Zurück zu Mein Weg ins Medizinstudium
  • Bericht
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  • Martin Angerer
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  • 26.09.2018

Follow your dreams (of becoming a doctor!)

Warum es auch mit 25 noch nicht zu spät ist, ein Medizinstudium zu beginnen.

 

 

Mein Name ist Martin, ich bin 27 Jahre alt und seit 2016 Medizinstudent in Wien. Ich möchte dich ermutigen, deine Ziele konsequent zu verfolgen und zeigen, dass es sich stets lohnt, die richtigen Entscheidungen zu treffen!

Ursprünglich sah es aus, als würde alles ganz anders kommen. Nachdem ich maturiert (= das Abitur abgelegt) hatte, brachte mich ausgerechnet der Zivildienst, im Rahmen dessen ich als Rettungssanitäter beschäftigt war, davon ab, Medizin zu studieren. Von überarbeiteten Ärzten, entnervtem Pflegepersonal und unbelehrbaren Patienten frustriert, begann ich, meiner Neigung zu Sprachen und dem geschriebenen Wort folgend Kommunikationswirtschaft an einer Fachhochschule zu studieren. Der neue Plan folgte ungefähr der allgemeinen Empfehlung, wonach ein Wirtschaftsstudium jedenfalls dazu befähigen sollte, in sämtlichen Branchen beruflich erfolgreich zu sein, um eine Menge Geld zu verdienen.

Ich erinnere mich an ein Telefonat, dass ich keine vier Wochen nach Studienbeginn geführt hatte. Voller Unbehagen klagte ich damals, dass ich mich zu diesem frühen Zeitpunkt ziemlich unwohl im meiner Haut als angehender Bachelor of Arts in Business, konkret für Marketing, Werbung, Public Relations und Betriebswirtschaft, fühlte. Mein gegenüber war besorgt, empfahl aufgrund mangelnder konkreter Alternativen jedoch, der begonnen Ausbildung noch eine Chance zu geben.

Es folgten drei Jahre, in denen ich jede Möglichkeit nutzte, dem wenig erfüllenden Studium den Rücken zuzukehren. Auch aus Angst davor, als Abbrecher dazustehen, absolvierte ich lustlos Prüfung um Prüfung. Das Auslandssemester im schönen Kanada und ein Praktikum bei Adidas in Herzogenaurach waren die Höhepunkte im ansonsten tristen Studienalltag. Nach außen hin gab ich mich mitunter euphorisch und war bemüht, entgegen meiner innersten Empfindung den eingeschlagenen Weg in alle Richtungen zu verteidigen. Doch die im Geheimen so dringend ersehnte Besserung blieb aus. Nach sechs Semestern durfte ich mich schließlich tatsächlich einen Bachelor nennen.

Frustriert von ersten Arbeitserfahrungen im Marketing und der über allem schwebenden Frage nach dem Sinn, schwor ich, dass ab nun alles anders werden würde. Ich nahm einen Job als Redakteur bei einem Sportmagazin an, den ich nach wie vor sehr gerne ausübe. Ich begann ein wirtschaftliches Masterstudium und fühlte ich mich dennoch nicht ausgelastet. Ich verdiente mein eigenes Geld, war beruflich an Orten unterwegs, wo andere gerne Urlaub machen und schien im Job Fuß zu fassen. Trotzdem hatte ich an alldem keine Freude.

Zu diesem Zeitpunkt erkannte ich, dass ich erst dann zufrieden sein würde, wenn ich lernen konnte, was mich wirklich faszinierte und ich mit meiner Arbeit Gutes bewirken konnte. Ich wollte weniger den Umsatz in einem Unternehmen steigern, als vielmehr andere dabei unterstützen, gesund zu sein. Inhaltlich beschäftigte ich mich ohnehin hauptsächlich mit Themen, die von Gesundheit, Ernährung, dem menschlichen Körper und Naturwissenschaften handelten. Mir wurde klar: Ich wollte Medizin studieren, um selbst glücklich zu sein.

Mit einem neuen, konkreten Ziel vor Augen, das sich endlich richtig anfühlte, ging mir alles plötzlich einfacher von der Hand. Ich entwickelte mich zu einem positiveren Menschen. Still und heimlich bereitete ich mich auf den MedAT, den Aufnahmetest für Medizin in Österreich, vor. Um mich vor blamablen Auftritten zu schützen, sollte ich die Aufnahmekriterien nicht erfüllen, erzählte ich kaum jemandem von meinem Plan. Als ich dann das Ergebnis in Händen hielt, standen mir tatsächlich Tränen in den Augen: Ich war sowohl an der öffentlichen Medizinischen Universität Wien, als auch der privaten PMU in Salzburg aufgenommen worden.

Heute, im 5. Semester, bin ich längst im Mediziner-Studienalltag angekommen und könnte glücklicher kaum sein. Ich fühle Vertrauen in den eingeschlagenen Weg und kann mich mit dem, was ich nun lerne, zu 100 Prozent identifizieren. Ich bin mir sicher, dass nichts, was ich bisher erlebt hatte, vergebens war und schätze vielleicht deswegen meinen Studienplatz besonders. Ich habe mir die Entscheidung, Medizin zu studieren, nicht leicht gemacht, sondern besonders sorgfältig überlegt und dafür einen bequemen Weg verlassen.

Dennoch – oder gerade deswegen! - möchte ich dich unbedingt dazu ermutigen: Folge deinen Träumen! Es wird sich in jedem Fall lohnen.

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