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Die Wellen wahrnehmen
Wie man sich vor SEKUNDÄRER TRAUMATISIERUNG und RETRAUMATISIERUNG schützt. Adriane Kobusch
Die Tätigkeiten von Heilpraktikern sind vielfältig, die Praxisschwerpunkte reichen von Akupunktur bis Zen-Handauflegen. Und doch verbindet die meisten derselbe Wunsch: den Ursachen einer Krankheit auf die Spur zu kommen. Das erfordert oft ein hohes Maß an Mitgefühl und die Fähigkeit, sich innerlich berühren zu lassen. Diese Beziehungsarbeit mit Kommunikation auf allen Ebenen ist Bestandteil einer erfolgreichen Therapie. Mehrere Stunden intensiver Arbeit mit Patienten, dem Anhören ihrer Nöte, dem Nachfragen, Hinterfragen, Ermutigen, Ratschläge geben und Behandeln können aber auch zu körperlicher und seelischer Erschöpfung des Therapeuten führen. Es kommt immer wieder vor, dass gerade in Berufen mit hoher - manchmal überhöhter - Erwartungshaltung an sich selbst, Belastungsgrenzen chronisch überschritten werden und die Gefahr eines Burnouts real wird. Man spricht von Mitgefühlserschöpfung (engl. compassion fatigue) als grundsätzliches Risiko einer therapeutischen Arbeit, insbesondere bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Hinzu kommt die Gefahr einer Sekundären Traumatisierung oder Retraumatisierung des Therapeuten selbst. Doch was bedeutet das, wie kommt es dazu, und wie kann man sich davor schützen? Dieser Beitrag befasst sich mit diesen und weiteren Fragen sowie entsprechenden Übungen hierzu.
Häufig in der Praxis: traumatisierte Menschen
In Heilpraxen begegnet man immer wieder, wahrscheinlich häufiger als man annimmt, traumatisierten Menschen. Auch solchen, bei denen die Traumatisierung zunächst gar nicht offenkundig ist. Viele dieser Patienten kommen wegen einer körperlichen Beschwerde wie Kopfschmerzen oder Verdauungsstörungen in die Praxis. Erfahrungemäß offenbaren sich Traumabetroffene häufig erst im Laufe einer Behandlung. Manchmal versuchen sie aber auch, das Traumathema mit aller Kraft zu vermeiden. Und dennoch ist es dann immer mit im Behandlungsraum - ob bewusst oder unbewusst. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass der Patient auf eine Behandlung anders reagiert als angenommen, weil Heilungsprozesse so lange blockiert sind, bis sich das Traumathema gelöst hat.
Für Heilpraktiker - auch solche, die körperbezogene Methoden anwenden - ist es wichtig, traumasensibel zu werden. Zum einen, um Patienten gerechter zu werden. Zum anderen aber auch, um sich selbst zu schützen und keine Überlastung, Sekundäre Traumatisierung oder Retraumatisierung zu erleiden. Dafür sollte man sich bewusst sein, welche besonderen Belastungen die Arbeit mit Traumapatienten mit sich bringt und wie man mit ihnen umgehen kann. So sollen die starken psychischen Erschütterungen des Patienten nicht auf einen selbst übergreifen und die eigenen psychischen Schutzmechanismen überwältigen.
Sekundäre Traumatisierung oder Retrauma-tisierung - aktueller Wissensstand
In den letzten 20 Jahren lässt sich wachsendes Forschungsinteresse an den Auswirkungen der Arbeit mit traumatisierten Menschen auf professionelle Fachkräfte beobachten. Daten zur Berufsgruppe Heilpraktiker gibt es meines Wissens nach nicht. Es ist aber möglich, die Erfahrungen anderer Berufsgruppen zu übertragen. Neue Forschungszentren und Onlineangebote für Psychotraumatologie haben das Ziel, Berufsgruppen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, zu einem fundierten Wissen über die psychosomatischen Zusammenhänge nach Traumata zu verhelfen. Das erleichtert es für Therapeuten, Betroffene zu erkennen, und ermöglicht, ihnen effektivere Hilfen anbieten zu können. Zudem verringert es das Risiko Sekundärer Traumatisierung bei Patient und Therapeut.
Lesen Sie hier den ganzen Beitrag: Die Wellen wahrnehmen
aus der Zeitschrift DHZ - Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 04/2020
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