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4 Fachleute - 4 Behandlungsstrategien: Trigeminusneuralgie

Ein kranker Zahn ist nur ein Verursacher für stärkste Gesichtsschmerzen, es gibt viele andere Auslöser für eine Trigeminusneuralgie. Sie sind auf ganz verschiedenen Ebenen angesiedelt und müssen daher sehr individuell behandelt werden. Lesen Sie, welche Ursachen aus Sicht der Osteopathie, der TCM, der Anthroposophie und der Spagyrik zu diesem starken Schmerzsyndrom führen können und welche vielfältigen Strategien es in der Behandlung gibt.

Die Behandlung unserer Patienten gestaltet sich individuell und ganzheitlich. Deshalb sind die vorgestellten Therapiestrategien unserer Praktiker selbstverständlich keine wahllos zu übernehmenden „Kochrezepte“, sondern vielmehr Anregungen aus dem großen Spektrum heilpraktischer Möglichkeiten. Profitieren Sie von den Erfahrungen Ihrer Kollegen - lassen Sie sich inspirieren für Ihre Praxis und Ihre Patienten!

TCM: Den Schmerz mit der Nadel behandeln

Die Trigeminusneuralgie kennzeichnen einseitige, heftige Schmerzattacken im Versorgungsgebiet der 3 Äste des Nervus trigeminus. Aus deren Verläufen lassen sich die betroffenen Leitbahnen und damit die entsprechenden Akupunkturpunkte ableiten. Die TCM unterscheidet folgende Ursachen: Wind-Kälte als äußerer pathogener Faktor greift das Gesicht an; dies kann sich auch in Wind-Hitze wandeln. Des Weiteren kommen verschiedene Syndrome, z. B. Magen-und Leber-Feuer sowie ein Nieren-Yin-Mangel als Ursache infrage.

Punktauswahl nach Schmerzlokalisation

Als Fernpunkt eignet sich zur Schmerzenbehandlung im Verlauf des 1. Astes 3E 5 sehr gut, zur Schmerzbehandlung im Verlauf des 2. Astes ist Di 4 ein guter Punkt. Ma 44 ist besonders gut geeignet für die Behandlung von Schmerzen im Verlauf des 3. Astes. Als lokale Punkte können Bl 2, Tai Yang, Ma 3, Ma 7 etc. dazu kontralateral sedierend genadelt werden. Vorsicht: Es ist möglich, durch die Nadelung lokaler Punkte einen akuten Schmerzanfall auszulösen!

Punktauswahl nach Syndrom-Muster

Wind-Kälte: Der Patient hat häufig eine Abneigung gegen Wind und Kälte, die Zunge ist meist unauffällig, der Puls ist gespannt. Das Behandlungsprinzip ist, Wind-Kälte auszuleiten, z. B. durch Nadelung folgender Punkte: Gb 20, 3E 5 und Di 4 oder Dü 3, Bl 12, Du Mai 16.

Magen- und Leber-Feuer: Die Hitzesymptomatik steht im Vordergrund, der Patient hat Durst, häufig kommt es zu starker Reizbarkeit. Die Zunge ist gerötet und hat einen dicken gelben Belag, der Puls ist schnell und saitenförmig. Das Behandlungsprinzip ist, die Hitze auszuleiten, z. B. durch Nadelung folgender Punkte: Le 2, Ma 41, Ma 44, Ma 45 und Gb 44.

Nieren-Yin Mangel: Der Patient zeigt eher Mangelsymptome wie Schwäche und leichte Schmerzen im unteren Rücken, er hat gerötete Wangen und schwitzt nachts. Die Zunge ist rot und hat keinen oder nur wenig Belag, der Puls ist schnell und dünn. Das Behandlungsprinzip ist, das Nieren-Yin zu nähren, z. B. durch Nadelung der Punkte Mi 6, Ni 3 und Bl 23.

Wie und wie oft behandeln?

Bei Fülle-Muster Wind-Kälte oder Magen- und Leber-Feuer werden alle Punkte sedierend genadelt. Zeigt der Patient einen Nieren-Yin-Mangel, werden alle Punkte tonisierend genadelt. Die Behandlung kann sich, je nach zugrundeliegendem Muster, über einen längeren Zeitraum erstrecken und sollte 2-3-mal wöchentlich erfolgen.

Anthroposophie: Aufforderung zum Entspannen und Ausatmen

Aus Sicht der Anthroposophischen Medizin liegt der Trigeminusneuralgie ein gestörtes Verhältnis zwischen Empfindungs- und Lebensorganisation zugrunde. Der Seelenleib greift übermäßig stark in die Prozesse des Lebensleibs ein und „verhakt“ sich (sympathische Hyperreagibilität mit gleichzeitig verminderter Vagusausprägung). Dies führt zu einer muskulären, vaskulären, neurologischen und emotionalen Grundtonuserhöhung: z. B. Spasmen in den Hohlorganen, Muskeln (Myogelosen u. ä.) und Gefäßen (Migräne etc.), erhöhter emotionaler Reizbarkeit und Angespanntsein sowie schmerzhaften Reizungen der Nerven. Diese spastische Diathese verstärkt die Auskühlung des Nervensystems, das oft durch rationelle-analytische Überforderungssituationen bereits per se stark unterkühlt ist; degenerative Veränderungen im Gewebe bilden sich. Therapieziel ist es, den Organismus zu entspannen und zu durchwärmen, in die Ausatmung zu geleiten und gezielt die angegriffene Nervenregion zu unterstützen: akut antiphlogistisch, chronisch anti-degenerativ.

Akutbehandlung

  • Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl (D 30-20) + Hypericum ex herba D 30 + Aconitum comp. (alle Fa. Wala), je 1-2-mal tgl. als Mischinjektion s. c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren.
  • 1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda) s. c. an Gb 20 injizieren
  • Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 3-6-mal tgl. 5-10 Glob.
  • Ceres Hypericum 0 (Fa. Ceres), 3 x 3-5 gtt in Wasser

Behandlung der chronischen Trigeminusneuralgie

  • Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl II (D 30-D 8) + Rhus toxicodendron comp. (beide Fa. Wala), je 1-2-mal wöchentlich als Mischinjektion s.c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren
  • 1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda), s.c. an Gb 20 injizieren
  • Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 1 x tgl. 5-10 Glob.
  • Nachbehandlung und Anfallsprophylaxe (z. B. Z.n. Durchnässung oder Unterkühlung): Solum Globuli velati (Fa. Wala), 2-3-mal 5-7 Glob. für 4-6 Wochen

Spasmolytisch-durchwärmende Begleittherapie

Aconit Schmerzöl (Fa. Wala) mit einigen Tropfen Ceres Hypericum 0 (Fa. Ceres) mehrmals tgl. in die betroffenen Hautareale einreiben. Kupfersalbe rot (Fa. Wala) 2-3-mal tgl. in den Nacken einreiben. Salutogenetisch-biografische Beratung zur Rezidiv-Vermeidung!

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Vier Fachleute - Vier Behandlungsstrategien Trigeminusneuralgie

Aus der Deutschen Heilpraktikerzeitschrift 4/2011

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