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  • Nina Mertens
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  • 17.04.2009

Famulatur in Athen, Gynäkologie 2008

Tagsüber in den Kreißsaal, abends in die Bars, zwischendurch an den Strand. Eine Famulatur in der Hauptstadt Griechenlands ist eine gute Möglichkeit, nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern auch Patienten und verschiedene Arbeitsbereiche innerhalb der Gynäkologie zu Gesicht zu bekommen.

 

Motivation

Kalimera Ellada! Meine persönliche Motivation, eine Famulatur in Griechenland zu absolvieren, war, dass ich fast jedes Jahr mit meinen Eltern dort in den Ferien war und schon viele Freunde gefunden hatte. Außerdem wollte ich unbedingt eine Famulatur im Ausland verbringen und, soweit möglich, auch eine Famulatur, die nicht nur den englischsprachigen Raum betraf. Dass das Gesundheitssystem in Griechenland ein ganz anderes ist als hier, war mir schon vorher klar, und ich wollte es kennenlernen.

 

Bewerbung und Formalitäten

Da ich bereits eine Anästhesistin des Krankenhauses kannte, fragte ich diese nach einer Kontaktadresse und sie nannte mir:

Prof. E. Salamalekis
Panepistemiako Attiko Nosokomio (Universitäts-Krankenhaus Attikon)
Rimini 1
Haidari -Athens

 

Universitätsklinik Attikon - Fotos: Nina Mertens 

 

Prof. Salamalekis ist der Chef der Gynäkologie, und wie man das bei den Griechen so kennt, dauert es relativ lange, bis man eine Antwort erhält. Nach mehrmaliger telefonischer Rückfrage erhielt ich aber eine Zusage, dass ich kommen könnte. Man kann sich das ganze Jahr über bewerben, aber im August sind die Krankenhäuser so gut wie geschlossen, und es sind auch keine griechischen Studenten da. Das bedeutet, dass ich Im September angenommen war und somit auch noch das schöne Wetter genießen konnte. Eine genaue Bewerbungsfrist gibt es nicht, und bis jetzt ist dieses Krankenhaus auch nicht überlaufen von ausländischen Studenten, sodass man ruhig bis drei Monate vorher oder auch kurzfristiger Bewerbungen schicken kann. Sie freuen sich sehr über deutsche Studenten und würden gerne mehr haben!

Sonstige Formalitäten gibt es dort eigentlich nicht. Man braucht kein Visum (ist ja EU), und die Preise sind wie hier, alles in Euro. Gesundheitszeugnis oder Versicherungen wurden nicht verlangt. Man muss nur seine eigene (am besten englische) Famulaturbescheinigung mitbringen, damit die unterschrieben und hier in Deutschland anerkannt wird.

Studiengebühren muss man nicht zahlen, Vergütung bekommt man aber auch keine.
Ich habe die Famulatur selbst finanziert. An der Uni Köln bekommt man Zuschüsse, oder man bewirbt sich beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) für Reisekostenzuschüsse.

 

Anreise, Unterkunft und Verpflegung

Angereist bin ich mit Germanwings ab Köln. Wenn man früh genug bucht, kommt man für ca. 200 € hin und zurück. Wenn man nicht gerade in der Hauptreisezeit fliegt, so wie ich es gemacht habe, wird es auch sicher billiger. Gewohnt habe ich bei einer Freundin, die mir auch ein Auto geliehen hat. Ich weiß leider nicht, ob das Krankenhaus ein Schwesternwohnheim oder ähnliches hat. Aber dazu kann man durchaus die netten Sekretärinnen von Prof. Salamalekis fragen! Ein Mietwagen ist bestimmt nicht schlecht, wenn man sich an die griechische Fahrweise gewöhnt hat, da das Krankenhaus sonst nur über einen Bus zu erreichen ist, den die griechischen Studenten aber auch meist nehmen. Im Krankenhaus gibt es eine Cafeteria, und auch sonst wird man in Griechenland nicht verhungern.

 

Das Krankenhaus aus der Vogelperspektive

 

Krankenhausalltag

Das Krankenhaus verfügt über alle Abteilungen, die man aus Deutschland auch kennt. Die Gyn verfügt über ca. 18 Zimmer à 3 Betten. Auf Station muss man einen normalen weißen Kittel über der Alltagskleidung tragen, den ich selbst mitgebracht habe. Die Griechen stören sich nicht an kurzen Klamotten, gerade wenn es 40 °C sind.

 

Das Krankenhaus

 

Der Tagesablauf auf Station ist eigentlichen immer ähnlich. Ich konnte ein wenig Griechisch, aber zur Verständigung reicht auch Englisch, was fast alle Ärzte und Studenten sprechen. Bei den Patienten wird es da schwieriger. Aber den Satz "Ich würde gerne Blut abnehmen" oder "Ich schreibe jetzt ein EKG" kann man sich sonst auch von den Ärzten sagen lassen, und Aufklärungsgespräche braucht man nicht zu führen.

 

Studenten in OP-Montur

 

Es beginnt mit der Visite morgens, an der ca. 10 griechische Studenten im PJ teilnehmen. Anschließend kann man sich weitgehend aussuchen, was man macht. Ich habe mal dem Stationsarzt geholfen, Blut abzunehmen und die Formulare auszufüllen, mal war ich in der Ambulanz und durfte PAP-Abstriche machen, oder man geht montags und mittwochs mit in den gynäkologischen OP. Es darf immer ein Student assistieren. Wenn man will, darf man ab 12 Uhr immer assistieren, denn dann sind die griechischen Studenten im Kurs. Den Kurs kann man natürlich auch besuchen, allerdings wird er auf Griechisch abgehalten.

 

Der Unterricht

 

Mein Highlight war immer mal wieder der Kreißsaal, in dem jeden Tag 3-4 Sectios durchgeführt werden. Eine normale Geburt bekam ich allerdings nur einmal zu Gesicht (die Griechen sind eher sectio-begeistert). Sonst lässt sich sagen, dass es total abwechslungsreich war, ich mir immer aussuchen konnte, was ich machen wollte (nach Visite und vorgeführter Untersuchung) und auf Nachfrage vieles alleine machen durfte. Man muss aber nichts machen, was man nicht kann.

Man muss sich allerdings daran gewöhnen, dass immer viele griechische Studenten da sind, die auch erst in ihrem PJ praktisch mitarbeiten dürfen. Daher ist es bei Patientenuntersuchungen immer sehr voll. Die Situation in Griechenland ist anders als in Deutschland. Es gibt keine Praxen, und der Patient willigt an einer Uniklinik automatisch ein, sich von Studenten untersuchen zu lassen.

Freizeit

Es gibt natürlich eine riesige Auswahl an Freizeitmöglichkeiten. Man kann in Athen Sightseeing machen oder sich an den Strand legen. Ich war mit ein paar griechischen Studenten Wasserski fahren oder Shoppen, und abends gibt es in Piräus (am Hafen) wunderbare Bars und Clubs.
Ein Arzt auf der Gynäkologie hat eine deutsche Schule besucht und hier studiert und bietet außerdem Landschaftsführungen oder Ähnliches an.

Insgesamt kann ich jedem nur empfehlen, sich von der griechischen Mentalität einfangen zu lassen, mal ein Krankenhaus ohne Stress zu erleben und viele nette Leute kennenzulernen!

 

Wenn ihr mehr Infos braucht, schreibt mir gerne:

nina.mertens@gmx.net 

 

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