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  • Bericht
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  • Hendrikje Kurz
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  • 12.11.2015

Famulatur im Chulalongkorn Hospital Bangkok

Arbeiten im Backpacker-Paradies: Hendrikje zog es für eine Famulatur nach Thailand. Hier berichtet sie über das Land, die Leute und ihre Erfahrungen auf der Gynäkologie.

Blick vom Fluss auf die Stadt. ©Hendrikje Kurz

Motivation


Nachdem ich meine letzten Famulaturen in Deutschland gemacht hatte, wurde es Zeit, etwas Neues kennenzulernen. Die Vorstellung, längere Zeit in einem fremden Land zu verweilen, faszinierte mich. Man kann die andere Kultur sehr intensiv auf sich wirken lassen und die Eigenheiten der Bevölkerung studieren. Hat man daneben noch die Möglichkeit, den Arbeitsalltag in einem Krankenhaus mitzuerleben, wird die Erfahrung perfekt.


Bewerbung


Durch die Erfahrungsberichte anderer Studenten wurde ich auf das Chulalongkorn Hospital in Bangkok aufmerksam. Ich sammelte alle nötigen Unterlagen (aktuelles Foto, Empfehlungsschreiben des Dekanats, eine offizielle Studienbescheinigung, Lebenslauf und ein Motivationsschreiben) zusammen und bewarb mich. Relativ schnell erhielt ich die Antwort, dass sich die Bearbeitung noch eine Weile hinziehen würde. Ich habe mich 8 Monate vorher beworben, aber wahrscheinlich bekommt man auch noch kurzfristiger einen Platz. Meine endgültige Zusage erhielt ich genau am 24.12. – ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk sozusagen.


Vorbereitung


Nachdem der Reise jetzt nichts mehr im Wege stand, kümmerte ich mich um Flugtickets und Versicherungen. Je nachdem von welcher Stadt aus man fliegt, liegt der Preis für einen Hin- und Rückflug nach Bangkok zwischen 500 und 600 Euro. Eine Haftpflichtversicherung kann man als Medizinstudent relativ einfach und kostenlos über eine Organisation abschließen. Die Auslandskrankenversicherung schloss ich für einen Zeitraum von 2 Monaten ab, da ich noch herumreisen wollte (Kosten ca. 80 Euro).


Unterkunft


Das Krankenhaus bietet einem an, eine Unterkunft auf dem Campus zu organisieren. Ich habe mich dafür entschieden und es nicht bereut. Durch ein Versehen bin ich in das Gebäude für Professoren und Angestellte geraten und konnte so ein sehr komfortables Appartement (Kosten 250 Euro) bewohnen. Das Haus verfügte über einen Concierge Service und einen Dachpool im 8. Stock. Die normalen Unterkünfte für die Studenten waren aber auch ganz in Ordnung. Auf jeden Fall ist es von Vorteil, wenn man es morgens nicht so weit zur Arbeit hat. Um ein Visum muss man sich nur kümmern, wenn man länger als 30 Tage in Thailand bleiben möchte. Man bekommt es problemlos bei der Einreise am Flughafen. Oder man reist kurz vor Ablauf des Visums in eins der Nachbarländer und kann die Aufenthaltsgenehmigung so um weitere 15 Tage verlängern lassen.

 

Anreise


Nach einem langen Flug kam ich ziemlich erschöpft in Bangkok an. Ich hatte mich entschieden mit der Bahn zum Krankenhaus zu fahren, was sehr unkompliziert war (Airport Rail Link bis Paya Thai und dann mit dem Skytrain bis Siam, von dort ist es nur noch eine Station bis Ratchadamri). Überwältigt von der Hitze, die mir entgegen schlug, als ich den stark klimatisierten Skytrain verließ, machte ich mich auf die Suche nach meiner Unterkunft. Das war gar nicht so einfach, denn es war Wochenende und die wenigen Personen, die ich antraf, konnten quasi kein Englisch. Alle waren jedoch sehr hilfsbereit und letztendlich fand ich das richtige Haus. Da ich erst am Montag anfangen sollte, hatte ich Zeit mir die nähere Umgebung etwas genauer anzuschauen und mich an das Klima zu gewöhnen.


Der Campus liegt sehr zentral im Stadtviertel Pathum Wan. Er ist gut mit dem Skytrain (Station Ratchadamri) zu erreichen. Von dort sind es nur etwa 5-10 Minuten bis zum Wohnheim und den übrigen Gebäuden. Mehrere 7-Eleven (Supermarkt), Cafés und Bankautomaten befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. Direkt gegenüber am Lumphinipark werden jeden Abend mehrere Garküchen aufgebaut. Das Essen dort ist extrem gut und die Bedienung sehr freundlich. Nur eine Station entfernt oder ca. 15 Minuten zu Fuß findet man zahlreiche riesige Shoppingcenter, in denen es alles gibt, was man sich vorstellen kann. Auch ein größerer Supermarkt ist vorhanden.

 

Team der Gynäkologie. ©Hendrikje Kurz

 

Im Krankenhaus


An meinem ersten Tag fand ich mich im Büro für Internationale Angelegenheiten ein (Pass nicht vergessen), um die letzten Formalitäten zu klären und mein Namensschild abzuholen. Von einer Mitarbeiterin wurde ich dann in die Verwaltung der Gynäkologie geführt, wo ich meinen Stundenplan bekam. Anschließend holte mich ein Arzt zu meiner ersten Frühbesprechung ab. Dort sollte ich mich kurz vorstellen. Meinetwegen wurden alle folgenden Besprechungen auf Englisch abgehalten und die Ärzte und Studenten gaben sich sehr viel Mühe, die Patientengespräche kurz für mich zusammenzufassen.

 

Der Stundenplan war für jede Woche gleich und ich war jeden Tag in einem anderen Bereich eingeteilt. Dadurch konnte ich mir ein umfassendes Bild von der Gynäkologie machen. Die thailändischen Studenten wurden in Seminargruppen ebenfalls den verschiedenen Bereichen zugeteilt, so dass man öfter die gleichen Gesichter zu sehen bekam.


Montags ging es nach der Frühbesprechung in die Family Planning Clinic. Hier wurden allgemeine gynäkologische Untersuchungen durchgeführt und hormonelle Verhütungsmittel eingesetzt. In Thailand verwendet man Hormonstäbchen, die in den Oberarm implantiert werden. Bei diesen kleinen, lokalen Eingriffen durfte ich zuschauen und assistieren. Am Dienstag war ich in der Schwangerenvorsorge. Hier durften die Studenten unter Aufsicht eines Arztes die Verlaufskontrollen relativ selbstständig durchführen. Ich lernte die Lage des Fetus im Mutterleib zu bestimmen und seinen Herzschlag zu auskultieren.


Mittwochs war ich den ganzen Tag im OP und konnte nach Belieben bei den Operationen zuschauen. So konnte ich Zystenexstirpationen, Sterilisationen und natürlich zahlreiche Sectios sehen. Leider war es oft sehr voll, weil sich ganze Seminargruppen im OP waren und jeder versuchte, sich einen guten Überblick zu verschaffen. Die meisten Chirurgen erklärten mir jedoch auch etwas und versuchten mich mit einzubeziehen. Am Donnerstag war ich nach der Frühbesprechung im Kreißsaal eingeteilt. Dort gab es zunächst eine Visite. Ich konnte mich mit der Kardiotokografie (CTG) vertraut machen und einer Geburt mit der Saugglocke beiwohnen. Ansonsten war es hier immer relativ ruhig, wodurch ich des Öfteren früher nach Hause geschickt wurde.


Für den letzten Tag der Woche wurde ich einem Arzt in der Ambulanz zugewiesen. Ich war bei den Patientengesprächen anwesend und durfte mich unter Aufsicht an der gynäkologischen Untersuchung versuchen. Ab und zu gab es auch spezielle Ultraschalluntersuchungen oder Biopsieentnahmen.
Allgemein kann ich sagen, dass ich während der 5 Wochen viel gesehen habe. Das gesamte Personal hat sich sehr bemüht, mir die wichtigsten Sachen zu übersetzen. Da ich Gynäkologie vorher noch nicht als Fach hatte, habe ich mir ein Kurzlehrbuch mitgenommen, um einzelne Dinge nachzuschauen. Das war zwischenzeitlich sehr hilfreich, aber meist versteht man auch so eine ganze Menge. An „Ausrüstung“ sollte man selbst einen Kittel und ein Stethoskop mitbringen. Die Arbeitskleidung besteht - anders als bei uns - aus einem dunklen, kurzen Rock und einem weißen Oberteil bzw. für die Herren aus einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd. Auch ordentlich aussehende Schuhe sollte man mitbringen.


Buddha in Ayutthaya. ©Hendrikye Kurz

 

Freizeit


An den Nachmittagen hatte ich Zeit, um ausgiebig die Stadt zu erkunden. Es gibt sehr viel zu sehen, auch wenn man einfach mal nur durch die Straßen schlendert. Besonders schön ist eine Bootsfahrt auf einem der zahlreichen Kanäle. Die Fahrer steuern zielsicher in halsbrecherischem Tempo durch das Wasser und man lernt die Stadt mal aus einer anderen Perspektive kennen. Sehr zu empfehlen ist auch ein abendlicher Spaziergang über einen der vielen Blumenmärkte. Dort verwandeln sich die Straßen in ein unendliches Blumenmeer und man kann den Verkäufern über die Schulter schauen, wie sie filigranen Blumenschmuck herstellen. Nicht verpassen sollte man den Chatuchak Wochenendmarkt. Auf einer riesigen überdachten Fläche reiht sich ein Stand an den anderen. Von Haushaltsgegenständen über Souvenirs bis hin zu lebendigen Tieren bekommt man hier alles. Zwischendurch kann man sich bei eisgekühltem Kokosnusswasser oder einer Fußmassage erholen.


Die Wochenenden kann man auch dazu nutzen, ein paar Ausflüge in die nähere Umgebung zu machen. Ich habe mich für Ayutthaya entschieden. Man erreicht die frühere Hauptstadt innerhalb von 2 Stunden per Sammeltaxi oder Zug. Es gibt ein riesiges Angebot an Unterkünften. Die Überreste der früheren Kulturen kann man mit dem Fahrrad oder dem Boot besichtigen. Einen weiteren Abstecher habe ich nach Kambodscha gemacht, um mein Visum zu verlängern. Am einfachsten ist es, die Busfahrt in einem der Reisebüros rund um die Khaosan Road (Touristenviertel) zu buchen. Dann muss man sich keine Gedanken über den Grenzübertritt machen, denn das Visum ist meist inklusive und man ist die ganze Zeit in einer Gruppe unterwegs.


Fazit


Alles in allem kann ich eine Famulatur in Thailand mehr als empfehlen, weil man dadurch nicht nur seinen medizinischen Horizont erweitert.


Links


Auf der Internetseite (http://www.md.chula.ac.th) bekommt man alle Informationen zu den angebotenen Kursen und den Voraussetzungen. Dort findet man auch die Ansprechpartner und die E-Mail-Adressen für die Bewerbung.

Email:

dr.unnop@yahoo.com

 Chulamed.international@gmail.com

 

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