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  • Ines Elsenhans
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  • 02.08.2011

Die Bewerbungsmappe: Tipps für Mediziner

Von den paar Blättern eines Bewerbungsschreibens kann die persönliche Zukunft abhängen. Sich hierbei Mühe zu geben, lohnt sich also! Trotzdem sollte die Bewerbung nicht an eine Werbekampagne erinnern ... Tipps und Tricks rund um die Bewerbungsmappe – von A wie Anschreiben bis Z wie Zeichensatz.

Bewerbungsmappen - Foto: Jeannette Dietl, Fotolia.com

 

Eine Kunst für sich

Eine gute Bewerbung zu schreiben ist eine Kunst für sich: Nur mit Hilfe weniger Schriftstücke muss der Chefarzt - oder die Chefärztin - davon überzeugt werden, dass man der ideale Kandidat für ihn ist. Sich in der schriftlichen Bewerbung so selbstbewusst zu präsentieren, dass man sich von anderen Bewerbern abhebt – ohne dabei arrogant und anbiedernd zu wirken –, ist oft zeitraubende Schwerstarbeit. Da das Bewerbungsschreiben ein sehr individuelles „Marketing“ ist, gibt es dafür leider keinen Königsweg. Trotzdem sollte man einige Dinge beherzigen, wenn man seine Bewerbungsmappe zusammenstellt.

 

Die Form muss stimmen

Viele Bewerber disqualifizieren sich schon in der ersten Runde wegen gravierender formaler Mängel. Man kann eine Bewerbungsmappe sehr unterschiedlich gestalten, die Unterlagen müssen aber unbedingt in tadellosem Zustand, übersichtlich und ohne große Mühe zu lesen sein. Immer sollte man den gestressten Chef vor Augen haben, der wenig Lust und Zeit hat, sich umständlich durch eine Bewerbung zu wühlen – große Verpackungskunst ist hier nicht gefragt! „Ob die Bewerbungsmappe aus Plastik oder Pappe besteht ist unwichtig“, sagt Prof. Claus Spieker, Chefarzt der Inneren Medizin in der Raphaelsklinik Münster. „Entscheidend ist der Gesamteindruck.“

Rechtschreibfehler müssen unter allen Umständen vermieden werden. Auch wenn man seine Bewerbung hundert Mal gelesen hat, sollte sie mindestens noch eine weitere Person überprüfen. Dem Empfänger ist schwer zu vermitteln, dass der Bewerber gewissenhaft seinen Job erledigen wird, wenn dieser noch nicht einmal in der Lage ist, fehlerlos zu schreiben.

 

Knapp, aber gehaltvoll: das Anschreiben

Jede Bewerbung besteht aus drei Teilen: dem Anschreiben, dem Lebenslauf und den Anlagen.

Das Anschreiben liegt lose auf der Bewerbungsmappe und ist nie länger als eine Seite. Etwa fünf bis sechs kurze Sätze müssen genügen, um die Neugier des Chefs zu wecken. Jeder Satz sollte Substanz haben – vorgefertigte Musterformulierungen und abgeschriebene Floskeln aus Ratgebern sind absolut tabu!

„Es hat keinen Sinn, alles rauf- und runterzurattern, was angeblich in eine Bewerbung gehört“, warnt PD Dr. Letterio Barbera, Chef der Gefäßchirurgie des Klinikums Bremen-Mitte. „Stattdessen muss ein Mensch mit eigenem Profil zu erkennen sein, jemand, der mit seinem eigenen Kopf denkt. Dabei sollte der Bewerber unbedingt ehrlich sein.“ Für Prof. Spieker ist die Motivation ein entscheidender Punkt, der auf jeden Fall aus dem Anschreiben hervorgehen sollte: „Warum gerade dieses Fachgebiet und mit welchem Berufsziel?“

Auch persönliche Fähigkeiten, wie soziale Kompetenz, Teamfähigkeit und die Übernahme von Verantwortung sind wichtig. Diese sollte man im Anschreiben unbedingt durch konkrete Beispiele belegen, etwa: „Als Leiter einer Sportgruppe habe ich gelernt, verantwortungsbewusst zu handeln.“

Als große Pluspunkte verbuchen die meisten Chefs eine abgeschlossene – oder fast abgeschlossene – Promotion und berufliche Erfahrungen im Ausland. Auch Tätigkeiten, die nichts mit Medizin zu tun haben, sind manchmal förderlich, etwa eine Hospitation beim Rundfunk. Sie können zeigen, dass sich hier jemand vorstellt, der nicht mit Scheuklappen durchs Leben rennt. Verbrieft ist zum Beispiel die Geschichte eines Chirurgen, der sich nach einem Jahr als Tangotänzer wieder erfolgreich in der Chirurgie bewarb.

 

Erst informieren, dann schreiben

Über das Haus und die Abteilung, in der man sich bewerben möchte, sollte man sich gut informieren. „Aus der Recherche ergeben sich möglicherweise Anknüpfungspunkte für das Anschreiben“, meint Christian Kersting, Assistenzarzt in der Pathologie.

Ein persönlicher Bezug zu der Klinik oder Abteilung, zum Beispiel durch Dissertation, Famulatur oder PJ-Tertial ist sicher optimal. Aber auch ohne solch eine Verbindung sollte im Anschreiben deutlich werden, warum man gerade in dieser Klinik arbeiten möchte und nirgendwo anders. Johannes Menke, Assistenzarzt in der Inneren Medizin, empfiehlt, das Besondere der Klinik zu erwähnen, etwa ein breites Spektrum an Krankheitsbildern.

Bevor man sich an den PC begibt, um das Anschreiben zu formulieren, ist kritische Selbsteinschätzung nützlich. PD Dr. Barbera empfiehlt, sich vor einem Spiegel folgende drei Fragen zu stellen. Erstens: Wer bin ich? Zweitens: Was kann ich und wo liegen meine Stärken? Drittens: Was will ich erreichen? Das ist gleichzeitig eine gute Vorbereitung für das Vorstellungsgespräch.

 

Das Leben auf einer Seite

Wie der Lebenslauf gestaltet wird, ist Geschmackssache – Überschriften können kursiv, fett gedruckt, unterstrichen, in einer größeren oder anderen Schriftart als der übrige Text geschrieben sein. Die einmal gewählte Form sollte aber beibehalten werden, wie auch die Entscheidung für oder gegen die neue Rechtschreibung. Handgeschrieben sollte ein Lebenslauf nur sein, wenn der Arbeitgeber das ausdrücklich wünscht.

In der Regel umfasst das „Curriculum vitae“ eine Seite. „Wenn die Tätigkeiten sehr interessant sind, habe ich aber auch nichts gegen eine zweite Seite“, meint Prof. Spieker. Auf jeden Fall sollte der Lebenslauf lückenlos sein – Studienwechsel, Leerlaufzeiten oder Kuriositäten gehören aufgelistet, am besten mit schlüssiger Begründung.

Generell gilt für die Beschreibungen zu einzelnen Tätigkeiten: Je länger sie zurückliegen, desto kürzer können sie ausfallen. Im Aufbau kann man klassisch chronologisch vorgehen.

Kopfzerbrechen bereiten manch einem Bewerber die Punkte „besondere Kenntnisse“ und „Hobbys und Interessen“. Angeben sollte man auf jeden Fall betriebswirtschaftliche und EDV-Kenntnisse sowie Fremdsprachen – ein Selbstfindungskurs in Indien und der VHS-Kurs in Aktmalerei bleiben besser unerwähnt. Bei Ehrenämtern und sozialem Engagement kann man davon ausgehen, dass sie positiv bewertet werden. Bei politischen Aktivitäten sollte man im Hinterkopf behalten, dass man sich hier je nach Orientierung des Chefs auf dünnes Eis begibt.

 

Star-Portraits

Das Bewerbungsfoto kommt nicht aus dem Automaten, sondern von einem professionellen Fotostudio. Hier etwas tiefer in die Tasche zu greifen, lohnt sich. Man sollte auch bei diesem Punkt daran denken, dass Chefs häufig unter Zeitdruck stehen und die meist zahlreichen Bewerbungen nur überfliegen. Ein ansprechendes und aussagekräftiges Foto erhöht die Chance, dass sich der Arbeitgeber etwas mehr Zeit für den Bewerber nimmt.

Vor dem Schreiben sollte man seinem Spiegelbild drei Fragen stellen: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich erreichen?

In der klassischen Variante wird das Foto rechts oben auf den Lebenslauf geklebt. Mittlerweile ist es aber auch üblich, es auf einem extra Deckblatt vor dem Lebenslauf anzuordnen. Viele bevorzugen dabei folgenden Aufbau: In größeren Lettern und zentriert steht der Anlass, etwa „Bewerbung von Karl Müller“. Das Foto wird, ebenfalls zentriert, unter oder über den Text geklebt. Da das Deckblatt genug Platz bietet, darf das Bild jetzt ruhig etwas größer sein. Wichtig ist aber auch hier das richtige Maß. Ein zu großes Foto wirkt aufdringlich.

 

Hinter dem Lebenslauf

Die Anlagen ordnet man am besten nach Relevanz, zum Beispiel: Approbationsurkunde, Zeugnis der ärztlichen Prüfung, Fachkundenachweise, Famulaturzeugnisse und dann das Abiturzeugnis.

Referenzen können sinnvoll sein, wenn sie etwas Besonderes über den Bewerber aussagen. Johannes Menke schlägt Medizinstudenten vor, sich für jede Famulatur und jedes PJ-Tertial ein Zeugnis mit konkreten Angaben zur Person ausstellen zu lassen. Dies ist sicherlich mehr wert als die üblichen Bescheinigungen, deren Aussage nicht über die bloße Bestätigung der Anwesenheit hinausgeht. Auch eine persönliche Empfehlung des Doktorvaters kann helfen.

Eine Modeerscheinung der letzten Jahre ist das Persönlichkeitsprofil, eine Extraseite nach dem Lebenslauf. Hier kann der Bewerber noch einmal ausführlich die eigene Motivation für das Fach oder Besonderes zur Person kundtun. Er kann die Seite auch nutzen, um Merkwürdigkeiten der beruflichen Laufbahn zu erklären. Das Persönlichkeitsprofil ist nur empfehlenswert, wenn hier wirklich noch etwas von Gewicht gesagt wird – ansonsten sollte man lieber darauf verzichten. PD Dr. Barbera warnt vor aufgeblähtem Marketing, hinter dem nur heiße Luft steckt.

 

Online- und Initiativbewerbung

In manchen Berufen sind Online-Bewerbungen mittlerweile gängig – in der Medizin nicht. Die meisten Chefärzte möchten eine ordentliche Mappe in der Hand halten, so dass Christian Kersting dringend davon abrät: „Eine Online-Bewerbung ist noch unpersönlicher als eine per Post versandte Bewerbungsmappe. Außerdem muss man damit rechnen, dass die Chefärzte eher von der alten Schule sind und damit wenig anfangen können.“

Auch Prof. Spieker und PD Dr. Barbera sind hiervon nicht überzeugt. Diese Form der Bewerbung vermittle mehr den Eindruck, dass man sich wenig Arbeit mache und seine Bewerbung wahllos durch ganz Deutschland schicke.

Bei einer Initiativbewerbung bewirbt man sich, obwohl keine Stelle ausgeschrieben ist. PD Dr. Barbera bewertet diese Form der Bewerbung durchweg positiv, weil es die Unternehmungslust des Kandidaten zeigt. Auch wenn nicht sofort eine Stelle zu besetzen ist, kommt man so möglicherweise bei der nächsten Gelegenheit zum Zuge – etwa, wenn ein Mitarbeiter krank wird oder die Stelle wechselt.

 

Lohn der Mühe

Die Kosten für ein Bewerbungsschreiben lassen sich steuerlich absetzen. Auch vom Arbeitsamt kann es Geld geben. „Wenn der Bewerber arbeitslos beziehungsweise arbeitssuchend gemeldet ist, können wir bis zu 260,– Euro jährlich erstatten, Reisekosten noch nicht mitgezählt“, informiert Werner Marquis, Sprecher des Arbeitsamtes NRW. „Das Gleiche gilt, wenn jemand versicherungspflichtig beschäftigt, aber von Arbeitslosigkeit bedroht ist – das heißt, wenn er die Kündigung praktisch schon in der Tasche hat.“ In allen Fällen kann das Arbeitsamt zahlen, muss aber nicht – es bleibt eine Ermessensfrage. Werner Marquis empfiehlt, mit dem Arbeitsamt Kontakt aufzunehmen und die persönliche Situation darzulegen.

Doch egal, wie viel Geld und Mühe man in seine Bewerbungsmappe steckt, eine Garantie für den Erfolg gibt es nicht. Da ein Chefarzt auch nur ein Mensch ist, kann seine Wahl sehr subjektiv ausfallen.

Deshalb gilt:

Am besten von einer Musterknaben-Bewerbung Abstand nehmen und stattdessen lieber eine persönliche, authentische Botschaft versenden.

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