• Vorkommen und Diagnostik der OCD beim Hund

    OCD des Schultergelenks. Ein unregelmäßiger Defekt im kaudalen Bereich des Humeruskopfs ist erkennbar. Auf den Nativaufnahmen ist die nicht mineralisierte Knorpelschuppe zu erkennen.

     

Vorkommen und Diagnostik der OCD beim Hund

Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist bei Hunden eine häufig diagnostizierte Lahmheitsursache. Sie tritt in der Regel bei jungen, schnell wachsenden mittelgroßen und großen Hunden auf. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich durch die Anamnese mit einer Krankheitshäufung im jugendlichen Alter ab dem 5. Monat, andererseits durch die Lahmheitsuntersuchung. Die Diagnosesicherung erfolgt dann durch die Bildgebung, meist durch die Röntgendiagnostik des entsprechenden Gelenks.

Definition

Die OCD ist eine erblich bedingte Störung der enchondralen Ossifikation. Sie manifestiert sich im Schulter-, Ellbogen-, Knie- und Sprunggelenk sowie am Kreuzbein unreifer mittelgroßer und großer Rassen. Das durch Retention degenerierte Knorpel- und subchondrale Knochengewebe bildet unter Verlust von Chrondrozyten einen Spalt an der Verbindungsstelle zwischen dem kalzifizierten und nicht kalzifizierten Gewebe. Schon durch eine normale Belastung können nun Risse entstehen, die die Loslösung einer Knorpelschuppe bewirken können.

Ätiologie

Bei der OCD handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Da in der Regel schnell wachsende mittelgroße und große Hunde betroffen sind und eine Häufung bei bestimmten Rassen beobachtet wird (beispielsweise Rhodesian Ridgeback, Boxer, Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund, Golden Retriever, Labrador Retriever), gehen verschiedene Autoren von einer genetischen Prädisposition aus. Ein hoher Energiegehalt des Futters, unausgewogene Gehalte an Kalzium, Phosphat und Vitamin D sowie hormonelle Imbalancen (Somatotropin, Schilddrüsenhormone, Andro- und Östrogene) sollen ebenso wie Traumata und Durchblutungsstörungen in den Epiphysenarterien einen Einfluss auf die Entstehung einer OCD haben.

Rüden sind hierbei weitaus häufiger betroffen als Hündinnen. Obwohl die Hunde meist einseitige Lahmheiten zeigen, tritt die OCD häufig bilateral auf.

Pathogenese

Bei der OCD handelt es sich im Wesentlichen um eine Störung der enchondralen Ossifikation des Gelenkknorpels. Aufgrund unterschiedlicher metabolischer Faktoren hypertrophieren die Knorpelzellen anstatt im Sinne der Chrondrogenese und Osteogenese zu degenerieren und kalzifizieren. Den Chondroklasten fehlt infolgedessen das Signal zur Mineralisation und sie bleiben inaktiv. Das resultiert in einer kontinuierlichen Verdickung des Gelenkknorpels. Dieses Stadium der Osteochondrose kann spontan abheilen oder sich zur OCD weiterentwickeln. Ab einer kritischen Schichtdicke wird der Gelenkknorpel nur noch ungenügend mit synovialen Nährstoffen versorgt und stirbt ab. Mechanische Belastungen der betroffenen Bereiche führen zur Auflockerungen der Knochen-Knorpelgrenze, die sich zu Fissuren und schließlich zur Ablösung einer Knorpelschuppe weiterentwickeln kann. Erst jetzt spricht man von einer OCD. Häufig bleibt diese Knorpelschuppe (Dissekat) über einen dünnen medial gelegenen Steg mit dem umliegenden Gelenkknorpel verbunden. Dies wird dann als Knorpelflap bezeichnet. Löst sie sich aber vollständig von der Knorpelschicht, bildet sie einen freien Gelenkkörper (Corpus liberum oder Gelenkmaus). Heften sich Corpora libera an die Gelenkkapsel an, werden sie durch die Synovia ernährt, können weiter wachsen und schließlich auch verknöchern. Sowohl Knorpelschuppe als auch Corpus liberum können zusätzlich eine Sehnenscheidenentzündung verursachen, die nach verschieden langer Zeit in der Regel eine Arthropathia deformans (sekundäre Arthrose) verursacht.

Lokalisationen und Alter

Die häufigsten Lokalisationen der OCD beim Hund sind der zentrokaudale Anteil des Caput humeri, die Trochlea humeri, der Condylus lateralis ossis femoris sowie die Trochlea tali medialis. Hierbei liegt das typische Alter für die klinisch apparente Erkrankung im Schultergelenk bei 5–7 Monaten. Im Ellbogengelenk erkranken die Hunde durchschnittlich mit 4–5 Monaten. Für das Kniegelenk liegt das Erkrankungsalter im Durchschnitt bei 6–8 Monaten, im Tarsalgelenk bei 4–6 Monaten.

Weiterhin können vereinzelt auch der zentrale Anteil der Cavitas glenoidalis scapulae, der Condylus medialis ossis femoris sowie die Trochlea tali lateralis betroffen sein. Bei der vertebralen beziehungsweise sakralen OCD sind die kaudale Endplatte des L7 und/oder die kraniale Endplatte des Sakrums betroffen.

Typischerweise wird die Erkrankung durchschnittlich 1–4 Monate nach dem vermutlichen Auftreten der OCD diagnostiziert. Aufgrund des akuten Auftretens und der guten Erkennbarkeit der Lahmheit wird die OCD im Ellbogengelenk besonders früh diagnostiziert. Im Schultergelenk erfolgt die röntgenologische Diagnosesicherung durch die verzögerte Ausbildung einer sekundären Arthrose zeitlich meist etwas später, gefolgt von der OCD im Tarsokruralgelenk und Kniegelenk.

Klinische Untersuchung

Obwohl die Hunde meist bilateral erkranken, werden sie zunächst mit einer einseitigen Lahmheit vorgestellt. Typischerweise wird die Erkrankung 1–4 Monate nach dem Auftreten diagnostiziert. Die Lahmheit kann unterschiedlichen Grades vorliegen, meist mit einer deutlichen Schrittverkürzung. Nach Ruhe, aber auch nach Belastung wird diese Lahmheit beobachtet. Aber besonders bei beidseitiger Erkrankung kann auch nur eine Steifheit nach dem Liegen erkennbar sein. Bei der klinischen Untersuchung liegt in der Regel eine vermehrte Gelenkfüllung vor. Die passive Beugung und Streckung des Gelenks ist meist schmerzhaft.

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Aus der Zeitschrift: kleintier.konkret 03/2017

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