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  • 08.11.2012

Dr. Motz und der Wahnsinn

Manchmal hält sich Dr. Motz für einen ganz normalen Menschen. Nämlich dann, wenn er sich in seiner näheren Umgebung umschaut und dort nur Wahnsinnige vorfindet. Dabei bedauert er durchaus, nicht als Psychiater sein Geld verdienen zu können. Bedarf sieht er genug. Andererseits gruselt es ihn vor der Vorstellung, sich auch noch professionell ernsthaft mit den Wahnvorstellungen seiner Mitmenschen beschäftigen zu müssen. Da bleibt er doch lieber der gehässige Beobachter aus der Ferne.

Sein erstes Psycho-Opfer ist mal wieder einer seiner Kollegen. Diesem attestiert Dr. Motz ohne Zögern eine akut manische Todes-Hypochondrie. Der Kollege wäre nämlich fast gestorben! Nur mit Glück habe er überlebt! Im gemeinsamen Arztzimmer hatte nämlich eines der Wandregale nachgegeben und war auf den Schreibtisch gestürzt. Dabei hatte er die PC- Tastatur und das ewig für Privatgespräche klingelbereite Handy des Kollegen knapp verfehlt.

Und haarscharf auch den Kollegen - der sich zu diesem Zeitpunkt allerdings gar nicht im Zimmer befunden hatte. Dennoch jammert er Dr. Motz eine halbe Stunde lang vor, dass er fast erschlagen worden wäre und er die Tischler-Firma eigentlich wegen versuchter Körperverletzung anzeigen müsse. Und er von Glück reden könne, seine Hände noch gebrauchen zu können. Insgeheim rechnet Dr. Motz damit, dass sich der Kollege wegen seines schweren psychischen Schocks krankschreiben lassen wird.

 

Die spinnen, die Amis

Eine andere Wahnsinnserfahrung hatte Dr. Motz, als er seine Schwester in den USA besuchte. Zwar legte er bei der Einreise in dieses verrückte Land seine Maßstäbe der Definition von Wahnsinn schon deutlich höher als in der Heimat (angesichts der irren Einreiseprozedur bei der er sich nach 10-fingriger Abdruckentnahme, psychotischem in die Kamera-Stieren und Nahrungsmittelfrische-Spürhund-Leibesvisitation wie ein Schwerverbrecher behandelt fühlte), was er beim Lunch mit den Freundinnen seiner Verwandten dann aber erlebte, gab ihm den Rest.

Erfreut, einen richtigen Doktor am Tisch zu haben, fragten die Sex-and-the-City-Klone Dr. Motz sofort, ob er sich denn auch mit Rückenschmerzen auskenne. Und ob er denn auch so gute Erfahrungen mit intravaginaler Triggerpunkt-Massage gemacht habe? Mit hochroten Ohren verschluckte sich Dr. Motze zunächst an seinem Burger und konnte nur noch mit aufgerissenen Augen den Kopfschütteln. Und dann wurde er Zeuge eines Expertenaustausches der ihn umgebenden Mädels über diese Therapieform, bis ihn vor lauter Scham eine akute traumatische akustische Agnosie befiel.

 

Dreistigkeit siegt

Nachdem er sich Tage später endlich wieder erholt hatte, traf ihn beim Heimflug der nächste akute Wahnsinnstrick mit voller Wucht. Dr. Motz wurde Zeuge, wie man sich mit einer vorgetäuschten Migräne ein Upgrade in die Business Class verschafft! Das elegant gekleidete Fashion Victim in der Reihe vor ihm, welches in der Abflughalle noch gut gelaunt geplaudert, gelesen, Musik gehört und Duty Free geshoppt hatte, klingelte kurz nach dem Platznehmen nach den Flugbegleitern und erbat sich mit leidender Miene eine Aspirin. Zu diesem Zeitpunkt war Dr. Motz schon erstaunt, dass Medikamente so einfach für lau zu bekommen waren.

Kurz vor Erreichen der Reiseflughöhe jedoch presste die Mitreisende mit verzerrtem Gesicht ihren Handrücken gegen die Stirn, stöhnte einmal laut auf und lies erneut die Flugbegleiter ankommen. Nach einer gehauchten Krankengeschichte eines akuten Migräneanfalls, der nur durch Hinlegen und Ruhe zu beheben sei -sie kenne das schon, sonst würde sie sich übergeben und synkopieren - wurde die Arme in einen Liegestuhl der Business Class verfrachtet. Um bei der Gepäckausgabe putzmunter alle Mitreisenden vom Gepäckband wegzudrängeln. Dr. Motz staunte nicht schlecht.

Er hingegen fand unfreiwillig die beste Therapie gegen Jetlag. Einfach gar nicht schlafen, sondern nach dem Urlaub von den Kollegen drei Dienste hintereinander aufgebrummt bekommen (Strafe muss sein) und durchoperieren. Was ein Wahnsinn!

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