• Besondere Lage – Terroranschlag

     

Besondere Lage – Terroranschlag

Der Einsatz bei der besonderen Lage eines Terroranschlags unterscheidet sich gegenüber sonstigen Einsätzen bei einem MANV insbesondere bezüglich der Rahmenbedingungen, aber auch der Verletzungsmuster. Hieraus folgen spezifische Versorgungskonzepte und Verfahrensweisen. Dies erfordert eine zusätzliche Qualifikation auch für Notärzte. Die Sicherheit der Einsatzkräfte ist dabei eine Grundvoraussetzung.

Unter Terrorismus ist der Einsatz oder die Androhung von Gewalt gegen Menschen oder Sachen mit der Absicht, politische Ziele zu verwirklichen, zu verstehen. Terrorismus ist eine schlecht beherrschbare Gefahr, jedoch eine große Bedrohung und Herausforderung auch für die westliche Zivilisation. Laut Resolution 1566 des UN-Sicherheitsrats sind „terroristische Handlungen solche, die mit Tötungs- oder schwerer Körperverletzungsabsicht oder zur Geiselnahme und mit dem Zweck begangen werden, einen Zustand des Schreckens hervorzurufen, eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen“.

Terror meint eine Herrschaftsform, die unter Missachtung humaner und demokratischer Prinzipien danach strebt, andere Meinungen, Opposition oder Widerstand zu unterdrücken. Der Terrorismus stellt die gewalttätige Form des politischen Machtkampfs und eine Aggression gegen den Staat und die Gesellschaft dar. Terroristische Anschläge beziehen ihre Motivation aus recht- oder linksgerichtetem Gedankengut, aus ethnischen Konflikten oder religiösem Fanatismus.

Während sich in den 1970er-Jahren der Terror gegen den Staat und vor allem gegen Vertreter aus Politik und Wirtschaft richtete, um mediale Aufmerksamkeit zu erreichen, und die Opferzahlen bei Anschlägen gering blieben, haben aktuelle transnationale Terrornetzwerke große Opferzahlen im Visier (Madrid, London, New York, Nizza, Berlin u. a.).

Erkennen eines Anschlags

Mögliche Terroristen sind nur schwer zu erkennen. Auffallend viele Täter haben eine kriminelle Karriere hinter sich. Ihre verbrecherischen Fähigkeiten erwarben sie als Straßendiebe, Drogenhändler oder kleine Ganoven, bevor sie z. B. für den „Islamischen Staat“ auf Mordmission gingen.

Der Verdacht eines Anschlags liegt nahe, wenn viele gleichartig Verletzte oder Erkrankte an einem Ort anfallen.

Mögliche sichere Erkennungszeichen sind

  • Erkennen eines Sprengstoffgürtels,
  • sichtbare Waffen,
  • Drohgebärden/-rufe („Allahu akbar“ – „Allah ist groß“).

Unsichere Zeichen sind

  • mitgeführte Rucksäcke, Koffer, Taschen,
  • auffälliges Verhalten.

Merke: Den Terroristen erkennt man nicht am Aussehen, sondern am Verhalten.

Ein Attentäter versucht, sich aus seiner Sicht möglichst unsichtbar zu machen und verhält sich nicht dynamisch. Das stereotype Bild – jung, bärtig, arabisch, mit Gebetskette, vor sich hin murmelnd – ist aber falsch. Das unten zusammengefasste Akronym ALERT („alert“ = engl. „aufmerksam“) könnte helfen zu sensibilisieren.

ALERT

  • A: Allein und nervös, lächeln, singen?
  • L: Lockere Kleidung?
  • E: Sichtbare Elektronik?
  • R: Rumpf steif wirkend?
  • T: „Trigger“ – Hände fest geschlossen?

Sich vor einem Terrorakt zu schützen ist nahezu unmöglich. Weder die möglichen Täter noch das Ziel und der Zeitpunkt sind in der Regel vor der Tat bekannt.

Anschlagsziele

Deutschland ist Teil eines weltweiten Gefahrenraums als Ziel islamistischer terroristischer Gruppen. Die Anschlagsziele richten sich fast immer auf Stellen, an denen sich eine Vielzahl von (ungeschützten) Menschen aufhalten. Das können neben Großveranstaltungen z. B. Industrie-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, religiöse und diplomatische Einrichtungen oder kritische Infrastrukturen wie Flughäfen, Bahnhöfe oder Kliniken sein.

Cave: Eine spezielle Bedrohung bedeuten

  • Zweitschläge (Second Hit/Second Strike) – nach dem Anschlag erfolgt ein 2. Anschlag, der eine größere Menge Menschen, z. B. Helfer, Rettungsfahrzeuge und Personal, treffen soll (Boston),
  • Mehrfachanschläge – gleichzeitige Anschläge an mehreren Orten (Paris).

Ein Anschlag in Deutschland, der mit atomaren, radiologischen oder biologischen Waffen ausgeführt wird, wird als eher unwahrscheinlich eingestuft. Zudem dürfte ein Einsatz nuklearer Waffen durch terroristische islamistische Gruppierungen ausgeschlossen sein, denn bisher sind den Sicherheitsbehörden keine derartigen Aktivitäten bekannt, die auf konkrete Beschaffungsaktivitäten radioaktiven Materials hindeuten [4].

Anschlagsformen

Die Anschlagsformen sind differenter Art:

  • Messer, Axt (Stich-, Schnittwunden),
  • Kraftfahrzeuge (Polytrauma),
  • Sprengstoff (Explosionsverletzungen),
  • Schusswaffen (penetrierende Verletzungen).

Hieraus resultieren verschiedene Verletzungen und Verletzungsbilder.

 

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Aus der Zeitschrift Der Notarzt 02/2017

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