Spektrum der Erkrankungen viel kleiner, andere Kliniken sind dagegen wirklich riesig.

Ich habe von den mexikanischen Studenten ganz unterschiedliche Meinungen zu der Ausbildung in den verschiedenen Krankenhäusern gehört und denke, es ist einerseits Geschmackssache und andererseits einfach Glück, an wen man dort gerät.

 

Verpflegung und Kleidung im Krankenhaus

Ich durfte im Krankenhaus kostenlos essen, was aber nicht immer erstrebenswert war. Zum Glück gab es vor dem Krankenhaus Essensstände mit allem, was das Herz begehrt: Tacos, Quesadillas und Obstsalat zu sehr günstigen Preisen.

Sowohl die weiße Kleidung als auch die OP-Kleidung muss man in Mexiko selber mitbringen. Es ist sehr üblich seinen Namen einsticken zu lassen, sonst herrscht schnell Verwirrung. Die OP-Kleidung kann man an der Uni oder in Spezialläden in der Nähe der Krankenhäuser kaufen - die billigste kostet 10 Euro, ordentliche liegt bei 20 bis 40 Euro. Ich hatte drei Outfits, die ich wegen der Arbeit im Kreißsaal auch dringend brauchte.

 

Mein erster Tag

Was am ersten Tag in der Uni alles zu erledigen ist, hatte ich von der Koordinatorin der Medizinischen Fakultät erklärt bekommen und mit diesen Angaben war alles recht unkompliziert. Ich war sehr beeindruckt von der enormen Größe des Universitätsgeländes der Universidad Nacional Autonoma de Mexico.

Zuerst ging es zu Dr. Mazon, dem Sekretär für Medizinerausbildung. Er empfing mich sehr freundlich, zeigte mir die Fakultät und gab mir einige Informationen zu dem Krankenhaus in dem ich meine Rotation durchführen sollte. Des Weiteren bekam ich diverse Briefe für die Zuständigen im Krankenhaus und lernte einige Studenten des sechsten Jahres kennen, die mir auch mit Rat und Tat zur Seite standen.

Die Studienberatung an der Uni suchte ich nicht auf, da von vornherein klar war, dass ich an den Kursen der Studenten im fünften Studienjahr, dem "Internado" teilnehmen würde, weil dies dem deutschen Praktischen Jahr relativ ähnlich ist. Nachdem ich einige Zeit im Krankenhaus war, stimmte ich mit der Lehrbeauftragten des Krankenhauses ab, welche Inhalte anders waren als in Deutschland und in welche Bereiche ich gerne noch weitere Einblicke gewinnen wollte.

Im Krankenhaus startete ich in der Personalabteilung, arbeitete mich immer weiter vor bis ich schließlich irgendwann die Gynäkologie erreichte. Dort begrüßte mich eine Lehrbeauftragte, die für die anderen Internos und mich zuständig war und an die ich mich bei allen Fragen, Wünschen und Problemen wenden konnte.

 

Kind einer Marktfrau

 

Tätigkeitsbeschreibung

Mein erster Tag war etwas konfus, besonders weil ich noch mit "Montezumas Rache" zu kämpfen hatte. Die ersten Tage durfte ich eine mexikanische Studentin begeleiten, die mir zugeteilt war. Ab dem vierten Tag hatte ich einen festen Plan, wann ich wo eingeteilt war.

Jeden Tag von 8:00-15:00 Uhr war ich in einer Funktionseinheit oder auf einer Station eingeteilt, dazu kamen die Dienste - pro 4 Tage ein 33 Stunden- und ein 12 Stunden-Dienst - und jeden Morgen von 7:00 bis 8:00 Uhr der Unterricht. Dabei fand ich es sehr hilfreich, Teil einer "Guardia" (Gruppe) zu sein, die alle Dienste zusammen hatte und die ich vor allem während der Nächte sehr gut kennenlernte. Ich habe mich mit den Leuten im Krankenhaus sehr gut verstanden.

"Meine" Assistenzärzte wussten dann natürlich ganz genau, was sie mir schon beigebracht hatten und mir zutrauen konnten und waren für meine Ausbildung und Tätigkeit den Fachärzten gegenüber verantwortlich. Ab und zu haben wir auch gemeinsam etwas unternommen, sind ins Kino gegangen, zum Rodeo nach Santa Fe oder etwas Trinken.

Morgens lernte ich immer wieder neue Dinge kennen, entweder in der Brustkrebssprechstunde, in der Schwangerschafts-
vorsorgesprechstunde, auf der Geburtshilflichen Station, in der Notaufnahme, in der gynäkologischen Sprechstunde oder in der Kolposkopie und in der Sprechstunde für Pelvistumore. Meist durfte ich Patienten selber aufnehmen, manchmal voruntersuchen und dann vorstellen, sodass ich recht viel gelernt habe.

Besonders toll fand ich die "Pre-Guardia": eine Nachmittagssprechstunde für Schwangere. Weil jeder diese Sprechstunde alle vier Tage machen durfte, wusste ich nach zwei Monaten einfach viel mehr und konnte immer selbstständiger arbeiten.

In den OP gehen Internos höchstens mal zum Gucken, Haken halten gibt es nicht. Allerdings erwarteten die Ärzte von den Internos, im Nachtdienst Kaiserschnitte zu instrumentieren. Am Anfang fand ich das sehr herausfordernd, am Ende meiner vier Monate eher anstrengend, vor allem, wenn ich zum dritten Mal in einer Nacht instrumentieren musste. Es ist aber mit Sicherheit eine ideale Vorbereitung aufs eigenständige Operieren.

Meine Haupttätigkeiten:

Am Anfang arbeitete ich gemeinsam mit einem Assistenzarzt, und schließlich immer selbstständiger. Am Ende habe ich mich mit meiner Assistenzärztin hauptsächlich beraten, wenn mir etwas komisch vorkam und sie kam erst dazu, wenn das Kind schon fast da war.

Ich hätte gern noch etwas mehr aus dem Bereich der Onkologie gelernt, da aber alle gynäkologischen Tumore von Onkologen behandelt werden, gehört so etwas zu einem PJ in der Gynäkologie in Mexiko nicht dazu. Ich konnte aber die letzten Wochen in die Onkologie rotieren. Dort durfte ich sehr viel untersuchen, aber von der Therapie habe ich nicht so viel mitbekommen.

 

Lehre in Mexiko

Auch wenn die Arbeitsbedingungen hart sind, ist meiner Meinung nach die klinische Lehre in Mexiko der Ausbildung, wie ich sie bisher in Deutschland erlebt habe, weit überlegen. Die Mediziner-Ausbildung in Deutschland scheint mir oft darauf ausgelegt, eine möglichst große Menge rein theoretischen Faktenwissens anzuhäufen, das dann vielleicht in der Assistenzarztzeit zu einem Handlungswissen heranreift.

Der Ansatz in Mexiko ist ein völlig anderer, weil die Studenten im sechsten Jahr ihren Servicio Social ableisten und dabei häufig ganz auf sich gestellt ein Dorf versorgen müssen. Daher ist die Ausbildung darauf ausgelegt, dass die Studenten sehr selbstständig arbeiten.

Die Studenten dort lernen viel präziser zu untersuchen und genauer nachzufragen, da oft keine Apparate oder Labore vorhanden sind. Die Therapie und detaillierte Diagnostik seltener und seltenster Erkrankungen wird dem Facharzt überlassen. Im Medizinstudium wird vermittelt, die häufigen Erkrankungen zu behandeln und den Rest nur zu erkennen und weiter zu überweisen. Toll war auch, dass wir jeden Morgen konsequent Unterricht hatten.

Weiterhin hat mir gut gefallen, sehr eng von einem Assistenzarzt betreut zu werden. Einerseits erledigt jeder für "seinen" Assistenzarzt zwar lästigen Kleinkram, erwirbt aber dafür unglaublich viele praktischen Fähigkeiten.

Es ist immer jemand da, der kritisch nachuntersucht, der Krankengeschichten prüft und hinterfragt und der bei praktischen Tätigkeiten genau beobachtet. Die Schwelle nachzufragen und sich Unterstützung zu holen ist viel niedriger als in Deutschland.

Für deutsche Ohren mag es sich fahrlässig anhören, dass Studenten Geburten allein betreuen - aber, zumindest in meinem Krankenhaus war immer jemand Erfahrenes dabei und hat genau beobachtet, um bei Fragen zur Stelle zu sein und im Zweifelsfall schnell eingreifen zu können. Ich bin sehr froh über die große klinische Erfahrung, die ich so vor allem in der Geburtshilfe gewinnen konnte.

Land/Kultur/Freizeit

Das Kulturangebot von Mexiko-Stadt ist zwar unschlagbar und für jeden Geschmack gibt es jeden Abend etliche Veranstaltungen, aber meine sozialen Kontakte beschränkten sich aufgrund der harten Arbeit eher auf meine Kommilitonen im Krankenhaus und meine Mitbewohner.

Oft wollte ich in meiner Freizeit nur noch schlafen, so dass ich lange nicht so viel unternehmen konnte, wie ich vorhatte. Zum Glück war ich schon drei Wochen vor dem Beginn meines Tertials angereist und habe in dieser Zeit noch etwas von diesem wunderbaren Land gesehen. Natürlich kann man dafür nie genug Zeit haben, aber so war es nicht weiter schlimm, dass die Zeit für Ausflüge sehr knapp war, sobald mein Tertial anfing.

Wenn ich mal einen freien Tag oder gar ein freies Wochenende hatte, bin ich oft aus der Stadt raus gefahren, auch um einfach mal wieder Grün zu sehen. Es gibt viele Orte, die in ein bis zwei Stunden bequem mit dem Bus erreichbar sind, und so konnte ich noch Tepoztlan, Tlaxcala, Oaxaca, Pachuca und Queretaro kennen lernen.

Natürlich habe ich auch in Mexiko-Stadt viel erlebt, vom Zocalo und den Ausgrabungen am Templo Mayor bis zum Besuch der Basilica der Guadalupe und dem Herumschlendern auf den unglaublich bunten Märkten.

 

Tänzer auf dem Zócalo (Plaza de la Constitución) in Mexiko-City

 

Besondere Erlebnisse

Im Krankenhaus in Mexiko gibt es recht viel Sicherheitspersonal und auch vor dem Kreißsaal sitzt immer eine Wache. Zufällig hatte ich Nachtdienst im Kreißsaal, als die Tochter der Wachhabenden entbunden hat - zum Dank für die weitergereichten Briefchen zwischen Mutter und Tochter wurde ich dann die restlichen Monate jeden Tag mit "Buenos dias, princesa!" begrüßt - was mir den frühen Arbeitsbeginn doch etwas versüßte.

Ganz besondere Eindrücke konnte ich auch auf meiner Reise vor Beginn des Tertials sammeln: Nach 45 Minuten Fahrt über Schlammpfade ganz allein bei Maya-Ruinen anzukommen und dort in den Baumwipfeln die Brüllaffen zu beobachten, die vielen rosa Flamingos bei Celestun ganz nah zu erleben und Schwärme von tausenden Fledermäusen aus einer Höhle ausfliegen zu sehen, daran werde ich mich immer erinnern.

Panorama "El Tajín"

 

Fazit

Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich dafür entschieden habe mein erstes Tertial in Mexiko zu absolvieren. Ich habe unglaublich viel gelernt, was mir mein Leben enorm erleichtern wird, wenn ich mit meiner Assistenzarztzeit beginne.

Die Arbeit hat die meiste Zeit sehr viel Spaß gemacht. Außerdem habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, mit ihnen gearbeitet, gelebt und gefeiert und konnte auch Mexiko sehr viel besser kennen lernen, als es bei einer rein touristischen Reise möglich ist.

Ins Ausland würde ich auf jeden Fall wieder gehen und würde jedem raten, zumindest für vier Monate noch mal eine andere Kultur und ein anderes Gesundheitssystem kennen zu lernen.

 

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