DMW Walter Siegenthaler Preis 2009

Lernen am Beispiel: „Tübinger Fälle“ prämiert

Der Autorenpreis der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, der nach dem weltbekannten Schweizer Internisten und langjährigen Schriftleiter der DMW Walter Siegenthaler benannt ist, wird traditionell anlässlich des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin verliehen. Eine Besonderheit im Jahr 2010: Prämiert werden nicht die Autoren einer Studie, sondern die Gründer und Herausgeber einer neuen, multimedialen DMW Rubrik, den sogenannten „Tübinger Fällen“.

In der Tübinger Universitätsklinik werden – wie in sehr vielen anderen Krankenhäusern – regelmäßig interdisziplinäre Fallvorstellungen zur Fort- und Weiterbildung der Kollegen gehalten. Die Preisträger, Privatdozent Dr. Karsten Müssig, Prof. Dr. B. Gallwitz, Prof. Dr. H.-U. Häring und Prof. Dr. L. Kanz hatten die Idee, aus diesen hausinternen Fallvorstellungen eine für alle Leserinnen und Leser der DMW, für alle Internisten innerhalb und außerhalb der Universitätsmedizin zugängliche, spannende und zugleich sehr moderne Publikationsform zu entwickeln: elektronisch, interaktiv und multimedial. Lehrreiche diagnostische Erfahrungen, besondere Erkrankungen und Verläufe, teils aber auch schlicht die exemplarische Anwendung einer modernen universitären Hochleistungsmedizin sind Auswahlkriterien für die vorgestellten Fallbeispiele.

Bei den Tübinger Fällen handelt es sich zunächst um Kasuistiken, wie wir sie alle kennen: Fallvorstellungen von Patienten. Sie sind systematisch aufgebaut wie unser ärztliches Handeln: von der Anamnese über Diagnostik und Verlauf bis zur Interpretation und Diskussion des Erlebten. Vom ersten Fall mit dem Titel „Nephrogene Sklerose“ im Jahr 2008 bis hin zum jüngst veröffentlichten 21. Fall zum Thema „Akuter thorakaler Vernichtungsschmerz“ zeigen sie ein weites Spektrum der Inneren Medizin und ihrer Nachbarfächer.

Etwas ganz Besonderes an den Tübinger Fällen ist die Darstellung und die didaktische Aufbereitung: Die Kasuistiken enthalten zum Beispiel Videos aus bildgebenden Verfahren, einprägsame Audiokommentare der Autoren oder auch interaktive Fragen zur Befundinterpretation. Literaturbelege und weiterführende Literaturhinweise sind selbstverständlich verlinkt, so dass jeder Interessierte schnell zur gewünschten Information gelangen kann. Wer eine Anmerkung oder eine Frage hat, kann diese einfach per Mausklick an die Autoren richten.

Die Kasuistik wird auch als „Mutter der Medizin“ bezeichnet. Die systematische und gleichzeitig einfühlende Beschäftigung mit dem Individuum, die exakte Diagnose und die Suche nach der besten Behandlungsform sind tägliche Pflicht und Berufung. Die beste verfügbare Diagnostik und Therapie auf den einzelnen Patienten anzuwenden ist ärztliche Kunst. Den Verlauf zu begleiten, sich über den Therapieerfolg zu freuen oder auch ein Scheitern der Behandlung als Herausforderung zu betrachten, davon lebt die Medizin, und daraus ziehen Ärzte ihre Motivation und Befriedigung.

Es gibt keine Standardpatienten, weder in der Lehre noch in der klinischen Forschung! Individualisierung der Medizin ist ein wichtiges Ziel, dem wir uns alle auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten verpflichtet fühlen sollten. Dafür stehen Kasuistiken, und das ist auch das Besondere an den „Tübinger Fällen“.

Herzliche Glückwünsche an die Preisträger des DMW Walter Siegenthaler Preises 2009 und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit!

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