Obstipation

Autorin: A. Ewringmann

Ätiologie & Pathogenese

Obstipationen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:

  • mangelndes Flüssigkeitsangebot
  • trockenes, schlecht verdauliches Futter
  • hohe Energie- und Proteingehalte des Futters
  • Zahnerkrankungen
  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts
  • raumfordernde abdominale Erkrankungen (z. B. der Gebärmutter), die zu einer Verdrängung von Darmschlingen führen
  • Verdrängung von Darm durch ausladende intraabdominale Fettdepots (Adipositas)

Meistens kommt es zu Anschoppungen im Dickdarmbereich. Dadurch wird die Darmpassage behindert, sodass Fehlgärungen entstehen. Die kranial der Obstipationsstelle liegenden Darmabschnitte gasen auf.

Klinik

Die Kaninchen setzen zunächst meist kleine, harte, trockene und irregulär geformte Kotballen ab; schließlich sistiert der Kotabsatz jedoch ganz. Die Futteraufnahme wird eingestellt, die Tiere haben Bauchschmerzen und der Allgemeinzustand verschlechtert sich zunehmend. Durch ein „Umkippen“ der physiologischen Darmflora können sich pathogene Keime vermehren, die letztlich zur Septikämie führen.

Diagnose

Durch gründliche Abdomenpalpation lassen sich angeschoppte Darmabschnitte meist gut lokalisieren. Sie haben eine teigige bis derbe Konsistenz und sind oft schmerzhaft bei auskultatorisch deutlich verminderter Darmtätigkeit. Liegen bereits Aufgasungen der kranialen Darmabschnitte vor, können aber auch laute Gluckergeräusche zu vernehmen sein. Auf Röntgenbildern lassen sich rundliche oder auch mehr flächige Verschattungen im Darmlumen diagnostizieren, die durch eine Verfestigung bzw. Eintrocknung des Darminhalts entstehen (s. Abb.1). Neben der Diagnose der Obstipation muss v. a. auch die Ursache gefunden werden. Dies beinhaltet eine detaillierte Fütterungsanamnese, eine gründliche Untersuchung des Zahnapparats sowie in jedem Fall auch eine Kotuntersuchung.

Abb. 1: Obstipation im Blinddarm 

Therapie

Die Tiere erhalten Infusionen, um eine Aufweichung des Darminhalts zu erzielen sowie Metoclopramid zur Anregung der Darmperistaltik. Die Darmflora wird mithilfe von Probiotika stabilisiert und es sollten B-Vitamine substituiert werden. Antibiotika verhindern die ungehemmte Vermehrung pathogener Mikroorganismen. Bei gleichzeitiger Aufgasung oder auch zu deren Prophylaxe werden mehrmals täglich Antitympanika verabreicht. Haben die Kaninchen Bauchschmerzen, werden Analgetika appliziert. Ebenso wie bei Tympanien sollten keine Spasmolytika verwendet werden. Gleitgel oder Paraffinum subliquidum kann oral gegeben werden, um den Darminhalt gleitfähiger zu machen. Die Substanzen können gut mit Brei vermischt werden. Dieser sollte relativ flüssig angerührt werden. Eine regelmäßige Zwangsfütterung ist erforderlich, um die Verdauungsvorgänge aufrechtzuerhalten.

Therapie bei Opstipation

  • Infusionen: Vollelektrolytlösung (Sterofundin ®), 1–2 × tägl. 40 ml/kg s. c.
  • Metoclopramid (z. B. MCP-ratiopharm ®), 2–3 × tägl. 1–5 mg/kg s. c., p. o.
  • Probiotika (z. B. Bene-Bac ®)B-Vitamine
  • Gleitgel/Paraffinum liquidum , 2–3 x tägl. 3–5 ml/kg p. o.
  • Antibiotikum
  • ggf. Analgetikum
  • ggf. Antitympanikum: Dimeticon (z. B. Dimeticon Albrecht ®), mehrmals tägl. 1–2 ml/kg p. o.
  • ggf. Zwangsfütterung

Prognose

Die Prognose richtet sich nach dem Ausmaß der Obstipation und den bereits bestehenden sekundären Veränderungen (Tympanie, Störungen des Allgemeinbefindens). Prinzipiell gilt, dass die Prognose umso schlechter wird, je länger die Kotanschoppung besteht und durch medikamentelle Intervention nicht zu beeinflussen ist.

Quelle: A. Ewringmann, Leitsymptome beim Kaninchen, Diagnostischer Leitfaden und Therapie, ISBN: 9783830410904, 2. Aufl., überarb. 2010, S. 108

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