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- Ines Elsenhans
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- 02.08.2011
Anleitung zum perfekten Lebenslauf
Einen Lebenslauf schreiben? Nichts leichter als das. Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Lebenslauf zu präsentieren. Doch wie man seinen Lebenslauf übersichtlich darstellt, wissen die wenigsten.
Der Lebenslauf ist neben dem Anschreiben das wichtigste Dokument in deiner Bewerbungsmappe. Deshalb solltest du auf die Gestaltung und den Inhalt des Lebenslaufs einen besonderen Wert legen.
Aufbau des Lebenslaufs
Der Lebenslauf ist untergliedert in einen Kopfteil, der die persönlichen Daten enthält, einem Hauptteil, der alle Stationen im Leben wiedergibt und dem Abschnitt Zusatzinformationen, der Aussagen über Fortbildungen, Sprachkenntnisse, etc. liefert. Der Lebenslauf endet stets mit Datum und der eigenen Unterschrift.
Kopfteil
- Persönliche Angaben
- Überschrift (Lebenslauf oder Curriculum vitae)
- Name, Anschrift
- Geburtsdatum und –ort, evtl. die Staatsangehörigkeit
- Familienstand und ggf. die Anzahl der Kinder
Nicht verheiratete Frauen können sich überlegen, ob sie den Familienstand weglassen, das verhindert Vorurteile. Im Bewerbungsgespräch ist noch Zeit genug, darauf einzugehen, falls Fragen kommen. - Foto (rechts oben aufgeklebt, falls nicht auf einem gesonderten Deckblatt)
Hauptteil
- Schule, Wehrdienst, Studium
- Schulausbildung - kurz zusammengefasst
- Höchster allgemein bildender Schulabschluss
- Weiterführende Schulbesuche
- Wehr- oder Zivildienst
- Studium
- Praktika
- Beruflicher Werdegang
- Berufstätigkeit
Wer schon länger berufstätig ist, kann im Lebenslauf mit der Berufstätigkeit anfangen, danach den höchsten allgemein bildenden Schulabschluss und das Studium anführen. Alle unwichtigen Praktika weglassen!
Zusatzinformationen
- Fort- und Weiterbildung z.B. Stand der ärztlichen Weiterbildung
- Veröffentlichungen/Mitautorenschaften (bei vielen Publikationen Extra-Seite anlegen!)
- Zusatzqualifikationen z.B. Sonografiekurs
- Sprach-, Computer- und sonstige Kenntnisse
- Hobbys (kein Muss!)
Schluss
- Datum
- eigene Unterschrift
Aussagekräftig heißt, dem Lebenslauf Profil geben
Sich ein Profil geben, heißt, die Stärken und Kenntnisse herauszuarbeiten und so zu präsentieren, dass klar wird, wer du bist und was du kannst. Dazu sollte der personalverantwortliche Arzt oder die Ärztin nicht lange in den Unterlagen blättern müssen.
Erster Schritt: Liste alles auf, was du bisher gemacht hast:
- Schulabschluss, Studium, Famulaturen, Praktika, Jobs neben dem Studium, besondere Kurse, Auslandsaufenthalte, soziales/gesellschaftliches Engagement
Zweiter Schritt: Les dir die Stellenausschreibung genau durch und liste auf, was gefordert wird:
- Erfahrung in ..., welcher Ausbildungsstand, Teamfähigkeit, Zusatzqualifikationen, Muss-Kenntnisse und Kann-Kenntnisse
Dritter Schritt: Entrümpel deine Liste aus Schritt 1 gnadenlos und lass alle überflüssigen Praktika, Extrawachen-Tätigkeiten, den xten Auslandsaufenthalt weg und konzentriere dich auf die Daten, die auf die Stellenausschreibung passen. Und dies nach dem Prinzip: Wichtiges zuerst!
Als Berufsanfänger solltest du natürlich deine Famulaturen auflisten, ebenso besondere Nebenjobs wie Assistenz im ambulanten OP-Zentrum oder Mitarbeit in einer Praxis, weil der Lebenslauf zu diesem Zeitpunkt noch sehr dünn ist. Extrawachentätigkeit scheint allerdings nach unserem Bewerbungstest für die Ärzte uninteressant zu sein. Führe die Tätigkeit dann auf, wenn du dabei etwas gelernt hast, was du für die Stelle brauchen kannst - z.B. Arbeit auf der Intensivstation und was du vorwiegend dort gemacht hast (Beatmungspatienten betreut, Patienten im Aufwachraum versorgt, etc.).
Selbstverständlich solltest du deine Doktorarbeit mit Thema und Abschlusszeitpunkt gleich nach dem Abschnitt "Studium" bzw. "beruflichen Tätigkeit" auflisten. Doktorarbeiten haben immer einen hohen Stellenwert, auch wenn du dich nicht an einer Uniklinik bewirbst.
Es hat keinen Sinn, die Famulatur in Nigeria hervorzuheben, bei der du selbst schon Geburten leiten konntest, wenn du dich auf eine Stelle in der Inneren Medizin bewirbst. Denn anders als vielleicht angenommen, denkt der Chefarzt eher nicht, was für ein toller Hecht du bist. Sondern er sucht sich die Fähigkeiten und Kenntnisse heraus, die er sich für seinen Wunschkandidaten vorstellt. Streich also alles Überflüssige! Manches Praktikum und manchen Kurs hast du sicher gemacht, um mal etwas anderes kennenzulernen oder in ein Gebiet hineinzuschnuppern. Das heißt nicht automatisch, dass diese Tätigkeiten im Lebenslauf auftauchen müssen.
Wer bereits berufstätig war, stellt die zuletzt ausgeübte Tätikeit in diesem Abschnitt an den Anfang und geht dann in umgekehrt chronologischer Reihenfolge vor.
Ändere dein Profil entsprechend der Stelle, auf die du dich bewirbst. Wenn du die für diese Stelle entscheidenden Fakten mehr ins Licht rückst und andere eher in den Hintergrund treten lässt, gewinnt dein Lebenslauf an Profil. Welches Profil, das entscheidest du und die Anforderungen, die in der Ausschreibung genannt sind.
Wenn du Lücken im Lebenslauf hast, solltest du diese entweder ehrlich füllen - z.B. Urlaubssemester mit freiwilligen Praktika im Krankenhaus, Familienpause - oder zumindest für das Bewerbungsgespräch eine gute Erklärung für die Lücken parat haben. Dabei solltest du nicht vergessen, dass nur wenige Menschen auf einen schnurgeraden Lebenslauf zurückblicken können - und mancher Abstecher prägt vielleicht auch die weitere Richtung des Lebenslaufs.
Zum Thema Zusatzinformationen
Veröffentlichungen: Neben eigenen Publikationen solltest du auch Mitautorenschaften bei Veröffentlichungen in einer Liste aufführen! Dies ist insbesondere bei Bewerbungen an Unikliniken wichtig. Diesen Tipp erhielten wir von einem Leser. Gegebenenfalls solltest du eine eigene Seite für die Veröffentlichungen anlegen, damit der Lebenslauf nicht zu lang und unübersichtlich wird und die Publikationen ebenfalls nicht untergehen. Du solltest dann unter diesem Punkt im Lebenslauf auf die beiliegende Liste hinweisen.
Computerkenntnisse sind unterschiedlich zu bewerten. Besondere Computerkurse, die mehr als ein Jahr zurück liegen, brauchst du nicht mehr angeben, da die Software sehr schnell veraltet ist. Die Ausnahme sind Grafikprogramme. Hier solltest du deutlich machen, dass du auf dem neuesten Stand bist oder dich sehr schnell einarbeiten kannst. Gib deine Kenntnisse an und nicht die Teilnahme an einem bestimmten Kurs aus dem Jahr XYZ. Auch sehr gute Programmierkenntnisse solltest du nicht verheimlichen, sondern konkret benennen. Gerade kleine Kliniken ohne große EDV-Abteilung nehmen im Zeitalter der DRGs unter Umständen sehr gerne einen Arzt mit Programmierkenntnissen auf.
Sprachkenntnisse kannst du nach dem Schulnotensystem (von sehr gut bis ausreichend) einschätzen. Immer mehr wird auch folgende Bewertungsskala verwendet:
Muttersprachler / Verhandlungssicher / Fließend / Gute Kenntnisse / Ausgebaute Kenntnisse / Grundkenntnisse
Hobbys brauchst du nicht unbedingt angeben. Wenn du denkst, dass deine Hobbys positive Rückschlüsse auf deine Person zulassen oder dich für die Stelle besonders qualifizieren, dann gib sie sie auf jeden Fall an. Denn Hobbys können einiges über deine sogenannten Soft Skills aussagen, wie beispielsweise Organisationstalent, Führungsqualitäten oder Risikobereitschaft.
- Beispiele
- Mannschaftssportarten - hier wird Teamgeist dokumentiert
- Spezielle Sportarten, die über viele Jahre erlernt wurden wie Ballett, Karate, Rock'n Roll, Akrobatik, Voltigieren, etc.
Sie verdeutlichen, dass jemand über Jahre bei der Szange bleiben kann, Disziplin hat und nicht gleich aufgibt und ebenso mit Spaß und Lebensfreude an schwierige Aufgaben herangeht - Ein Chirurg hat auf einem Via medici Kongress der vergangenen Jahre einmal angegeben, er habe eine Bewerberin deshalb eingestellt, weil sie sich von ihren Mitbewerbern bei gleicher Qualifikation durch ihr Hobby ausgezeichnet habe: Sie hatte 12 Jahre Ballettunterricht gehabt. Der Chirurg hat daraus geschlossen, dass diese Bewerberin diszipliniert und belastbar sei und ein hohes Durchhaltevermögen aufweise. Genau das, was er bei einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter für die Chirurgie voraussetzen würde!
Gliederung des Lebenslaufs
Der Lebenslauf wird heute üblicherweise in tabellarischer Form dargestellt, was übersichtlich und ansprechend aussieht. Ausformulierte Lebensläufe sind nicht mehr "state of the art" und kaum noch gefragt.
Der chronologische Lebenslauf wird meist bevorzugt, was bedeutet, dass du alle wichtigen Stationen im Hauptteil deines Lebenslaufs in ihrer zeitlichen Reihenfolge abhandeln solltest. Die Daten solltest du dabei auf den Monat genau angeben. Wer bereits auf Berufserfahrung zurückblicken kann oder vorher einen anderen Beruf erlernt hat, kann die Daten auch umgekehrt chronologisch aufführen, wie es in der englischsprachigen Bewerbung üblich ist, um das Wichtigste für diese Stellenausschreibung voran zu stellen.
Länge des Lebenslaufs
Als Richtlinie für die Länge eines Lebenslaufs werden zwei Seiten veranschlagt. Die Liste mit den möglicherweise vorhandenen Publikationen ist dabei nicht einberechnet. Wer viele Publikationen und Mitautorenschaften hat, legt eine Liste auf einer Extra-Seite an.
Was nicht (mehr) in den Lebenslauf gehört
Manche Punkte, die früher zu einem vollständigen Lebenslauf dazugehörten, sind heute nicht mehr üblich. Dazu gehören im folgenden:
Eltern
Die Eltern sollten heute nicht mehr mit aufgeführt werden, denn für den Bewerber spricht nach heutigem Verständnis allein seine Person und nicht seine Herkunft.
Religionszugehörigkeit
Die persönliche Glaubensüberzeugung ist Privatsache. Einzige Ausnahme: Du bewirbst dich an einem konfessionellen Krankenhaus, hier kann diese Angabe Sinn haben.
Kompletter schulischer Werdegang
Es ist möglich, nur noch den höchsten allgemein bildenden Abschluss anzuführen. Die Grundschulzeit wird nicht mehr getrennt aufgeführt. Ausnahme: Bei Bewerbungen direkt nach dem Schulabschluss und nach dem Studium, wenn der Lebenslauf noch sehr dünn ist. Beispiel:
Sept. 1981 - Juli 1994 | Grundschule und Gymnasium; Stuttgart |
Abschluss: Abitur, Note 2,0 |
Bewerbungsfoto
Dein Bewerbungsfoto sollte dich optimal darstellen. Ein guter Fotograf ist dabei die halbe Miete. Auf Automatenbilder, Urlaubsfotos oder eingescannte Fotos solltest du verzichten. Üblicherweise solltest du seriöse, geschäftsmäßige Kleidung tragen und möglichst freundlich in die Kamera schauen.
Die Größe des Fotos sollte zwischen 4,5 x 6,5 cm und 9 x 13 cm liegen. Ob Sie sich für das Quer- oder Längsformat entscheiden, ob du die Farb- oder doch lieber die Schwarzweißversion wählst, ist dir überlassen.
Das Bewerbungsfoto klebst du entweder rechts oben auf den Lebenslauf oder auf ein gesondertes Deckblatt. Wenn du die Bewerbungsfotos mehrfach verwenden willst, dann bitte darauf achten, dass die Bilder noch in einem einwandfreien Zustand sind
Achtung!
Bei internationalen Bewerbungen, vor allem im englischsprachigen Raum, sind Fotos nicht erforderlich oder, wie beispielsweise in den USA, sogar unerwünscht.
Tipp: Viele Fotografen machen digitale Bewerbungsfotos und haben eine Datenbank angelegt. Der Vorteil ist, dass du jederzeit deine Bewerbungsfotos nachbestellen oder sogar die entsprechende Bilddatei ordern kannst.
Häufige Fehler vermeiden
- "Viel bringt viel" denken sich manche Bewerber und überladen ihren Lebenslauf! Leg dir einen Fokus auf die zentralen Themen deiner Ausbildung und beachte dabei die Anforderungen in der Stellenausschreibung! Du solltest deinen Lebenslauf darauf zuschneidern und alle unwichtigen Kurse und Praktika weglassen! Die wirklich wichtigen Punkte wirken dann umso besser.
- Denk daran, dass du das Datum zu jeder Bewerbung aktualisieren und den Lebenslauf eigenhändig unterschreiben musst. Eine eingescannte Unterschrift kommt nicht gut an.
- Zeitangaben nicht variieren! Wenn du dich für eine Zeitangabe entschieden hast, z.B. 3/04-7/05 solltest du nicht im nächsten Absatz zu einer anderen Form übergehen, z.B. 2004-2005. Mehr zu den Zeitangaben siehe oben.
- Verwende nicht ein und denselben Lebenslauf für 20 Stellenausschreibungen! Sondern nimm dir deinen Lebenslauf für jede Bewerbung erneut vor und beachte, was in der Anzeige gefordert ist - entsprechend kannst du deine Schwerpunkte im Lebenslauf anders darstellen.
- Bausche deine Kenntnisse und Fähigkeiten nicht auf, wenn du die Anforderungen am Arbeitsplatz hinterher nicht erfüllen kannst. "Lügen haben kurze Beine" stimmt auch hier und kann ein Grund für eine Kündigung sein.
- Namen und Berufe der Eltern, auch wenn sie Hochschulprofessoren oder Direktoren einer Klinik sind, werden heute nicht mehr genannt. Schließlich geht es um dich und deine Fähigkeiten, nicht um die Verdienste deiner Eltern!
Die Form
Die optische Form des Lebenslaufs bietet etwas gestalterischen Spielraum. Ob du die Zeitangaben durch eine vertikale Linie von den restlichen Textangaben abtrennst oder alle Überschriften durch horizontale Linien unterstreichst, bleibt dir überlassen und ist letztlich eine Frage des Geschmacks.
Keine Frage des Geschmacks ist allerdings die Übersichtlichkeit des Lebenslaufs. In der Regel muss es schnell gehen, personalverantwortliche Ärzte freuen sich, wenn sie die wichtigsten Daten auf einen Blick erfassen können. Wenn der Lebenslauf dabei auch optisch einen klaren, gut gegliederten Eindruck macht, ist viel gewonnen.
Hier hilft es, sich so viele Bewerbungen von Freunden und Bekannten anzuschauen wie möglich, um die eigene Ideenkiste etwas aufzufüllen. Hier bei Via medici online findest du ebenfalls drei Beispiele für einen Lebenslauf jeweils im pdf-Format.
Tipp:
Hier kannst du von Personal-Entscheidern bewertete Lebensläufe downloaden.