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  • Greta Burmeister
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  • 14.10.2013

Chirurgie-Famulatur in Katete, Sambia

Greta Burmeister aus Hannover hat eine sechswöchige Chirurgie-Famulatur in Katete in Sambia abgeleistet. Die Studentin berichet über ihre Aufgaben bei der Arbeit und ihre Freizeit in Afrika.

 

Vorbereitung der Famulatur

Planung, Organisation und Bewerbung bei der Praktikumsstelle:

Im Dezember 2013 hatte ich planmäßig meine letzten Prüfungen, das PJ konnte ich allerdings erst im März 2013 beginnen. Dieser freie Zeitraum bot sich also perfekt an, um eine Famulatur im Ausland zu machen. Im Internet habe ich diverse Berichte von afrikanischen Krankenhäusern durchforstet. Das Saint Francis Hospital in Sambia gefiel mir gleich sehr gut, da es von britischen und holländischen Ärzten geleitet und aufgebaut wurde. Es ist landesweit bekannt und eine große Unterstützung im Gesundheitssystem des Entwicklungslandes. Dadurch konnte ich die Erfahrungen ‚Medizin im Dritte Welt Land‘ und ‚Arbeitsweise in anderen europäischen Ländern‘ etwas kombinieren.

Ich habe das Krankenhaus gegoogelt und bin auf http://www.saintfrancishospital.net/ gestoßen. Dort gab es auch eine Mail-Adresse für Bewerbungen von Medizinstudenten students@saintfrancishospital.net. Nach einer kurzen Anfrage habe ich am nächsten Tag eine positive Zusage bekommen. In meinem Wunschzeitraum waren noch Kapazitäten frei. Ich musste nur noch meinen Lebenslauf nachreichen.

Später habe ich dann meine Flüge für rund 800 Euro mit Emirates über Dubai nach Lusaka gebucht. Mein (double-entry!!!) Touristen-Visum musste ich bei der Botschaft online beantragen. Es hat 80 Euro gekostet. Außerdem braucht diverse Impfungen, die holt man sich in der Reisemedizinischen Sprechstunde der MHH. Auch eine Malariaprophylaxe ist wichtig. Die Virologen beraten einen sehr gut. Es muss jedoch alles selbst bezahlt werden - So sind schnell über 500 Euro weg, obwohl ich auch das deutlich günstigere Lariam gewählt habe.

Für die Finanzierung der Famulatur hab ich das PROMOS-Free movers ship über das Auslandsbüro meiner Uni beantragt. Ein halbes Jahr später hab ich 600€ erhalten. Hierfür benötigt man den Nachweis über Sprachkentnisse.

 

Ankunft

Ich bin planmäßig in Lusaka gelandet. Nachdem ich die üblichen Zoll-Erklärungen ausgefüllt habe, hab ich den Beamten dort nochmals gesagt, dass ich zum Reisen im Land bin. Eine Arbeitserlaubnis haben noch nicht einmal die Ärzte im Krankenhaus erhalten. Nach 30 Tagen muss man das Visum verlängern. Das geht auch in Katete.

Noch im Flughafengebäude habe ich Geld abgehoben. Mit meiner Visa-Kreditkarte von DKB kann ich kostenfrei weltweit Geld abheben. Danach hab ich mir eine Prepaid-Simkarte für mein Handy gekauft. Die netten Jungs in dem Shop haben mir auch gleich alles eingerichtet. Mit dem Taxi ging es zuerst zum Busbahnhof. Den Fahrer hab ich vorher gebeten mich beim Kauf meines Tickets nach Katete zu unterstützten. Das funktionierte super. Tipp: immer den ersten Bus an dem jeweiligen Tag wählen- die Abfahrt ist immer erst wenn der Bus voll ist! In Lusaka angekommen, bin ich in das Hostel Lusaka Backpackers eingecheckt. Vorher hab ich dort ein Zimmer über hostelworld.com gebucht.

Am nächsten Morgen bestellte ich wieder ein Taxi zum Busbahnhof. Den Busfahrer hatte ich gebeten beim St. Francis direkt zu halten. Das hat er dann auch netterweise nach der siebenstündiger Fahrt gemacht.

 

Unterkunft

Im Saint Francis gibt es diverse Mitarbeiterunterkünfte. Ich wurde in einem Haus mit fünfZimmern untergebracht. Dort waren Studentinnen aus allen Ländern. Ich hab das Zwei-Bett-Zimmer mit einer Amerikanerin geteilt. Frühstück, Mittag und Abendbrot wurde uns vom Mess-Staff gekocht. Dabei gab es fast immer das Gleiche. Kein kulinarisches Highlight, aber satt sind wir immer geworden. Die Wäsche wurde auch vom Personal gewaschen. Einmal pro Woche haben sie auch die Unterkünfte geputzt. Wir haben also sehr komfortabel gewohnt. Die Unterkunft kostet übrigens acht Pfund pro Tag. Bis auf die Geräuschkulisse und einigen Tierchen im Haus hätte man nicht gedacht, dass man mitten in der afrikanischen Savanne lebt.

 

Praktikum

Afrika ist chaotischer als Deutschland. Die Organisation im Krankenhaus war auch eher mangelhaft. Als ich ankam hab ich mich mit dem Chefarzt getroffen. Er ist sambischer Herkunft und hatte seit kurzem die Leitung des Krankenhauses übernommen. Die Europäer wollen sich nach und nach zurückziehen. Er konnte mir leider nichts über die Besetzung auf den einzelnen Stationen sagen, aber hat sich sehr über meine mitgebrachten Spenden gefreut. Beim Abendbrot habe ich die Ärzte des Krankenhauses getroffen. Dort wurde mit ihrer Hilfe organisiert, dass ich in der Chirurgie arbeiten kann. Auf Station waren wir dann fünf Studenten. Zwei Ärzten hatten die Leitung dort. Nach meiner ersten Woche sind zwei Studenten abgereist, sodass wir nur mehr zu Dritt waren.

Morgens fand immer die Visite statt. Ich war auf der männlichen chirurgischen Station eingeteilt. In einem großen Schlafsaal waren vielen Patienten untergebracht. Sie lagen dort Wochen bis Monate mit infizierten Wunden, meistens mit Knochenbeteiligung, oder dislozierten Knochenbrüchen, die unter unter Zug ausheilen mussten.

 

Schlafsaal der chirurgischen Station der Männer - Foto: Greta Burmeister

Männlicher Schlafsaal auf der chirurgischen Station - Foto: Greta Burmeister

 

Wir Studenten haben solche Patienten morgens oft alleine versorgt. Montags, mittwochs und freitags ging es denn immer direkt im Anschluss in den OP.

Es gab dort zwei OP- Säle. Einer wurde von dem medical licensured (Bachelor in Medizin?!) Geoffrey geleitet. Dort wurden vor allem Wunden versorgt, Abszesse gespalten und Brüche reponiert.
Im zweiten Saal waren Prof Bleichrodt, ein Holländer, und Gemma, eine Britin, als Chirurgen tätig. Beiden haben größeren Sachen, wie beispielsweise Ileus, externe Fixateure oder Amputationen operiert, bei denen eine Vollnarkose notwendig ist.
Wir konnten ab und zu assistieren oder die OP- Schwester ersetzen. Ansonsten ist einer von uns Studenten immer in die Notfallsprechstunde gegangen. Entweder kamen gar keine Patienten oder diverse Knochenbrüche. Die konnten wir dann alleine versorgen und einen kleinen Behandlungsplan schreiben.

An den Nicht-OP-Tagen haben die Ärzte die Sprechstunde geführt. Oft hat jeder dreißig bis vierzig Patienten gesehen. Es waren viele spannende Befunde dabei. Die afrikanischen Patienten warten oft Jahre bis sie sich der Schulmedizin zu wenden. Außerdem hat jeder von uns mehrere Tage pro Woche das On-Call-Telefon übernommen. Manchmal wurden wir gar nicht angerufen und an anderen Tagen kamen mehrere Schwerverletzte nach einem Verkehrsunfall, oder Patienten mit einem akuten Ileus. Dabei haben wir dann die ersten Untersuchungen, wie Ultraschall, einfaches Röntgen und basale Labortests, angeordnet und das zuständige Personal angerufen. Dann kamen auch die Hintergrundärzte des Krankenhauses dazu. An einigen Tagen haben wir sehr viel dazu gelernt und viele interessante Krankheitsbilder gesehen. An anderen Tagen war es oft sehr langweilig.
Hinzu kam, dass die Ärzte auch oft sambische Praktikanten haben, welche sie verständlicherweise bevorzugt unterrichten.

 

Warteschlange im Sprechstundenzimmer - Foto:Greta Burmeister

 Warteschlange im Sprechstundenzimmer - Foto: Greta Burmeister

 

Alltag und Freizeit

Das Zusammenleben auf dem Krankenhausgelände war immer sehr lustig. So gesehen war es ein von Vorteil, dass wir bis zu zwanzig Studenten waren. Wir haben oft alle zusammen gegessen und abends kamen auch die Ärzte dazu. Danach haben wir uns gemeinsam Filme auf mitgebrachten Laptops angeschaut oder Spiele gespielt. In Katete selbst gibt es auch ein paar Bars, aber da wurden die hauptsächlich weiblichen Studenten schon etwas seltsam beäugt, da dort eigentlich nur schwarze Männer sind. Die Bevölkerung weiß, dass alle "Weißen" zum Krankenhaus gehören und haben uns im Allgemeinen mehr als herzlich begrüßt. An den Wochenenden, wenn wir keinen Dienst hatten, machten wir Ausflüge ins Land. Dabei sind wir in den nächstgrößeren Ort, nach Chipata, gefahren. Wenn man in einem der Luxushotles zu Mittag gessen hat, konnte man auch den Pool dort benutzen. Ansonsten ist der South Luangwa National Park nicht weit entfernt. In einer Gruppe kann man eine Safari-Tour machen. Der Malawi See ist in jedem Fall auch einen Besuch wert. Auf der Rückreise oder bei der Ankunft sollte man unbedingt den Schlenker nach Livingstone machen und sich die Viktoria Wasserfälle anschauen. 

 

Fazit

Sambia ist ein tolles Land, mit einem super freundlichen Volk. Alleine deswegen hat sich die Reise mehr als gelohnt. Im Krankenhaus hatte ich darauf gehofft noch mehr helfen bzw. lernen zu können. Vermutlich habe ich in den sechs Wochen doch sehr viel mehr mitgenommen, als ich denke.

 

Wichtige Adressen:

Homepage:
http://www.saintfrancishospital.net/
Email:
students@saintfrancishospital.net

 

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