Zurück zu Oldenburg
  • Interview
  • |
  • Catharina Nitsche
  • |
  • 06.03.2014

Die EMS: Medizinstudium im Aufbau

Die Medizinische Fakultät in Oldenburg – auch bekannt als European Medical School (EMS) – ist erst im Jahr 2012 gegründet worden. Für den Medizinstudiengang kooperiert die EMS mit der Rijksuniversiteit in Groningen/Niederlande. Dr. Kirsten Gehlhar ist als Leiterin des Studiendekanats dafür zuständig, das Curriculum für den neuen Medizinstudiengang zu entwickeln. Catharina sprach mit ihr über die Besonderheiten der EMS und über mögliche Wege in der Zukunft.

> Was sind Ihre Aufgaben als Leiterin des Studiendekanats der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften in Oldenburg?

Hauptsächlich entwickle ich zusammen mit den Modulkoordinatoren das Curriculum für den Medizinstudiengang. Daran sind Mitarbeiter der Universität Oldenburg, der kooperierenden Kliniken und der Rijksuniversiteit Groningen beteiligt.  

 

> Sie haben in Biologie promoviert. Wie kamen Sie an die EMS in Oldenburg?

Ich habe nach meinem Biologiestudium einen Master in Medical Education gemacht. Nachdem ich lange in der medizinischen Forschung und Lehre in Bochum und drei Jahre im Studiendekanat in Witten/Herdecke tätig war, bin ich ein Jahr vor Beginn des ersten Studienjahres in Oldenburg an die EMS gekommen. Durch meine Arbeit an den Universitäten in Bochum und Witten kannte ich bereits verschiedene Modellstudiengänge des Medizinstudiums.  

 

> Nun haben Sie schon erfahren, wie das Studium an anderen Unis abläuft. Was macht Ihrer Meinung nach die EMS besonders? Was ist neu?

Es gibt Strukturen, die auch in anderen Modellstudiengängen vorkommen. Da lässt sich zum Beispiel das problemorientierte Lernen nennen. Dies ist auch an anderen Studienstandorten für Medizin in das Curriculum integriert. In Oldenburg ist zum einen das grenzüberschreitende Studieren besonders: Ein Jahr verbringen die Studenten an unserer Partneruni in Groningen. Zum anderen gibt es eine besondere Form von Prüfungen in den ersten Jahren und den Kurs „Professionelle Entwicklung“. In diesem Kurs wird die persönliche und professionelle Entwicklung der Studierenden gefördert. Es wird Raum gegeben, Hospitationen vor- und nachzubereiten. Themen werden besprochen, die in den Medien diskutiert werden und mit denen ein Mediziner in Berührung kommen könnte. Hinzu kommt die Idee, Praxis und Wissenschaft so früh wie möglich in das Studium zu integrieren.  

 

> Liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit an der EMS etwas besonders am Herzen?

Die Hospitationen in Allgemeinarztpraxen, die regelmäßig vom ersten Semester an stattfinden und ganz besonders das Auswahlverfahren.  

 

> Warum sollte sich ein(e) Medizininteressierte(r) in Oldenburg bewerben?

Das Studium in Oldenburg ist sehr praxisnah gestaltet. Damit gibt es für jeden Studenten die Möglichkeit, sich früh auszuprobieren. Kleine Gruppen bieten eine angenehme Lernatmosphäre.  

 

> Wenn Bewerber sich an der Universität Oldenburg über hochschulstart.de beworben haben und zum Auswahlgespräch geladen werden, auf was können sie sich einstellen?

Es wird kein fachliches Wissen abgefragt. In Stationen, die allein und in Gruppen durchlaufen werden, versuchen wir, die Bewerber näher kennenzulernen und mehr über ihre sozialen Kompetenzen und über ihre Motivation zu erfahren.  

 

> Medizin kann man in Oldenburg erst seit 2012 studieren. Gab es bei der Gründung der Fakultät Hürden, die überwunden werden mussten?

Das Medizinstudium in Oldenburg ist an das in Groningen angelehnt. Da das Studium, wie es in Groningen strukturiert ist, als solches nicht komplett mit der Approbationsordnung in Einklang zu bringen war, musste das Curriculum für die EMS abgewandelt werden. In Groningen wird Medizin im Rahmen des Bachelor/Master-Systems gelehrt – in Oldenburg nicht. Daraus entwickelte sich auch ein spezielles Prüfungssystem in Oldenburg.   Der Studiengang befindet sich in der Aufbauphase. Da stellt sich die Frage, wie sich die EMS entwickeln wird.  

 

> Wie viele Studenten werden in Zukunft einmal pro Semester angenommen?

Das ist eine schwierige Frage. Solange wir uns noch in der Aufbauphase befinden, gibt es 40 Studienplätze pro Semester. Nach der Aufbauphase wird nach der Kapazitätsverordnung die Anzahl der Studienplätze neu berechnet.  

 

> Für Anatomiepraktika fahren die Oldenburger Studenten nach Groningen.Wird das so bleiben? Oder plant die Uni ein eigenes anatomisches Institut?

Es stehen dazu momentan keine Planungen an. Die Studenten werden zunächst die Praktika in Groningen absolvieren. Die Professur für Anatomie wird jedoch demnächst besetzt, dann sehen wir, wie sich das Fach hier entwickeln wird.  

 

> In Oldenburg gibt es keine Universitätsklinik. Wie wird das besonders für die späteren Jahre im Studium geregelt?

Für die universitäre klinische Lehre, in denen Medizinstudenten einen Teil ihres Studiums verbringen, gibt es verschiedene Modelle. Es gibt auf der einen Seite das Integrationsmodell mit einer Klinik, die zur Fakultät gehört – die Universitätsklinik. In Oldenburg haben wir allerdings ein Kooperationsmodell, bei dem mehrere Kliniken zusammen die Universitätsklinik bilden. Dazu gehören das Klinikum Oldenburg, das Pius-Hospital und das Evangelische Krankenhaus.  

 

> Warum wurde die Universität in Groningen als Kooperationspartner gewählt?

 Zum einen ist Groningen gut von Oldenburg aus zu erreichen. Als Student hat man die Möglichkeit, zwei Gesundheitssysteme kennenzulernen. Das Curriculum passt sehr gut zu den Ideen aus Oldenburg und hat international einen guten Ruf.  

 

Ihr findet weitere Infos und Kontaktadressen auf der Homepage der Fakultät:

http://www.uni-oldenburg.de/medizin/

Und in diesem Video:

Um diesen Inhalt korrekt anzuzeigen, muss JavaScript in Ihrem Browser aktiviert sein.

<iframe width="440" height="360" src="//www.youtube.com/embed/358xBnyQ-Ik?feature=player_detailpage" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>

Mehr zum Thema

Artikel: Pflegepraktikum in der Schweiz

Artikel: TMS – der Schlüssel zum Medizinstudium

Artikel: Medizinstudium in Oldenburg – ein kurzer Rückblick