Tyzzer’s Disease

Autor(en): A. Ewringmann, B. Glöckner

Ätiologie & Pathogenese

Der Erreger der Tyzzer’schen Erkrankung ist Clostridium piliforme (= Bacillus piliformis). Die Übertragung erfolgt auf fäkal-oralem Weg über kontaminiertes Futter und verschmutzte Einstreu. Eine Erkrankung wird durch immunsupprimierende Faktoren begünstigt. Es erkranken besonders oft Jungtiere im Absetzalter (meist 3–7 Wochen).

Nach Aufnahme des Erregers erfolgt zunächst die Ansiedlung im Darmtrakt (v. a. Zäkum und Ileum) und von dort aus eine Ausbreitung über die Pfortader in die Leber. Es kann weiterhin zu einer Bakteriämie kommen, aus der myokardiale Läsionen sowie eine Enzephalitis mit schneller Todesfolge resultieren.

Klinik 

Es kann zu perakuten Verlaufsformen mit plötzlichen Todesfällen kommen. Akute Verlaufsformen sind durch schwere wässrige Durchfälle mit Apathie, Inappetenz und Dehydratation gekennzeichnet, die meist innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Tod führen. Ein verzögerter Verlauf geht mit unspezifischen Symptomen wie Abmagerung, verminderter Kondition und struppigem Haarkleid einher und wird v. a. durch die Schädigung der Leber hervorgerufen. 

Insbesondere bei Rennmäusen, die ohnehin besonders empfänglich für Clostridium piliforme sind, können neurologische Symptome aufgrund einer Enzephalitis auftreten. 

Diagnose 

Eine sichere Diagnosestellung am lebenden Tier ist in der Regel nicht möglich, da der Erreger intrazellulär vorkommt und in zellfreien Medien nicht angezüchtet werden kann. Im Todesfall sollte, sofern noch weitere Tiere vorhanden sind, eine Sektion eingeleitet werden. Hierbei fallen Blutungen, Ödembildungen und Ulzerationen der Darmschleimhaut, besonders in Ileum, Zäkum und Kolon auf. Die Leber weist makroskopisch massive
Schwellungen und diffuse Fleckungen auf. Histologisch lassen sich in ihr multiple Nekroseherde nachweisen. 

Therapie & Prognose 

Zur Behandlung der Tyzzer’s Disease werden Tetrazykline und Chloramphenicol empfohlen. Ein Behandlungserfolg ist jedoch stets fraglich, wenn es bereits zu klinischen Symptomen gekommen ist, da mit irreversiblen Leberschädigungen zu rechnen ist. Soll eine Behandlung dennoch versucht werden, so müssen intensive unterstützende Maßnahmen (Infusionen mit Glukosezusatz , Vitaminsubstitution, Zwangsfütterung , Stabilisierung der Darmflora mit Laktobazillus-Präparaten) ergriffen werden. Es ist außerdem sinnvoll, alle Partnertiere in eine antibiotische Behandlung einzubeziehen, um bei ihnen ein Fortschreiten bzw. einen Ausbruch der Erkrankung verhindern zu können. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass auch durch länger anhaltende antibiotische Behandlung in der Regel keine Erregereliminierung erreicht werden kann. Es ist daher davon abzuraten, neue Tiere in den Bestand einzugliedern. 

Neben einer Behandlung der Tiere muss eine gründliche Reinigung der Umgebung erfolgen. Sporen von Clostridium piliforme sind extrem stabil und können bei Raumtemperatur mehr als ein Jahr überleben. Sie sind zudem extrem resistent gegenüber vielen Desinfektionsmitteln. Holzinventar oder andere schlecht zu reinigende Gegenstände aus dem Käfig sollten entsorgt werden. Anderes Inventar sowie die Käfige oder Terrarien selber können mit 0,3%igem Natriumhypochlorid desinfiziert werden. 

Quelle: A. Ewringmann, B. Glöckner, Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus,
Diagnostischer Leitfaden und Therapie, ISBN: 9783830410638, 2007, S. 61

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