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  • Torben Brückner
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  • 25.10.2011

Assistenzarzt - Der Weg zum Facharzt

Der Andrang auf das Medizinstudium ist heutzutage enorm groß, einen Studienplatz zu bekommen ist daher gar nicht so einfach. Hat man das Studium aber erfolgreich abgeschlossen, ist die Suche nach einer Assistenzarztstelle schon leichter. Wie sich der Weg zum Facharzt gestaltet und was einen Mediziner auf Station erwartet, erzählt Torben Brückner.

Für heutige Absolventen bietet der Arbeitsmarkt für Ärzte einige leere Stellen. Das Angebot liegt nicht darin begründet, dass es insgesamt zu wenig ausgebildete Ärzte gibt, vielmehr wollen immer weniger Mediziner im kurativen Bereich wie im Krankenhaus oder in einer Praxis arbeiten. Es gibt viele verlockende Alternativen zum patientenversorgenden Arzt: man kann als Vertreter in einer Pharmafirma arbeiten, als Forscher im Labor, im Gesundheitsamt unterkommen oder als Medizinjournalist tätig sein.

 

Zwei wichtige Aspekte der Jobentscheidung sind die künftige Arbeitsbelastung und das Gehalt. Nach dem armen Schüler- und Studentenleben darf man als angehender Arzt auch gerne mal ans Geld denken, wobei das nicht alles sein sollte. Vielmehr sollte auch die Freude an einem Beruf, in dem man sich auch entfalten kann, im Mittelpunkt stehen. Schließlich sollte man sich vor Augen führen, dass man den Job längere Zeit, vielleicht sogar bis zur Pension ausüben wird.

Vom Gehalt eines Arztes kann man ordentlich leben, auch eine Familie ernähren. Als Anfänger reicht die Bezahlung gut aus, im Laufe der Jahre lässt sich das Einkommen als Arzt im kurativen Bereich noch steigern. Richtig reich werden Mediziner aber eher selten. Denn bis zur Privatpraxis oder zum Chefarzt einer Uniklinik ist es ein weiter Weg.

Welcher Facharzt?

Nach dem Studium und Staatsexamen erhält man die Approbation, um als Arzt arbeiten zu können. Vor Jahren konnte man sich noch direkt in einer Praxis niederlassen, dieser Weg zum sogenannten "Praktischen Arzt" ist heute allerdings nicht mehr möglich. Zur Behandlung von Kassenpatienten, oder wenn man als Ober- oder Chefarzt tätig werden möchte, benötigt man hierzulande einen Facharzttitel. Das heißt, man entschließt sich für ein Gebiet der Medizin, in dem man hauptsächlich tätig werden möchte, beispielsweise: Allgemeinmedizin oder Neurochirurgie.

Um Facharzt zu werden, bedarf es einer Ausbildung als Assistenzarzt. Dies bedeutet, dass man in der Regel fünf bis sechs Jahre - je nach Wunschrichtung in Weiterbildungsstätten wie Krankenhäusern oder Praxen arbeiten muss. In dieser Zeit oder auch darüber hinaus muss man einen Weiterbildungskatalog erfüllen. Für die Chirurgie beinhaltet dieses Portfolio beispielsweise Operationen, in der Inneren Medizin sind das Untersuchungsmethoden wie z.B. der Ultraschall.

Die Details zum jeweiligen Facharzt mit Dauer und Anforderungen findet man bei der regionalen Ärztekammer des Bundeslandes, in dem man seinen Facharzt absolvieren möchte. Auf deren Internetseiten stehen auch die Weiterbildungsermächtigten. Weitere Informationen können auch direkt bei der Ärztekammer erfragt werden.

Wer während der Ausbildungszeit in eine andere Fachrichtung wechseln möchte, kann meist die vorherigen Ausbildungszeiten anrechnen lassen. Man muss sich also nicht gleich zu Beginn der Assistenzarztzeit endgültig entscheiden. Ein Wechsel ist völlig normal.

Aber wie sieht das Assistenzarztleben aus? Arztserien, die Anfänger im klinischen Alltag präsentieren wie J.D. in "Scrubs", John Carter im" Emergency Room" oder Meredith Grey in "Grey's Anatomy" sind natürlich kein Abbild der Realität, beinhalten aber doch oft einen Funken Wahrheit.

 

Nach dem Studium kann man sich in jedem Krankenhaus oder je nach Weiterbildungsinhalt in einer Praxis bewerben. Dabei sollte man besonders auf eine gute Arbeitsatmosphäre achten, die meiner Meinung nach der wichtigste Bestandteil eines glücklichen Arztlebens ist. Zudem sollte man sich über die Weiterbildungsermächtigung des Chefs informieren, denn nur wenn die vorhanden ist, kann die Arbeitszeit auch auf die Weiterbildung angerechnet werden.

In der Praxis angekommen

Als Drittes stellt sich die Frage nach dem Gehalt. Dies ist von Klinik zu Klinik unterschiedlich, jedoch relativ übersichtlich, weil es für Kliniken auch Tarifverträge gibt. Dabei unterscheiden sich die Verträge, je nachdem, ob es sich um Ärzte an einer Uniklinik, in kommunalen Häusern, oder in Häusern mit kirchlicher Trägerschaft handelt. Zudem richtet sich das Gehalt nach dem Jahr der Weiterbildung. Zum Beispiel verdient man im Jahr 2011 als lediger Arzt (gesetzlich krankenversichert) in einem kommunalen Krankenhaus ungefähr 2200 Euro netto im Monat - die Dienste kämen da noch hinzu. Doch um zu verdienen, muss man auch ganz schön arbeiten.

Hauptsächlich arbeitet man als Assistenzarzt auf der Station, betreut direkt die Patienten, bereitet alles für weitere Untersuchungen vor oder ordnet Therapien nach Rücksprache mit den Oberärzten an. Das beinhaltet viel Papierkram, Telefoniererei und Organisation. Es ist nur logisch dass man als Anfänger nicht gleich in den OP eingeteilt wird und am offenen Herzen operiert. Erst muss man die Basics erlernen um den klinischen Alltag zu meistern, und erst mit der Zeit wird man langsam an größere Aufgaben herangeführt.

Während des Studiums erlernt man die nötige Theorie und auch einiges an Praxis, erst in der Assistenzarztzeit geht es dann aber so richtig los. Zwar benötigt man einen gewissen Teil des zuvor Gelernten, jedoch sind naturwissenschaftliche Kenntnisse im Klinikalltag weniger relevant als Organisationstalent und Teamfähigkeit.

 

 

Die Assistenzarztzeit kann ziemlich anstrengend werden - eine Station mit ungefähr 15 Patienten oder mehr zu verwalten, verlangt mehr als zwei Hände und einen Kopf. Zum Dienstschluss fragt man sich oft, wo die Zeit geblieben ist. Das hat aber auch den Vorteil, dass der Arbeitstag schnell vergeht. Langweilig wird einem als Arzt eher selten. Leider sind Überstunden meist Normalität.

Arbeitsalltag

Hinzu kommt zu den regulären Arbeitszeiten noch der Nachtdienst. In der Regel muss jeder Assistenzarzt einmal die Woche über Nacht im Krankenhaus bleiben, um die Stationen seiner Abteilung und die Notaufnahme zu betreuen. Dieses System ist in jedem Haus unterschiedlich geregelt. Ebenso die Arbeitssituation der Dienste am Wochenende.

Leider sind Dienste ein entscheidender Anteil am Arbeitsleben - sie sind anstrengend und auch wenn man am nächsten Tag meist frei hat, so kann man selten in der Nacht wirklich schlafen, sondern holt den Schlaf dann am Tage nach.

So ist die tatsächlich freie Zeit, die einem als Assistenzarzt verbleibt gering, man weiß sie dafür aber umso mehr zu schätzen. Zudem hat es den gewissen Vorteil, dass man kaum dazu kommt, das Gehalt sinnlos zu verprassen.

Zudem ist es so, dass man als Arzt einen angesehenen Beruf ausübt. Von Seiten der Patienten kommt einem zwar nicht immer viel Dankbarkeit entgegen, obwohl man eigentlich nur seine Arbeit macht. Aber allein das Gefühl, Menschen tatsächlich durch seine Tätigkeit geholfen zu haben, entschädigt für vieles.

 

 

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