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  • Bericht
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  • Anna Miskiewicz
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  • 14.04.2005

Hämatologie-Famulatur am Mater Misericordiae Hospital in Dublin

Bereits 10 Monate vorher hat Anna begonnen, sich um eine Auslandsfamulatur zu kümmern. Da für sie feststand, dass es ein englischsprachiges Land werden soll, das in Europa liegt, war ihre Auswahl leicht begrenzt ...

Alle Fotos: Anna Miskiewicz

Da ich bereits 1998 zwei Wochen in Cork/Irland verbracht habe und mich in das Land, seine Landschaften und seine Kultur verliebte, wollte ich wieder auf die grüne Insel. Nach anfänglichen Recherchen im Internet stellte sich heraus, dass das Mater Misericordiae Hospital in Dublin das größte Krankenhaus auf der Insel ist. Also folgte ich gleich meinem Enthusiasmus und bewarb mich zusammen mit einem Empfehlungsschreiben von meinem Studiendekan in Dublin.

Ungefähr einen Monat später kam die Zusage zusammen mit einer Liste der Abteilungen, aus denen ich meine drei Favoriten habe auswählen können. Ich entschloss mich als Erstwunsch für die Abteilung Hämatologie/ Onkologie, die mir in einem der folgenden Briefe bestätigt worden ist. Ferner erhielt ich eine Application Form (persönliche Daten, Englischkenntnisse, vorherige Famulaturen), die man samt Foto ausgefüllt zurücksenden muss.

 

Flug

Heutzutage ist es nicht schwer, günstig nach Irland zu reisen. Es gibt eine Reihe von so genannten Billigfliegern, die freundliche Preise für den studentischen Geldbeutel haben. Gleich nach der Zusage vom Krankenhaus buchte ich meinen Flug von Köln/Bonn nach Dublin und zurück für 88 Euro.

 

Versicherungen

Als EU – Mitglied braucht man für die Einreise nach Dublin einen gültigen Personalausweis bzw. einen Reisepass. Über den ADAC kaufte ich eine Auslandskrankenversicherung für 13,50 Euro, die für Aufenthalte bis 6 Wochen ein Jahr lang gültig ist.

 

Englischkenntnisse

Das Englisch auf der Insel unterscheidet sich höchstens durch die Aussprache von dem Englisch in den USA oder Großbritannien.
Es erwies sich für mich als sehr hilfreich, dass ich mich vorher mit dem Medical English befasst und mir die spezifischen Ausdrücke eingeprägt hatte (Gross: Medical English, Thieme-Verlag, mit CD). So verstand ich gleich, dass die Aufforderung „Could you please put a line in?“ einen Zugang legen bedeutete ...

 

Unterkunft

Zusammen mit der Zusage vom Krankenhaus bekommt man eine Liste mit Jugendherbergen in der Nähe. Eine Unterbringung im Krankenhaus selbst ist nicht möglich.
Doch Dublin bietet als eine Weltmetropole diverse weitere Unterkunftsmöglichkeiten. Je nach persönlichen Wünschen, kann man im Hotel, im Bed & Breakfast, in gemieteten Wohnungen oder bei Gastfamilien unterkommen. Da ich Familienanschluss vorgezogen habe, habe ich mich für eine Gastfamilie entschieden. Im Internet findet man direkt Emailadressen.

 

 

Im Dezember 2004 begann mein Emailkontakt mit einer sehr netten Gastfamilie im Stadtteil Priorswood, Dublin 17. Eine allein erziehende Mutter wohnt dort mit ihrem 10-jährigen Sohn Dennis. Es stellte sich heraus, dass die Lage einfach einmalig war, um ins Krankenhaus zu kommen, aber auch als Ausgangspunkt für Ausflüge rund um das County Dublin. Zur Bushaltestelle waren es gerade mal 3 Minuten. Werktags fuhren die Busse alle 7 Minuten, samstags alle 10 Minuten und sonntags alle 15 Minuten.

Im Haus selber konnte ich neben meinem eigenen Zimmer mit Bett, Schrank, Kommode, Schreibtisch und Stuhl alle Einrichtungen des Hauses ohne Einschränkung nutzen (TV, DVD-Player, Video).
Gleich an meinem Ankunftstag nahm mich meine Gastmutter mit auf eine Einkaufstour, in der sie mir meine Umgebung und die Geschäfte zeigte.
Sie ließ mir auch auf ihren Namen einen Zweitausweis für die Bibliothek ausstellen, der mir erlaubte das Internet kostenlos zu nutzen. Dadurch konnte ich einen intensiven Kontakt zu meinen Eltern und meinen Freunden halten.

Dennis erwies sich als begeisterter Playstationspieler, der sich sehr über jede Beteiligung meinerseits freute. Dadurch konnte ich neben jeder Menge Spaß auch noch weiter meine Englischkenntnisse vertiefen.

 

Studiengebühren

Es werden 100 Euro für 4 Wochen Famulatur vom Krankenhaus erhoben (bzw. 50 Euro pro Woche), welche dem Dean und somit direkt der Lehre zukommen. Man kann sie bereits vor der Ankunft zahlen oder in der ersten Woche der Famulatur. Auf Wunsch bekommt man einen Beleg von der Sekretärin.

 

Ermäßigungen für Studenten

Fast überall kann man von ermäßigten Studentenpreisen profitieren, wenn man einen internationalen Studentenausweis z.B. von ISIC (ASTA-Laden, Preis 10 Euro für ein Jahr) hat.
Ein Busticket für Studenten für eine Woche kostet 15 Euro und erlaubt unbegrenzte Fahrten im gesamten County Dublin. Eintritte in diverse Museen, wie z.B. Book of Kells, Cathedral of Holy Trinity, Dublinia uva., sind für Studenten ebenfalls ermäßigt. Ganztagesausflüge mit dem Bus Éireann zu Touristenanziehungsorten auf der grünen Insel sind ebenfalls bis zu 8 Euro ermäßigt.

 

Inhalt der Famulatur

Auf der Station Haematology wird von Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr gearbeitet (an Wochenenden ist nur ein doctor on-call da). Da aber nach 15.30 Uhr meistens nur Schreibarbeit anliegt, war es mir selber überlassen, ob ich gehen oder bleiben wollte.

Diese Station besteht aus zwei größeren Räumen, in denen jeweils 6 weibliche oder 6 männliche Patienten stationär behandelt werden. Wie man es aus den englischen Krankenhausserien kennt, werden sie nur durch Vorhänge von einander getrennt! Außerdem gibt es auf der Station eine Day Ward, eine Tagesstation, in die ambulante Patienten kommen, die Chemotherapien, Bluttransfusionen, Plättchen, Epo oder GSF bekommen.

Der Wochenablauf ist gut strukturiert. Am Montag (allgemeine Hämatologie) und Freitag (vorwiegend CLL) ist die „Clinic“, also die Ambulanz, dran. Meiner Meinung nach ist es eine der besten Lehrmöglichkeiten. Patienten stellen sich mit suspektem Blutbild oder klinischem Untersuchungsbefund vor, nachdem sie vom GP (Hausarzt) überwiesen wurden. Als Studentin durfte ich Anamnesen erheben und eine Grunduntersuchung (Herz, Lunge, Leber, Milz, Abdomen, LK) durchführen. Dann habe ich den Patienten dem SHO oder dem Consultant vorgestellt, der mich nach den weiteren Schritten fragte, die ich unternehmen würde. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich in den Ambulanzen sehr viel gelernt habe und dass dort der Patientenkontakt am intensivsten war.

Am Dienstag stellt der Consultant (Chefarzt) die aufgearbeiteten hämatologischen Befunde der stationären Patienten in Form von mikroskopischen Präparaten vor. Hier muss man seine eingestaubten Kenntnisse aus der klinischen Chemie und aus der Pathologie hervorkramen und/oder einfach den sehr ausführlichen Erläuterungen des Consultants zuhören.
Dienstag Nachmittag folgt noch eine ausführliche Konferenz mit den Radiologen, während der die MRT – und CT – Bilder sehr ausführlich besprochen werden.

Mittwoch ist der „Bone Marrow“–Tag. Ich durfte bei sehr vielen Knochenmarkspunktionen und –biopsien assistieren und auch einen kleinen Teil der Arbeit selber erledigen, wie z.B. das Erstellen der histologischen Präparate.

Am Donnerstag ist „nur“ Stationsarbeit angesagt. Sehr häufig kommen bes. am Donnerstag Pharma–Vertreter, die neue Medikamente in Form von Vorträgen und „gesponsorten Mittagessen“ vorstellen.

 

Fazit

Ich hatte eine Famulatur erlebt, die mir sehr viel Patientenkontakt ermöglichte. Die ganze Zeit über war ich einem SHO zugeteilt, der als ein hervorragender Didaktiker mir sehr viel beigebracht hatte. Sei es direkt am Patientenbett oder aber in Form von kurzen Vorträgen zwischendurch. Alle meine Fragen beantwortete er ausführlich. Gern sah er es, wenn ich ein Thema Zuhause vorbereitet habe und es ihm am nächsten Tag vortrug, und wir dafür die passenden Fallbeispiele suchten.

Auf mein Fragen und meine Initiative hin, erfuhr ich, dass es jeweils um 9.00 Uhr eine Vorlesung für die „Final Meds“, also Studenten im praktischen Jahr, gab, die ich ebenfalls besuchen durfte. Dort wurde, wie auch auf der Station, sehr viel Wert auf Patientenkontakt und Fallvorstellungen gelegt. Die Themen variierten je nach Fachgebiet. Außerdem erfuhr ich, dass es dienstags um 13.00 Uhr eine Fortbildung für „Interns“ gibt, die den ehemaligen AiPlern entsprechen. Dies war wiederum sehr aufschlussreich, weil hier ein Krankheitsbild aus verschiedenen Fachgebieten beleuchtet wurde.

Als Anmerkung möchte ich erwähnen, dass es von den Studenten erwartet wird, dass Männer in Hemden, Schlips und Stoffhose und die Frauen in Bluse, Rock oder Stoffhose auf Station arbeiten. Turnschuhe und Birkenstocks sind ein unverzeihlicher Irrtum. Auf meiner Station wurde kein Kittel getragen.

 

Land, Kultur & Freizeit

Irland ist ein Land, in das man sich sofort verliebt oder man lässt es für immer sein. Es ist ein Land voller grüner Wiesen, Felder, Schafe, Cottages, aber auch ein Land voller Felsen, Klippen, Steine. Ein Land voller Kontraste eben.

 

 

Die Menschen haben ein enorm großes Herz. Oft ist ein Ire einfach auf mich zugekommen, als ich an den Wochenenden unterwegs war und den Weg auf meiner Karte suchte, und fragte mich hilfreich: „Are you lost? Can I help you?“ In diesem Land ist Hektik ein Fremdwort, man hat für alles Zeit und man regt sich nicht über Kleinigkeiten auf. Ein Beispiel aus dem Krankenhaus: Nie hat sich ein Patient beschwert, dass er drei oder vier Stunden hat in der Ambulanz warten müssen.

Dublin selbst ist eine große Metropole, eine Kulturstadt, die für jeden etwas bietet, sei es Theater oder Kino. Sehr empfehlenswert ist im Trinity College das Book of Kells (handschriftliche Abschrift der vier Evangelien) und die Bibliothek zu sehen. Außerdem sollten folgende Besichtigungspunkte in Dublin nicht fehlen:
Cathedral of Holy Trinity, Dublinia, St. Patrick’s Cathedral, Grafton Street, Bank of Ireland, General Post Office, King’s Inn, Dubliner Zoo uva.

Selbstverständlich gibt es in Dublin sehr viele Pubs. Die besten sind meiner Meinung nach die Temple Bar und der Mc Daid’s Pub. Im County Dublin sind das Malahide Castle, Howth und Portmarnock sehr beliebte Touristenanziehungspunkte.

Ich hatte das Glück während des größten irischen Nationalfeiertags dort zu sein: St. Patrick’s Day am 17. März. Eine großartige Parade durch die O’Connell Street spiegelt die Geschichte Irlands, abends gibt es ein Feuerwerk am Fluß Liffey im Zentrum und am drauffolgenden Samstag ein kostenloses Konzert im Stephen’s Green Park.

Es lohnt sich auch, an der Central Bus Station vorbeizugehen und sich die aktuellen Angebote für Ausflüge ins Landesinnere zu holen (Studentenermäßigungen!), um die unterschiedlichen Gesichter dieser grünen Insel kennen zu lernen.

 

Bewerbungsadresse

Mater Misericordiae Hospital
Sisters of Mercy
Medical Personnel Department
Eccles Street 59
Dublin 7
Ireland

Homepage des Hospitals

 

Hilfreiche Internetadressen:

Wohnungssuche bei Daft

Tourismusseite der Stadt Dublin

Tourismusseite Irland

Bus Eirann

Jedem, der eine Famulatur auf der grünen Insel machen möchte, kann ich zu seinem Entschluss nur gratulieren und ihm fast versichern, dass er neben einer erstklassigen Betreuung, eine wundervolles Land mit seinen romantischen Landschaften und großartigen Menschen kennen lernt. See you!

 

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