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An- und Entspannung im Rhythmus
Stress ist eine physiologische Anpassungsreaktion des Organismus auf innere und äußere Anforderungen (Stressoren). Stressreaktionen folgen einem zyklischen und sich nachts umkehrenden Rhythmus von Anspannung und Entspannung. Ob Stress als Eu- oder Distress bewertet wird, ist nicht nur von unbewussten und reflexartigen Vorgängen abhängig, sondern auch von der individuellen Sozialisation.
DAS WORT „STRESS“ ist ein Paradebeispiel für die zweideutige Nutzung eines Begriffs. Die häufige Aussage „Das ist alles sehr stressig“ umschreibt eine hohe Dichte an persönlichen Anforderungen oder situativen Belastungen. Gleichzeitig impliziert sie, dass man eine Situation als negativ bzw. belastend erlebt. In dieser Weise wird der Begriff auch verwendet, wenn man von Stress als mögliche Krankheitsursache spricht.
Im Gegenzug vermittelt eine Aussage wie „Unter Stress funktioniere ich erst richtig gut“, dass Stress auch mit positiven Eigenschaften assoziiert wird. In dem Beispiel signalisiert es die eigene Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Macht Stress nun krank oder leistungsstark?
Krankmacher oder Erfolgsrezept?
Arbeitsausfälle durch stressinduzierte psychische Belastungen am Arbeitsplatz bis hin zum Burn-out-Syndrom haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Im betrieblichen Gesundheitsmanagement hat man sich Stress als „Staatsfeind Nr. 1“ auserkoren. Das geht sogar so weit, dass Arbeitsministerin Andrea Nahles eine Anti-Stress-Verordnung vorlegen will, die Arbeitnehmer vor Stress und psychischer Belastung am Arbeitsplatz schützen soll.
In der aktuellen Literatur werden Stress zudem zahlreiche krankmachende Wirkungen zugeschrieben. Das Spektrum der diskutierten Folgen reicht von muskulären Verspannungen über Organschäden bis hin zu Krebs.
Es findet sich aber auch eine Metaanalyse von 10 Studien zum Thema Stress, die zu folgendem Ergebnis kommt: „Nur 5 Minuten Bewegung in grüner Umgebung bessern Laune und Selbstwertgefühl bemerkenswert gut und lindern signifikant den Stress.“
Dass die Aussagen zu Stress und seinen Wirkungen als mögliche Ursache für Krankheiten so unterschiedlich sind, hat vermutlich einen Hauptgrund: Es existiert derzeit keine einheitlich gültige medizinische Definition von Stress. Vielmehr findet man verschiedene divergierende Konzepte und Modelle. Das sog. Stimuluskonzept z. B. fokussiert sich auf den auslösenden Stressreiz, z. B. ein Unfall, Zeitdruck, eine Injektion. Das sog. Reaktionskonzept hingegen untersucht individuelle physiologische Reaktionen auf den Stressreiz. Es existieren noch weitere Stressmodelle, eine abschließende Einigung auf eine universelle Stressdefinition ist daher eher unwahrscheinlich.
Die Stressreaktion
Laut dem Allostase-Konzept handelt es sich bei Stress um eine durch die Evolution geformte, physiologische Anpassungsreaktion des Organismus auf innere oder äußere Reize (Stressoren), die eine Anforderung oder Herausforderung darstellen. Dabei kann es sich um einen akuten Stressor handeln, z. B. ein Streit oder eine Gefahrensituation, aber auch um eine länger andauernde Belastung, z. B. die Erwerbsarbeit. Grundsätzlich jede Form von Aktivität kann für den Organismus eine Form von Stress bedeuten, auch z. B. ein Spaziergang und sogar Sex. Die Stressreaktionen laufen dabei fast identisch ab, jedoch in unterschiedlichen Ausmaßen. Das Ausmaß einer Stressreaktion wird bestimmt durch die Gewöhnung, Belastungsdauer, Vorhersehbarkeit und Handhabbarkeit der erlebten Situation.
KURZ GEFASST |
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Fight-or-Flight-or-Freeze
Im Laufe der Evolution haben sich 3 Möglichkeiten entwickelt, auf einen Stressor zu reagieren: Man stellt sich im Sinne eines Kampfes und versucht die Stresssituation zu lösen. Man flieht oder geht in die Ohnmacht bzw. Erstarrung hinein, weicht der Situation also aus oder reagiert passiv (z. B. Rechnungen ungeöffnet liegen lassen). Als Zusammenfassung dieser 3 Reaktionsalternativen hat sich bis heute der Begriff „Fight-or-Flight-or-Freeze“ durchgesetzt.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: An- und Entspannung im Rhythmus
Aus der Deutschen Heilpraktiker Zeitschrift 1/2015
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