• Die Pyometra der Hündin - Tiermedizin - Enke Verlag

     

Die Pyometra der Hündin

Die Pyometra ist eine hormonell (durch Progesteron und Östrogene) beeinflusste, eitrige Entzündung der Gebärmutter, bei der das Uteruslumen an mindestens einer Stelle 1 cm oder mehr im Durchmesser beträgt. Ähnliche klinische Bilder schließen die Mukometra und die Hydrometra ein.

Die Pyometra entsteht typischerweise am durch Östrogene vorbereiteten Uterus während der Phase der Progesterondominanz (Diöstrus) und danach (Anöstrus). Am häufigsten wird sie in einem Zeitraum zwischen 2 Wochen und 4 Monaten nach einer Läufigkeit diagnostiziert. Es gibt viele Hinweise darauf, dass Hündinnen, die noch keinen Wurf hatten, und Hündinnen über 4 Jahre ein erhöhtes Pyometrarisiko haben. Trächtigkeiten haben einen schützenden Effekt vor Pyometra.

KONKRET
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Scheinträchtigkeit und dem einer Pyometra.


Inzidenz

In einer Beagle-Kolonie war die Inzidenz der Pyometra 15,2 % bei den Hündinnen über 4 Jahren mit einem durchschnittlichen Alter von 9,36 ± 0,35 Jahren. In einer Population versicherter Hunde in Schweden, wo die Ovariohysterektomie ohne medizinische Indikation verboten ist, waren insgesamt etwa 25 % der Hündinnen vor dem Alter von 10 Jahren von einer Pyometra betroffen.

Bestimmte Rassen haben ein erhöhtes Pyometrarisiko:

  • Airedale Terrier
  • Bernhardiner
  • Berner Sennenhund
  • Cavalier King Charles Spaniel
  • Collie
  • Golden Retriever
  • Irish Terrier
  • Miniaturschnauzer
  • Rottweiler


Ätiologie und Pathogenese

Der häufigste Erreger, der im Uterusinhalt oder vaginalen Ausfluss einer Hündin mit Pyometra nachgewiesen wird, ist Escherichia coli (bis zu 80 %). Der Hauptinfektionsweg ist eine aszendierende Besiedelung der Gebärmutter durch die geöffnete Zervix uteri während des Östrus bis hin zum Übergang vom Östrus zum Metöstrus. Auch eine hämatogene Erregerausbreitung ist möglich.

Die Pathogenese der Pyometra bei der Hündin schließt eine Östrogenstimulation gefolgt von einer Phase der Progesterondominanz ein. Progesteron führt zur Proliferation des Endometriums, Sekretion der Drüsen und Reduktion myometrialer Kontraktionen. Die Hemmung der Leukozyten im Uterus unter Progesteroneinfluss erleichtert das bakterielle Wachstum. Diese Effekte kumulieren mit jedem Zyklus und verschlimmern die Veränderungen am Uterus. Dow [[6]] beschreibt 4 Stadien des Komplexes GLZHE (glandulär-zystische Hyperplasie des Endometriums)/Pyometra:

Typ 1: unkomplizierte GLZHE
Typ 2: GLZHE mit Infiltration von Plasmazellen
Typ 3: GLZHE mit akuter Endometritis
Typ 4: GLZHE mit chronischer Endometritis


Eine Behandlung von Hündinnen im Alter von 1–4 Jahren mit Östrogenen erhöht das Risiko einer Pyometra. Die Anwendung von Östrogenen zur Nidationsverhütung bei diöstrischen Hündinnen ist besonders gefährlich und führte bei 25 % der behandelten Tiere zur Pyometra.

Die Entstehung einer glandulär-zystischen Hyperplasie, die sehr häufig im Frühstadium einer entzündlichen Uteropathie vorzufinden ist, wird durch die gemeinsame Wirksamkeit von Östrogenen und Progesteron besonders begünstigt. Neben der iatrogenen Östrogenanwendung zur Nidationsverhütung, die heute wegen der Verfügbarkeit eines Antigestagens kaum mehr durchgeführt wird, kommen auch Östrogene aus Ovarialzysten oder Ovarialtumoren oder erhöhte Östrogenkonzentrationen im Blut durch verzögerten Abbau in der Leber bei Leberfunktionsstörungen infrage. In Ausnahmefällen steht der Körper bei einer Pyometra nur unter Östrogeneinfluss.

Liegt ein normales Zyklusgeschehen vor, beginnen die Progesteronwerte zwischen 2 und 4 Wochen nach Ende der Läufigkeit zu sinken, wodurch sich der zervikale Schleimpfropf lockert und der eitrige Inhalt abzufließen beginnt. Dieser Ausfluss kann phasenweise oder kontinuierlich über die Scheide und die Rima vulvae zu beobachten sein. Ist eine Hündin nicht durch andere Erkrankungen geschwächt und handelt es sich um ein weniger aggressives Keimspektrum im Uterus, kann sogar der gesamte Eiter abfließen und die so entstandene Endometritis weitgehend ausheilen. Im Anschluss an die nächste Läufigkeit muss allerdings erneut mit einer Pyometra gerechnet werden.

Erreger und Toxine aus der Gebärmutter können sich hämatogen oder lymphogen im Sinne einer Sepsis auf alle anderen Organe ausbreiten und auch ohne Uterusruptur zu einem akut lebensbedrohlichen Krankheitsbild führen. Weitere Wege der Erregerausbreitung sind die Ulzeration der Uteruswandung, die Besiedelung der Bauchhöhle retrograd durch die Tuben und die Uterusruptur, die zu einem perakuten Krankheitsverlauf mit septischem Schock und Tod innerhalb weniger Stunden führen kann.

 

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Die Pyometra der Hündin – eine Übersicht

Aus der Zeitschrift kleintier.konkret 03/2016

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