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  • Bericht
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  • Christina Haß
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  • 12.11.2015

Der Basic Life Support Kurs – Reanimation will geübt sein

Im gesamten klinischen Studienabschnitt gibt es Fächer wie Anästhesie, Notfallmedizin und erste ärztliche Hilfe. Wenn die Theorie sitzt, geht es an die Praxis: wir Studis dürfen selbst defibrillieren, Adrenalin spritzen und intubieren – alles an Simulationspuppen.

Reanimieren kann doch jeder?


Oder doch nicht? Jeder, der einen Führerschein besitzt, weiß, dass bei Herzkreislaufstillstand gedrückt wird. Aber ob wir richtig drücken? Und in der richtigen Frequenz? Im BLS-Kurs wird die Theorie aufgefrischt und wir spielen verschiedene Szenarien durch. Dabei wird der Kurs von einem Instructor geleitet. Am ersten Tag geht es um die Basismaßnahmen als Ersthelfer.


„Patient X in Zimmer 6 ist bewusstlos. Kommt schnell!“ und schon laufen 4 aufgeschreckte Studenten direkt vom Seminar in den Simulationsraum. Dort stehen zwei Betten wie in einem Patientenzimmer auf Station und in den Betten liegen Simulationspuppen. Diese Simulationspuppen können vom Instructor gesteuert sprechen, schreien, erbrechen, haben Puls, können beatmet werden und haben Venen um Zugänge zu legen.


Schnell erkennen wir, welcher Patient bewusstlos ist und ergreifen Maßnahmen. Wir tun das, was ein medizinische Laie auf der Straße auch tun sollte: Wir sprechen den Patienten an, setzen einen Schmerzreiz, überprüfen die Atmung und Puls und beginnen schnellstmöglich die kardiopulmonale Reanimation. Dabei muss das Patientenbett in die richtige Position gebracht werden, das Reanimationsbrett unter den Patienten und alle gefährlichen Gegenstände aus dem Weg geräumt werden.

Das ist gar nicht so leicht! Wir müssen vor allem noch den Notruf absetzen und einen AED (=automatisierter externen Defibrillator) holen, um bei einem schockbaren Rhythmus einen Schock abzugeben. Das ist besonders wichtig, denn je früher der Schock abgegeben wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit einen normalen Rhythmus zu erzeugen.
Es dauert einige Minuten bis wir die Situation unter Kontrolle haben. Alle paar Minuten wechseln wir uns ab mit der Herzdruckmassage bis uns die Hände wehtun. Schließlich ertönt ein lautes „Stopp“ und das Szenario wird vom Instructor beendet. Wir sind schweißgebadet.


Anders als in der Realität bekommen wir ein Feedback zur Situation, zum Team und der Qualität des Drückens selbst. An den Simulationspuppen können Drucktiefe, Frequenz, Entlastung und Lage des Druckpunktes bestimmt und so ausrechnet werden, ob wir tatsächlich einen suffizienten Kreislauf erzeugt hätten. Zu unserer Enttäuschung hat das Ergebnis nicht immer gereicht.


Wir lernen auch die richtige Beatmungstechnik, sowohl bei der Mund-zu-Mund-Beatmung wie auch in der Maskenbeatmung. Wichtig ist hier immer das Feedback der Teammitglieder, ob die Beatmung ankommt oder das Setting korrigiert werden muss.

 

Und es geht noch weiter: Advanced Life Support (ALS)

Am zweiten Tag steigen wir richtig in die Materie ein, denn heute werden wir die ärztliche Seite einer Reanimation kennenlernen. Zu den Basismaßnahmen wie der Herzdruckmassage, dem AED und der Beatmung kommt jetzt der Defibrillator, die Atemwegssicherung und der venöse Zugang über die Medikamente verabreicht werden können.


Zuerst gehen wir die Ausrüstung durch: einen Rucksack mit allerlei medizinisch nützlichen Utensilien und Medikamenten sowie die Sauerstoffversorgung, die elektrische Absaugpumpe und der Defi. Wir haben so viel Material zur Verfügung, dass wir als Team arbeiten müssen und einen Teamleader und einen Studenten zur Dokumentation brauchen.


„Das innerklinische Reanimationsteam wird in Raum 16 gerufen“. Der Ernst der Lage wird uns bewusst: jetzt sind wir diejenigen die gerufen werden in der Klinik. Die Basismaßnahmen vom vorherigen Tag haben wir gut verinnerlicht und die Patientin ist glücklicherweise noch bei Bewusstsein. Plötzlich tritt einen Tachykardie auf und die Patientin verliert das Bewusstsein. Daraufhin leiten wir schnell unsere Basismaßnahmen ein. Nur irgendwie will die Beatmung nicht funktionieren und der Teamleader entscheidet, eine Atemwegssicherung vornehmen zu lassen. Unter Reanimation soll die Patientin intubiert werden und wir bemerken frisches Blut in den Luftwegen, das abgesaugt werden muss. Während wir parallel einen Zugang legen, den Defi laden und intubieren, müssen wir permanent die Positionen tauschen um bei der Herzdruckmassage nicht zu ermüden. Der Defi kann mittels zweier Patches ein EKG ableiten, das wir interpretieren müssen und hier den Schock selbst steuern.

Während der Rhythmusanalyse wird der Defi auf 200J geladen. Wir erkennen einen defibrillierbaren Rhythmus in der Analyse und geben einen Schock ab: „Alle weg vom Bett – Schock“. Direkt sitzt auch der Tubus und wird in seiner Lage mittels Stethoskop überprüft. Jetzt kann die Patientin mit O2-Zufuhr beatmet werden. Nach einigen Zyklen der Herzdruckmassage erwacht die Patientin aus der Bewusstlosigkeit...  geschafft.


Jetzt noch schnell eine Sedierung, damit die Patientin den Tubus toleriert. Nach einer echten Reanimation würden wir die Patientin intubiert und beatmet auf die Intensivstation fahren.
Erstaunlich schnell bemerken wir in diesem Szenario gar nicht mehr, dass wir uns tatsächlich nur um eine Simulationspuppe kümmern. Im Feedback erfahren wir, dass der Instructor mit uns sehr zufrieden ist. Kaum zu glauben, was wir in zwei Tagen Kurs alles gelernt haben. Zu Beginn waren wir bei der Herzdruckmassage unsicher und am Ende meistern wir ein ganzes Szenario. Dass uns noch nach Tagen die Hände weh tun, muss ich wohl nicht erwähnen …

 

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