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  • Bericht
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  • Text und Fotos: Kristin Wendling
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  • 30.01.2008

Sono-Kurs Abdomen

Medizinstudenten und Ärzte konnten sich im Sono-Kurs Abdomen freiwillig weiterbilden und an 3 Tagen intensiv das Sonografieren üben. Der Kurs richtet sich an unerfahrene "Sono-Neulinge" sowie an Ärzte mit Vorkenntnissen und wird von der Arbeitsgruppe Medizindidaktik der Medizinischen Fakultät Düsseldorf angeboten. Was die Teilnehmer lernen und warum sich der Kurs auch für Sono-erfahrenere Ärzte lohnt, erfahrt ihr hier.

 

 

Bei einem Kurzvortrag von Dr. Hofer.

Die Vorbereitung

Um möglichst viel von dem Kurs zu profitieren, empfiehlt es sich für Studenten und Ärzte den "Sono-Grundkurs - Ein Arbeitsbuch für den Einstieg" von G. Hofer gut durchzuarbeiten. Je mehr man vorher schon schafft, desto besser! Aber auch schon die ersten 3 Kapitel und ein vorheriges Zeichentraining der Standardebenen mit Hilfe des Buches erleichtern den Einstieg in ein lehrreiches Wochenende.
Ich persönlich stellte mir den Kurs schon anstrengend vor - Freitag von 14.00 Uhr bis 20.15 Uhr, Samstag 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr und Sonntag 9.30 Uhr bis 13 Uhr (ohne Prüfung) bzw. ca.16 Uhr (mit Prüfung) - und doch habe ich mich an keiner Stelle überfordert oder gestresst gefühlt - obwohl ich zu den Sono-Neulingen gehörte!

 

Der Aufbau des Wochenendes

Dr. Matthias Hofer (Leiter der AG Medizindidaktik) ist es in all seinen Kursen sehr wichtig, dass sich Theorie und Praxis häufig genug abwechseln, sodass keine Konzentrationsschwierigkeiten entstehen.

Einem Kurzvortrag von ihm (Dauer meist höchstens 20 Minuten) folgte eine Live-Demonstration zu dem im Vortrag behandelten Thema. Dafür wurde auf zwei Großleinwänden die Schallkopfführung übertragen und auf einer weiteren mittleren Großleinwand konnte das Sonobild verfolgt werden.

 

Die Schallkopfführung bei der Live-Demo wird gefilmt.

Im Anschluss schritten die Teilnehmer selber zur Tat: In 5er-Gruppen suchte man sich einen Sono-Arbeitsplatz, an dem schon ein Trainer wartete. Je nach Thema hatte man 45 Minuten bis 1,5 Stunden zum Schallen Zeit. So kam jeder der Gruppenmitglieder dran, um das zuvor Gelernte praktisch umzusetzen und unter Anleitung des Trainers noch neue Tricks und Kniffe zu erlernen.

Von insgesamt 20 Kursstunden wurden so 11 Stunden am Sonogerät verbracht!

 

Schallen unter Jennys Aufsicht

 

Nach jedem Themenkomplex rückte die 5er-Gruppe einen Sono-Arbeitsplatz weiter, um von möglichst vielen Trainern und ihren Erfahrungen zu profitieren.

Zurück im Seminarraum hatte jeder Teilnehmer Zeit, die zuvor eingestellten Ebenen zu zeichnen und somit den "Memory-Effekt" zu erhöhen und wie Dr. Hofer uns vermittelte, den "Brenneffekt auf der eigenen Festplatte - unserem Gehirn - zu erreichen". Währenddessen gingen die Trainer von Teilnehmer zu Teilnehmer, um Hilfestellung und nützliche Tipps zu geben.

 

Die Schnittebenen auf Papier gezeichnet

 

Im Anschluss gab es dann noch eine Kaffeepause zum kurzen Erholen und zum Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern oder Trainern.
Dann ging es mit dem nächsten Thema nach dem oben beschriebenen Schema weiter.

Folgende Organsysteme im Normalbefund und mit pathologischen Beispielen wurden behandelt:

Einführend wurden außerdem physikalische Grundlagen des Ultraschalls einschließlich sonographischer Artefakte erläutert. Es wurde vermittelt, worauf man bei der Auswahl des geeigneten Schallkopfes achten sollte. Die anatomische Orientierung in den Standardebenen, die Handhabung handelsüblicher Sonografiegeräte, sowie die Atemführung und Lagerung der Patienten wurden so erklärt, dass man schon beim ersten Schallen Erfolge erzielte und motiviert für die folgenden Themen war.

Besonders gut hat mir der letzte Themenkomplex "FAST-Methode" (Focused assessment with sonography for trauma) gefallen. Am Ende musste man hierbei in 20 bis 30 Sek. alle serösen Höhlen des Thorax und des Abdomens durchmustern, in denen möglicherweise lebensbedrohliche Einblutungen zu finden sind. Genauso können hiermit Parenchymrisse in Milz oder Leber nachgewiesen werden. Nur vier Schallkopfpositionen machen diese strukturierte Methode aus.
Zum einen war dies am Ende noch mal eine gute Übung der eigenen praktischen Fähigkeiten und zum anderen gibt es Sicherheit, für den Notfall ein Schema der Durchmusterung erlernt zu haben.

Am Samstag hatte man zudem mittags und abends jeweils 45 Min. Zeit für freie Schallübungen, in denen Themen nach den Wünschen der Teilnehmer behandelt wurden.

 

Der Organisator

Dr. Matthias Hofer ist Oberarzt der Diagnostischen Radiologie sowie Dozent der Uni Düsseldorf. Er leitet die AG Medizindidaktik, welche den Studentenunterricht an der medizinischen Fakultät verbessert und auch - wie hier - Workshops zur Weiterbildung von Ärzten anbietet.

Weitere Informationen findet man auf den Seiten der AG Medizindidaktik:

Homepage der AG Medizindidaktik

Die Trainer

Neben Dr.Hofer, der mit Vorträgen und Live-Demonstrationen durch das Wochenende führt, hängt ein großer Teil des Kurserfolges von den Trainern ab, die an den Sono-Stationen auf die Teilnehmer warten. Um von möglichst verschiedenen Erfahrungen der Trainer zu profitieren wird deshalb nach jedem Themenkomplex der Sono-Arbeitsplatz gewechselt.
Die Trainer sind alle langjährige Mitglieder im Team um Dr.Hofer und haben zahlreiche Fortbildungskurse rund um das Sonographieren durchlaufen. Einige von ihnen sind selber schon Ärzte und andere sind Medizinstudenten in höheren Semestern.

Alle Trainer, die ich an den Stationen kennengelernt habe, waren bestens geschult, verfügten über gutes Fachwissen und haben uns mit viel Geduld und in einer netten persönlichen Atmosphäre immer wieder neue Handgriffe, Tipps und Tricks für ein besseres Sonobild vermittelt.

 

Die Anmeldung

Für den hier beschriebenen Sono-Intensivkurs am Wochenende muss man sich über die Marburger Bund Stiftung (MB) anmelden. Siehe auch:

Homepage der AG Medizindidaktik

Die Marburger Bund Stiftung hat ihren Sitz in Köln und ist unter folgender Telefonnummer erreichbar: 0221 - 97316815. Die Veranstaltung ist von der Ärztekammer Nordrhein mit 25 Fortbildungspunkten der Kategorie C zertifiziert. Ein ähnlich aufgebauter Kurs wird auch für Medizinstudenten im Rahmen der Vorklinik im Sommersemester angeboten - dann allerdings 2mal wöchentlich für ein ganzes Semester

Im Gegensatz zu den Studentenkursen im Sommersemester müssen bei dem hier beschriebenen Kurs Beiträge von 160 € für studentische MB-Mitglieder bis 300 € für Nichtmitglieder entrichtet werden.

 

Mein persönlicher Eindruck

Wie oben schon erwähnt machte ich an diesem Wochenende meine ersten strukturierten Sonografie-Erfahrungen. Ich hatte es leider nicht geschafft, in den Studentenkurs zu kommen und wollte nun in meinem ersten PJ-Tertial diese "Sono-Lücke" schließen.
Ich kann diesen Kurs wirklich empfehlen - er ist sein Geld wert und gerade wenn man schon klinisches Grundwissen erlangt hat, kann man nur profitieren.

Mir persönlich hat der abwechslungsreiche Aufbau des Kurses sehr gut gefallen und immer wenn man dachte, an der Grenze der Konzentrationsfähigkeit zu sein, kam eine Pause oder man musste selber praktisch etwas tun. So war man zwar am Samstagabend geschafft, aber dabei nicht gestresst, sondern sehr zufrieden mit dem Lernerfolg! Diesen konnte man auch am Sonntag in einer mündlichen, praktischen und zeichnerischen Prüfung kontrollieren lassen und so den eigenen Ehrgeiz anspornen.
Das Sono-Buch von Dr.Hofer ist dabei sehr gut auf den Kurs abgestimmt und man sollte weder auf das Buch noch auf den Kurs verzichten!

 

Jeder konnte selbst den Schallkopf in die Hand nehmen und üben

 

Klar, jetzt kommt erst die richtige praktische Erfahrung und die Routine muss noch erlernt werden, aber man hat Struktur beim Sonografieren bekommen, hatte in Ruhe Zeit zu erkennen, welche Schallkopfhaltung wo am effektivsten und welcher Anpressdruck und welche Atemstellung des Patienten einem wann hilfreich ist.

Und auch von vielen Ärzten, die schon einige Jahre praktische Erfahrung gesammelt haben, habe ich nur positives Feedback zum Kurs gehört.
So würden Heike, Christiane, Jessica und Alex aus meiner Gruppe "immer wieder kommen". Heike hatte schon drei Jahre Sonografieren in der Klinik hinter sich und hat doch das Gefühl, im Kurs dazu gelernt und nun mehr Struktur beim Schallen zu haben.
Jessica ist sogar extra aus Süddeutschland angereist und hatte - wie viele andere Teilnehmer auch - am Freitag schon eine lange Fahrt hinter sich. Ihr wurde der Düsseldorfer Kurs von Freunden empfohlen, die von der Möglichkeit, hier viel praktisch üben zu können begeistert waren.

Nun ist es an mir, euch hiermit diesen Kurs zu empfehlen - ich persönlich würde immer wieder mitmachen!

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