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Kopfschiefhaltung – Encephalitozoonose?
Immer wieder werden Kaninchen mit einer Kopfschiefhaltung unterschiedlichen Schweregrades in der Praxis vorgestellt. Die steigende Beliebtheit des Kaninchens als Haustier bei Erwachsenen führt unter anderem zu einer erhöhten Bereitschaft von Kaninchenbesitzern, auch finanziell in die Gesundheit und das Wohlergehen ihres Lieblings zu investieren. Für die Therapie und vor allem die Prognose einer Torticollis ist die Diagnose der zugrunde liegenden Erkrankung von ausschlaggebender Bedeutung. Welche Möglichkeiten heute zur Diagnose einer Encephalitozoonose zur Verfügung stehen, beschreibt der nachfolgende Beitrag.
Einleitung
Encephalitozoon cuniculi (E. cuniculi) ist ein obligat intrazellulär lebender, sporenbildender Einzeller, der zu den Microsporidien gehört. Infektionen treten vor allem bei Kaninchen auf, wobei das Zentralnervensystem, die Nieren sowie das Auge Prädilektionsstellen für Läsionen darstellen. Am häufigsten sind neurologische Symptome (z. B. Kopfschiefhaltung, Ataxie, Rotation um die eigene Körperachse, Nystagmus). Apathie und Anorexie sind Anzeichen einer chronischen Niereninsuffizienz. Bei einer phakoklastischen Uveitis werden die Kaninchen meistens mit einer „weißen Masse im Auge“ in der Praxis vorgestellt, die durch Ruptur der Linsenkapsel entsteht. Bei neurologischen Symptomen sollten mögliche Differenzialdiagnosen wie z. B. Neoplasie, bakterielle oder virale Enzephalitis, Traumata oder Otitis media/interna in Betracht gezogen werden. Nichtsdestotrotz ist die Encephalitozoonose mit 91 % die häufigste Ursache der Kopfschiefhaltung. Bei chronischer Niereninsuffizienz stellt die Nephrolithiasis die wichtigste differenzialdiagnostisch zu berücksichtigende Ursache dar.
Klinische Symptome der Encephalitozoonose beim Kaninchen:
Neurologische Symptome
- Kopfschiefhaltung
- Ataxie
- Rotation um die Körperachse
- Nystagmus
- Phakoklastische Uveitis (typisch: weiße Masse im Auge)
- Apathie
- Anorexie
Prävalenz
Studien zeigen eine hohe Infektionsrate bei Kaninchen. Die Seroprävalenz liegt in Deutschland zwischen 43,5 % und 54,5 %. In Bayern wurden Antikörper gegen E. cuniculi bei 17,9 % der klinisch gesunden und bei 47,9 % der kranken Kaninchen (mit und ohne Encephalitozoonose-Verdacht) nachgewiesen. Bei erkrankten Tieren mit Encephalitozoonose-Verdacht zeigten 59,8 % einen positiven Antikörpertiter.
Eigene Untersuchungen von Proben in der Routinediagnostik aus ganz Deutschland zeigten eine ähnliche Prävalenz von 63,6 % (n = 780). Informationen über den Gesundheitszustand lagen nicht vor, jedoch lässt der Untersuchungswunsch der Tierärzte auf Antikörper einen Encephalitozoonose-Verdacht vermuten.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Kopfschiefhaltung – Encephalitozoonose? Welche Diagnostikmöglichkeiten gibt es?
Aus der Zeitschrift veterinärSPIEGEL 2/2015