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Stress lass nach! – Was ist eigentlich Stress?

Fühlen Sie sich gestresst? Selbstverständlich sind Sie gestresst. Sie können es sich heute gar nicht mehr leisten, nicht gestresst zu sein. Selbst wenn Sie nicht gestresst sein sollten, dann würden Sie das niemals zugeben, weil Sie das in unserer Leistungsgesellschaft äußerst suspekt macht – entweder lügen Sie dann oder Sie sind ein fauler Hund.

Definition

Der Begriff „Stress“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Druck oder Anspannung. Ursprünglich stammt er aus dem Lateinischen, hier wird „stringere“ mit anspannen übersetzt. Eigentlich stammt die Bezeichnung „Stress“ aus der Werkstoffkunde, bei der man unter Stress eine Materialermüdung durch Zug oder Druck auf ein Material versteht. Hans Selye war es, der 1936 den Stress in die Biologie einführte. Er definierte ihn als „unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung“. Als Stressor bezeichnet man einen Reiz, der eine solche unspezifische Reaktion auszulösen vermag.

Stress ist also nicht der Stau, in dem wir stehen, wenn wir zu einem Notfall müssen, der nörgelnde Kunde oder die Steuererklärung – das alles sind Stressoren. Es sind Reize, die Stress auslösen können. Wenn wir aufgrund eines oder mehrerer Stressoren anfangen zu schwitzen, wenn der Blutdruck steigt oder dafür prädestinierte Menschen Harndrang bekommen – das ist dann der eigentliche Stress.

Physiologie und Evolutionsbiologie

Wir wollen uns nicht mit biologischen Stressreaktionen wie Kälte – Aufrichten der Körperhaare (Gänsehaut) oder bakterielle Infektion – Fieber (Symptom einer Immunreaktion) beschäftigen, sondern mit psychischem Stress.

Ein Stressor – wie das Klingeln des Telefons, die verletzende Kritik des Teilhabers oder der Gedanke des Anfangsassistenten an einen Notfall – führt zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol aus der Nebenniere. Diese wiederum bewirken u. a. einen kurzfristigen Blutdruckanstieg, einen erhöhten Blutzuckerspiegel und die Freisetzung von Fettsäuren.

Stress wird landläufig immer mit etwas Negativem in Verbindung gebracht. Weit gefehlt! Stress ist lebensnotwendig für uns. Unsere Vorfahren hatten die Fähigkeit, auf Anforderungen oder Stressoren mit körperlichen und seelischen Antworten zu reagieren. Mit der Aktivierung des Kreislaufs, dem erhöhten Zucker- und Fettsäurespiegel im Blut waren unsere Vorfahren in der Lage, körperliche Höchstleistungen zu vollbringen: Sie erlegten das Mammut oder rannten vor dem Säbelzahntiger davon. Diejenigen unserer Vorfahren, die fähig waren, richtig guten Stress zu entwickeln, überlebten. Die anderen starben aus.

Wir alle sind Nachfahren gestresster, aber überlebender Höhlenmenschen, und uns unterscheidet wirklich erstaunlich wenig von ihnen. Unsere biologische Ausstattung ist nahezu dieselbe. Eines aber unterscheidet uns tatsächlich: die Regenerationsfähigkeit. Nach erfolgreicher Jagd auf das Mammut gab es erstmal einen Festschmaus. Man schlug sich den Bauch voll, und dann wurde geruht. Wozu erneut jagen, wenn noch was vom Mammut übrig war? In dieser Ruhephase sanken die Spiegel der Stresshormone im Blut. Das vegetative Nervensystem schaltete von Aktivität auf Ruhe, der Körper konnte regenerieren.

Und genau diese Regenerationsphasen fehlen uns heute. Nach einem stressigen Arbeitsalltag setzen wir uns nicht etwa hin, freuen uns des Daseins und bauen Stress ab. Nein, wir wollen sofort das nächste Mammut erlegen. Nach Möglichkeit sollte es auch noch größer sein als das vorige. Aus dem rhythmischen Auf und Ab von Aktivität und Passivität, Stress und Regeneration wird eine bedrohliche Stress-Spirale, die sich immer schneller dreht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied besteht zwischen dem Stress der Urmenschen und dem des heutigen Homo sapiens. Wenn wir Stress haben, dann sollen wir kämpfen oder fliehen (auf neudeutsch: fight or flight). Der Stress dient hauptsächlich der Fähigkeit, körperliche Leistungen zu entwickeln. Unsere körperlichen Reaktionen beim heutigen Stress beschränken sich aber darauf, auf das Gaspedal zu drücken (flight) oder die Autohupe zu betätigen (fight), wenn uns der Vordermann auf der Autobahn geärgert hat. Physiologisch sinnvoller wäre es, zum nächsten Parkplatz zu fahren und dort den Stress mit einem ½-stündigen Waldlauf abzubauen. Homo sapiens heißt übrigens weiser Mensch, worüber sich durchaus diskutieren ließe.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Stress lass nach! – Was ist eigentlich Stress?

Aus der Zeitschrift: kleintier.konkret 05/2013

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