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  • Lisa Borotschnig
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  • 25.02.2019

Famulatur in der Inneren

Innere – ein Fach mit Action, Notfällen und stressigen Situationen, aber auch entspannte Routine-Kontrollen mit ambulanten Patienten. Ein Fach, das so viele Möglichkeiten bietet, dass es sich für eine Famulatur gut anbietet.

Kaum ein Fach ist so breit aufgestellt wie die Innere, darum entschied ich mich meine Freizeit sinnvoll zu nutzen und 2 Wochen im Bereich Innere Medizin zu famulieren. Für diese Famulatur habe ich mir ein kleineres Krankenhaus in meiner Nähe ausgesucht.
Mein Tag begann um 7:30 Uhr. Zuerst einmal einen Blick in die Notaufnahme werfen und sehen, ob bereits Hilfe benötigt wird. Anschließend ging es meist zur Onkologie, da es in diesem Krankenhaus keine extra Onkologie gibt, ist sie Teil der Inneren Medizin. Dort durfte ich unter Aufsicht der Assistenzärzte das Anstechen eines Port-a-Cath erlernen und die dazugehörige Blutabnahme durchführen.


Um 8:00 Uhr durfte ich an der Morgenbesprechung teilnehmen, bei der die Aufnahmen und die Entlassungen besprochen wurden. Jeden Mittwoch gab es zusätzlich noch eine Röntgen/CT/MRT Besprechung bei der ich mitdurfte. Bei dieser Besprechung wurden die Bilder von stationären Patienten noch einmal von radiologischer Sicht aus bearbeitet.

8:45 Uhr. Nun ging es meist zurück in die Notaufnahme, hier verbrachte ich die meiste Zeit meiner Famulatur. Ich durfte bei den neunen Patienten Zugänge legen und die Blutabnahmen durchführen. Nach kurzer Rücksprache mit der Oberärztin durfte ich die jeweiligen Patienten statuieren. Bei den ersten Malen wurde mir natürlich genauestens über die Schulter gesehen und mir wurde jeder Unterpunkt der Statuserhebung detailreich erläutert. Nachdem die Patienten statuiert wurden, hielt ich wieder Rücksprache mit der Oberärztin. Die Oberärztin fragte mich dann bei jedem Patienten nach der Verdachtsdiagnose und der weiteren diagnostischen Abklärung, die ich gerne machen möchte. Meine Antworten musste ich dann stets detailliert begründen. Dabei habe ich unheimlich viel gelernt. Das Erstellen von Kurzarztbriefen, sowohl schriftlich als auch per Diktat durfte ich ebenfalls erlernen.


Ein Patientenkontakt blieb mir besonders in Erinnerung. Ein männlicher Patient höheren Alters, kam am späten Vormittag aufgrund immer wieder kehrenden Schwindels und Stürzen, die davon ausgelöst wurden in die Notaufnahme. In der Anamnese wirkte er auf mich völlig orientiert und grob neurologisch unauffällig. Ich vermutete, dass er mit Lagerungsschwindel zu kämpfen hat und versuchte diesen mit den Lagerungsmanövern zu bekämpfe. Leider erfolglos. Ich hatte ihn nun komplett durchstatuiert und führte die Fremdanamnese mit einer Angehörigen durch. Leider war niemand über den genauen Verlauf der Stürze und die genauen Geschehnisse der letzten Tage einheitlich informiert. Aufgrund der mangelnden Auskunft der Angehörigen habe ich die diensthabende Oberärztin zu Rate gezogen. "Was willst du nun weiter tun?", fragte sie mich. Erstaunt über die Frage blickte ich sie mit großen Augen an und meine Ideen sprudelten förmlich aus mir heraus. Ich möchte ein Schädel-CT, da mir niemand genaue Auskunft geben kann, wie der Patient gestürzt ist und ich Blutungen und Schäden im Gehirn ausschließen möchte, außerdem würde ich ihm gerne ein wenig Flüssigkeit verabreichen, da er heute noch kaum etwas getrunken hat. Die Oberärztin hielt das CT für eine gute Idee und ordnete es an.

Am nächsten Morgen traf ich die Oberärztin wieder in der Notaufnahme, sie blickte mich an und begann zu erzählen: „Der Patient, den du gestern zum CT geschickt hast, er hat einen Tumor im Gehirn. Das ist selten aber leider durchaus möglich.“ Erstaunt blickte ich sie an. Darauf antwortete sie: „Gut gemacht, aufgrund des CTs konnte dieser Tumor erkannt werden. Der Patient wurde stationär aufgenommen und weitere diagnostische Verfahren zur Bestimmung des Tumors wurden eingeleitet.“
In diesem Moment fühlte ich mich so, als könnte ich fliegen, so stolz auf mich selbst, dass ich mithelfen konnte die richtige Diagnose zu finden.

Wenn es einmal weniger zu tun gab, durfte ich Einblicke in die verschiedensten Teilbereiche der Inneren Medizin gewinnen. Koloskopie, Endoskopie, Echokardiografie sowie Kardioversion sind nur ein geringer Teil davon, was ich in dieser Zeit alles sehen durfte. Jeder Arzt und jede Ärztin waren bereit, mir ihr Teilgebiet näher zu bringen und jede meiner Fragen genauestens zu beantworten.
Mein Tag endete meist gegen 14:30 Uhr. Wenn jedoch ein Notfall zu dieser Zeit in die Notaufnahme kam, bin ich gerne länger geblieben.

Ich kann eine Famulatur im LKH Wolfsberg nur wärmstens empfehlen. Ich wurde noch nie so herzlich in ein Team aufgenommen und habe selten ein Krankenhaus erlebt in dem die Ärzte sich so viel Zeit nahmen und Mühe gaben einem Studenten seine Fragen zu beantworten. Über eine Aussage der Assistenzärztin habe ich mich besonders gefreut, denn sie sagte zu mir, dass sie sich sehr freuen würde mich später als Kollegin begrüßen zu dürfen.
In diesem Sinne ein riesiges Dankeschön an das Team der Inneren Medizin des LKH Wolfsberg.

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