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  • Bericht
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  • Alisha Qamar
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  • 13.03.2023

Auslandssemester an der Università di Bologna, Italien

Alisha hat das 7. Semester im Rahmen des Erasmus Programmes an der Università di Bologna, in Italien verbracht. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen und gibt dir hilfreiche Tipps zur Organisation.

 

Warum Bologna?

In der Schulzeit habe ich drei Jahre Italienischunterricht gehabt, sodass ich offiziell auf dem Niveau B2 Italienisch sprechen kann. Die Italienisch Kenntnisse habe ich aktiv nie wiederholt, d.h ich habe nach dem Abitur keinen Sprachkurs oder ähnliches absolviert. Durch mein ehrenamtliches Engagement, unter anderem auch international, habe ich einige italienische Freunde kennengelernt, mit denen ich mich auf Italienisch unterhalten oder geschrieben habe. Das heißt, auch wenn ich die Sprache nicht aktiv verfolgt habe, war sie immer in meinem Leben präsent. Für die Università di Bologna hat der Nachweis auf dem Abiturzeugnis über meine Italienischkenntnisse gereicht. Ich wollte immer schon gerne ins Ausland, auch schon zu Schulzeiten. Da es damals nicht funktioniert hat, habe ich mir diesen Traum im Studium erfüllt.

Außerdem wollte ich gerne mal „was anderes" sehen. Dadurch, dass die Ruhr-Universität eine Pendleruniversität ist und kein Uniklinikum hat, fallen einige Aspekte des „klassischen“ Studentenlebens weg. All diese Erfahrungen hat mir Bologna geboten. Bologna gilt als absolute Studentenstadt, sodass es sogar Memes darüber gibt, dass es in Bologna keine Kinder gibt (auch ich habe nach gut 5 Monaten dort kein einziges Kind gesehen). Bologna hat eine angenehme Größe, das Zentrum ist voll mit Bars, Pubs und netten Cafés. Alle wichtigen Dinge wie die Universität, das Krankenhaus und das Zentrum sind mit dem Rad in 15 Minuten erreichbar. Das schönste an Bologna war, dass ganz egal zu welcher Zeit man im Zentrum war, IMMER jemanden getroffen hat, den man kannte. 


Organisation

Ich habe mich schon vor Studienbeginn dazu entschlossen, ein Auslandssemester zu machen und daher schon früh angefangen, mich zu informieren. Die eigentliche Planung fing zu Beginn des 5. Semesters an. Plane auf jeden Fall genug Zeit ein, denn häufig muss man auf E-Mails warten oder Dokumente nachreichen etc. Natürlich geht es auch kurzfristiger, aber du ersparst dir viel Stress, wenn du früh genug anfängst. Zunächst habe ich mich informiert, welche Möglichkeiten es für einen Erasmus Studienaufenthalt gibt, welche Universitäten Teil von Erasmus sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Als ich mich für Bologna entschieden hatte, habe ich Kontakt mit dem zuständigen Erasmus Koordinator aufgenommen und ihm mein Motivationsschreiben zugesendet. Daraufhin er mich für die Università di Bologna nominiert. Als dies erledigt war, musste ich mein Learning Agreement fertig stellen. Das Learning Agreement war der aufwendigste Teil der Planung, denn es kann schwierig sein, den Überblick auf der Universitätswebsite zu haben und dann Äquivalente zu den eigentlichen Kursen zu finden. In Bologna habe ich insgesamt 6 Kurse belegt – 4 davon waren praktische Kurse – ähnlich wie zu den Unterricht am Krankenbett-Kursen. Diese waren sehr eindrücklich, weil man einen einzigartigen Einblick in das italienische Gesundheitssystem erhält. Dort habe ich Psychiatrie, Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie belegt. In den anderen beiden Kursen ging es einmal inhaltlich um Kardiologie, in dem anderen um Neuroendokrine Tumoren und deren Diagnostik und Therapie.

Finanzierung

Das Erasmus Stipendium ist eine der vielen Möglichkeiten, um dir den Auslandsaufenthalt zu finanzieren. Zählst du zu „Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit geringeren Chancen“, erhältst du seit neuestem auch eine Pauschale von 250 € zusätzlich zu der jeweiligen Erasmus Rate für das Land. Für Italien beläuft sich die Förderrate für 2022/2023 auf 540 €.


Unterkunft 

Wie mittlerweile fast überall ist es schwierig, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Ich habe für die Zeit meines Semesters im „The Social Hub“, ehemals auch „The Student Hotel“, gelebt. „The Social Hub“ verfolgt das Konzept eines Studentenwohnheims, ist aber auch als Hotel bekannt. Dort habe ich mir ein Doppelzimmer geteilt und hatte glücklicherweise ein großartiges Verhältnis zu meiner Mitbewohnerin. Die Preise des Social Hubs variieren, je nach dem, für was für eine Art Zimmer man sich entscheidet – es gibt auch Einzelzimmer mit einer Küche und Badezimmer. Ich habe die Gemeinschaftsküche genutzt und so viele Leute im Wohnheim kennengelernt.

Bereits in meinen ersten Tagen habe ich viele neue Leute kennengelernt und mich nie allein gefühlt. Das hat mir viel Sicherheit in einer neuen Stadt gegeben. Bevor ich auf das Social Hub gestoßen bin, habe ich, wie viele andere auch, auf Facebook nach einem Zimmer geschaut. Die Gefahr, dass man dort auf Betrüger reinfällt, ist jedoch sehr hoch. Daher solltest du, wenn du in „Studentenwohnheimen“ wie dem Social Hub (oder seit neustem gibt es auch ein weiteres: Beyoo – Laude Living) kein freies Zimmer findest, lieber vor Ort Wohnungen anschauen und keine Besichtigungen über Zoom oder ähnliches durchführen.


Studium

Vor Ankunft erhältst du eine E-Mail des International Office der Universita di Bologna mit allen wichtigen Informationen zum Aufenthalt. Für Medizinstudierende speziell gibt es einen „Doctor Check Up“ – hierbei musst du Unterlagen wie Impfnachweise, Tuberkulose Test und Covid Impfung vorzeigen. Des Weiteren wird mitgeteilt, wann und wo das Welcome Meeting für die Erasmus Studierenden stattfindet und wo du deinen Studierendenausweis ausdrucken kannst. Man unterscheidet außerdem zwischen 1. und 2. Semester. Das 1. ist  das Wintersemester und geht von Oktober bis Januar, das 2. ist das Sommersemester und geht von Februar bis Juli. Klausuren können jeden Monat geschrieben werden, sodass du nicht bestandene Klausuren auch 4 Wochen später wiederholen kannst.

Am Anfang meines Semesters habe ich mich mit meinem Learning Agreement sehr übernommen. Glücklicherweise konnte ich es noch umändern und Kurse wählen, die mir auch Freizeit ermöglichten. Wichtig für die Ruhr Universität Bochum und das zugehörige Erasmus Office hier ist es, mindestens 15 ECTS-Punkte zu sammeln. Alle Kurse fanden auf Italienisch statt, aber häufig gab es auch die Power Point Folien auf Englisch. Falls man den Faden verloren hatte, konnte man sich also auch an den Folien orientieren. Ansonsten habe ich Italiener*innen als sehr offen, freundlich und besonders hilfsbereit erlebt! Unter Studierenden kreisen Zusammenfassungen, die gerne geteilt werden. Was Prüfungen angeht, werden sie normalerweise im Format einer mündlichen Prüfung gehalten. Ich hatte während meines Erasmus Semesters jedoch nur eine kleine Multiple Choice Prüfung, die sich gut meistern ließ. Zum Lernen eignet sich die Bibliothek auf dem Campus der Uniklinik oder auch die Sala Borsa am Piazza Maggiore.

Insgesamt habe ich die Zeit an der Universität sehr genossen. Vielleicht hätte ich noch ein oder zwei Kurse zusätzlich belegen sollen, egal ob sie mir in Deutschland anerkannt werden oder nicht, einfach aus Interesse. Die Kurse am Krankenhaus waren sehr gemischt.  Die meisten fanden im Ospedale S. Orsola statt. Je nach Fachbereich gibt es Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenpfleger*innen, die einem sehr viel beibringen wollen und können, da diese Fachbereiche nicht so voll sind wie andere. In einer kleinen Psychiatrischen Ambulanz beispielsweise war ich die einzige Studentin und habe dort sehr viel mitnehmen können. In der Chirurgie und in der Inneren Medizin war es leider das Gegenteil. Im Gegensatz zu Deutschland darf man eher nur zugucken, als aktiv mitmachen. Aber trotz allem könnte ich neue Inhalte lernen.

 

Bologna – Tipps!

Bologna ist ein toller Ort, um ganz viele Ausflüge zu machen, da Orte wie Mailand, Venedig, Modena, Ferrara oder auch Florenz und Verona nicht besonders weit entfernt liegen und mit der Bahn gut und günstig zu erreichen sind. Für Tagestrips oder auch Wochenendtrips ist es sehr komfortabel, von Bologna aus anzureisen!

Resümee

Das Auslandssemester war ein voller Erfolg! In diesen 5 Monaten bin ich als Person unfassbar in meiner Persönlichkeit gewachsen. Bologna ist eine wunderbare Stadt mit ganz vielen tollen Orten zum entdecken! Als Tipp kann ich empfehlen, dir unbedingt eine ESN (Erasmus Student Network) Karte zu machen. Diese kannst du vor Ort im Erasmus Office Bologna kaufen und damit an vielen Ausflügen teilnehmen, wodurch du nicht nur tolle neue Menschen kennenlernst, sondern auch viel herumkommst und das wunderschöne Italien erkundest! Trau dich und erlebe eine einzigartige Erfahrung!

Wichtige Links

Erasmus Student Network Bologna
Allgemeine Universitätswebsite
Vorlesungszeiten: Hier kannst du je nach Studienjahr schauen, wann und wo deine Veranstaltung stattfindet 
Wichtige Ansprechpersonen (Exchange Student Desk)
Informationen für Austauschstudierende
 

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