• Ernährungstherapie, Ernährung, Allergien, Heilpraxis

     

Ernährungstherapie bei Allergien

Kaum ein anderes therapeutisches Verfahren greift so grundlegend und tief in den Genesungsprozess ein wie die Sanierung des Verdauungssystems. Wenn die intestinale Intoxikation und bakterielle Dyspepsie ausheilen, kommen das Immunsystem und bestehende entzündliche Reaktionen zur Ruhe. Der Artikel erläutert das therapeutische Vorgehen und die möglichen Erfolge anhand von Fällen aus der Praxis.

Allergien sind weit verbreitet. Bei manchen Menschen ist es eine bestimmte Pollenart, bei anderen ein Nahrungsmittel und wieder andere reagieren auf das Gift einer Biene allergisch: Fremdproteine werden für einen Organismus dann zu „Allergenen“, wenn sie aufgrund eines Integritätsverlusts der Schleimhaut in die tieferen Mukosaschichten eindringen, dort als fremde „Eindringlinge“ vom Immunsystem erkannt und mit einer chronisch verlaufenden Entzündungs- und Abwehrreaktion bekämpft werden. Diese allergischen Reaktionen liegen meist in der Haut oder den Schleimhäuten: die atopische Reaktion der Neurodermitis, Rhinitis, Konjunktivitis, Bronchitis, Sinusitis sowie die unterschiedlichen Nahrungsmittelallergien in der intestinalen Schleimhaut.

Traditionelle organspezifische Therapieansätze bemühen sich, die inflammatorischen und immunologischen Reaktionen in dem betroffenen Areal zu behandeln. Doch greifen solche Behandlungsweisen zu kurz, denn die Schleimhäute sind eng über das Blut- und das mukosale Immun- und Lymphsystem miteinander verbunden. Zudem liegen der Entstehungsort einer allergischen Reaktion und das Symptomorgan oftmals weit auseinander: So kann die orale Aufnahme eines Allergens die entzündlichen Reaktionen in der Haut (z. B. die Neurodermitis) verursachen oder verstärken. Zusätzlich beeinflussen alle anderen Irritationen des inflammatorischen Systems wie Infekte und eine Imbalance des vegetativen Nervensystems oder chronisch entzündliche Erkrankungen wie der M. Crohn das Auftreten oder die Ausprägung allergischer Reaktionen. 

Das intestinale Immunsystem und Allergien

Eine ganz besondere Bedeutung kommt dem intestinalen Immunsystem zu („gut associated lymphoid tissue“ (GALT)), denn es macht den größten Teil unseres Immunsystems aus. 80 % aller Immunzellen haben hier in den Peyer’schen Plaques, in der Mesenterialwurzel ihren Ursprung. Kein anderes Organ bildet ähnlich viele Antikörper: ein fein abgestimmtes System aus Makrophagen, Mastzellen, B- und T-Lymphozyten, zellulären und humoralen Immunreaktionen. Fremdproteine aus der Nahrung werden hier für einen Organismus zu „Allergenen“, wenn sie nicht ordnungsgemäß verdaut, d. h. enzymatisch in Aminosäuren zerlegt werden und sie aufgrund eines Integritätsverlusts der Schleimhaut in die tieferen Mukosaschichten eindringen.

Nun zählen Verdauungsstörungen zu den häufigsten Beschwerden unserer Zeit. Veränderte Nahrungsmittel, zu kurze und unvollständige Zubereitungen der Nahrung und veränderte Lebensgewohnheiten beeinflussen die Verdauungsleistung. Hektik und hastiges Essen verhindern das sorgfältige Kauen, das richtige Einspeicheln, das Aus-Schmecken, Genießen und Aus-Kosten der Nahrung. Zu große Einzelmahlzeiten, zu viel oder zu vielerlei, mangelnde Azidität des Magens (Cave: Antazida) oder unzureichende Enzymaktivität im Magen oder Pankreas verhindern die fermentative Aufschlüsselung der Proteine. Auch sind viele Nahrungsmittel zu schwer verdaulich: rohe Körner, grobes Vollkornbrot, Salate, Fett-Gebratenes. Dies gilt insbesondere, wenn sie erst am späteren Abend gegessen werden. Blähungen, wechselnde Stuhlgänge, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ein „gereizter“ Darm sind die ersten und häufigsten Symptome.

Bleibt die Nahrung unverdaut, wird sie von den Bakterien in tieferen Darmabschnitten zersetzt. Faserreiche Kohlenhydrate gären, es entstehen Methanol, Butanol, Propanol und andere Fuselalkohole und Gase: erkennbar am aufgetriebenen Leib und Blähungen.

Proteine oder Polypeptide werden durch proteolytische Keime zersetzt, sie faulen. Es entstehen Ammoniak, vermehrt biogene Amine wie Tyramin oder Kadaverin und toxische Abbauprodukte wie Indol, Kresol, Phenol, Skatol. Diese sind für die Pseudoallergien verantwortlich zu machen. Sie lösen Entzündungsreaktionen in der Schleimhaut aus, die Tight-junctions der Darmschleimhautzellen lösen sich, wir sprechen vom Leaky-gut-Syndrom, dem Syndrom des „löchrigen Darms“.

Die Schleimhautintegrität ist gestört. Fremdeiweiße können ungehindert die Grenzfläche penetrieren.

Eine nachhaltige Therapie allergischer Erkrankungen muss daher den Darm immer mit behandeln, denn:

„Egal wie der Vater der Krankheit heißt, die Mutter ist immer die Ernährung.“ (chinesisches Sprichwort)

Eine nicht unerhebliche Bedeutung kommt auch dem vegetativen Nervensystem zu: Es durchzieht in einem komplexen Netzwerk das gesamte mesenchymale Bindegewebe (Plexus submucosus und Plexus myentericus) bis an die Epithelschicht heran und verknüpft so Haut und Schleimhaut mit dem inneren Milieu. Hier vernetzen sich Parasympathikus und Sympathikus, hier werden etwa 90 % des regulierenden Hormons Serotonin gebildet. Die intestinale vegetative Balance steht in engem Zusammenhang mit den neuralen und inflammatorischen Regulationen in der Haut und den übrigen Schleimhautorgansystemen. Störungen in der epithelialen Schleimhaut oder chronische auch stille Entzündungen (low grade inflammations) der Mukosa führen zu Irritationen dieses vegetativen Nervensystems, zur Einschränkung der mikrozirkulatorischen Versorgung und Trophik der Schleimhaut und Mukosa und oftmals zur Chronifizierung der entzündlichen Reaktionen. Dies erklärt die häufigen Exazerbationen von Allergien unter Stressbelastungen.

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Ernährungstherapie bei Allergien

Aus der Zeitschrift: Erfahrungsheilkunde 01/2018

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