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Das Mikrobiom als Therapieziel bei Magen-Darm-Erkrankungen

Das Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle im Krankheitsgeschehen funktioneller sowie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED). Im Zuge der gesteigerten Aufmerksamkeit für das Mikrobiom wurde nach der Etablierung der Probiotikatherapie in den S3-Leitlinien für Colitis ulcerosa und das Reizdarmsyndrom auch die Therapieform des fäkalen Mikrobiotatransfers wiederentdeckt.

Funktionelle und chronisch entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen (CED) wie das Reizdarmsyndrom (RDS), Colitis ulcerosa (CU) und Morbus Crohn (MC) sind häufige Krankheitsbilder in Industrienationen wie Deutschland [1–3]. Von CU und MC sind in Deutschland etwa 400 000 Menschen betroffen. Die Kriterien für das Reizdarmsyndrom erfüllen bis zu 10 % der Bevölkerung.

Typische Symptome des RDS sind Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung oder Durchfälle. Für die klinische Diagnostik müssen laut deutscher S3-RDS-Leitlinie der AWMF folgende 3 Kriterien erfüllt sein: 1. das Leiden ist chronisch, dauert bereits länger als 3 Monate an, ist von Arzt und Patient auf den Darm bezogen und kann mit Stuhlgangveränderungen einhergehen, 2. die Beschwerden führen zur Hilfesuche und reduzierter Lebensqualität und 3. es gibt keine nachweisbare andere Ursache. Das RDS kann für die Betroffenen sehr belastend sein, hat aber keinen Einfluss auf die Lebenserwartung und ist nicht mit der Entwicklung anderer gastrointestinaler oder anderer schwerwiegender Erkrankungen korreliert. Bei konventioneller Diagnostik können keine organischen Ursachen für das RDS gefunden werden. 

Risikofaktoren, an einem RDS zu leiden sind: 

  • genetische Veranlagung
  • externe Krankheitserreger
  • Veränderung von Mikrobiom und Darmbarriere
  • psychische und soziale Faktoren
  • Umwelteinflüsse
  • Störung des Immunsystems
  • Störung der viszeralen Sensibilität
  • Störungen des autonomen / zentralen Nervensystems
  • Störung des enterischen Nervensystems
  • Motilitätsstörung

 

CED können in sehr unterschiedlichen Schweregraden auftreten und verlaufen meist schubförmig. CU ist eine wiederkehrende, entzündliche und mit Ulzerationen einhergehende Erkrankung des Kolons. Typische Symptome sind blutige Durchfälle und abdominelle Schmerzen. MC ist definiert als chronisch entzündliche Erkrankung des Verdauungstrakts und kann vom Mund bis zum Anus auftreten. Typische Symptome des MC sind krampfartige Schmerzen, Durchfall und Appetitlosigkeit. Weiterhin können Hautveränderungen, Gelenkschwellungen und Augenentzündungen auftreten. Sowohl CU als auch MC können mit teils schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Bei CU sind dies v. a. Anämie und die Entwicklung eines kolorektalen Karzinoms. Sehr selten aber potenziell lebensbedrohlich ist die Entwicklung eines toxischen Megakolons (pathologische akute Ausdehnung des Dickdarms). Bei MC sind mögliche Komplikationen v. a. Stenosen, Abszesse und Fisteln.

Verschiedene Risikofaktoren, an einer CED zu erkranken, sind beschrieben, die Ätiologie dieser Erkrankungen ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich ist ein multifaktorielles Geschehen als Ursache. Risikofaktoren sind demnach zu suchen in den Bereichen:

  • genetische Faktoren
  • Mikrobiom und Darmbarriere
  • Immunsystem
  • Psyche und soziale Faktoren
  • Umweltfaktoren

 

Aufgrund der multifaktoriellen Ätiologie sowohl beim RDS als auch bei CED ist es naheliegend, dass Patienten von einer individuell zugeschnittenen multimodalen Therapie profitieren. Im akuten Schub von CED ist die Behandlung der Primärsymptomatik mit pharmakologisch-synthetischen Präparaten unter Überwachung eines Arztes von zentraler Bedeutung. Ergänzend gibt es eine Vielzahl von Methoden aus dem Bereich der Komplementärmedizin (CAM), welche das Behandlungsspektrum wirkungsvoll ergänzen und erweitern. Der Einsatz sollte immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Ein aktuell zunehmend beachteter Ansatzpunkt in der Therapie, der sowohl dem RDS als auch den CED gemein ist, ist das Mikrobiom. Verschiedene komplementäre Therapieformen haben eine Wirkung auf das Mikrobiom. Darunter die Therapie mit Probiotika, welche eine lange naturheilkundliche Tradition haben. Die S3-Leitlinie der AWMF zur Therapie der CU empfiehlt beispielsweise zur Remissionserhaltung als Therapieoption eine Behandlung mit dem Escherichia coli Stamm Nissle 1917.

 

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Das Mikrobiom als Therapieziel bei funktionellen und chronisch entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen

Aus der Zeitschrift EHK - Erfahrungsheilkunde 03/2017

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